Ingolstadt
Hin und Her zwischen Bäumen

08.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Spielen und Lernen im Wald: Die Organisatorinnen des Projektes Waldkindergarten Bettina Brummet (rechts) und Marion Scheithauer (links) sind auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Seit fast einem Jahr versuchen Mütter, im Süden von Ingolstadt einen Waldkindergarten zu gründen. Sie haben nur wenige Gegner und viele Befürworter – trotzdem kommt das Projekt nicht zum Abschluss. Die Zeit wird knapp.

Eigentlich sind alle dafür, das macht die Sache so schwierig. Wenn man wenigstens jemandem die Verantwortung zuschieben könnte, dass der Waldkindergarten immer noch keinen Platz hat. Aber die Mütter betonen: "Die Stadtverwaltung ist für den Waldkindergarten, wir sind auf keinen Widerstand gestoßen." Ein Problem hört sich eigentlich anders an – aber noch gibt es für den Kindergarten keine Lösung.

Bettina Brummet und Marion Scheithauer sind die Organisatorinnen des Projekts. Sie haben zweijährige Kinder. 2009 gründeten die beiden mit ein paar Mitstreiterinnen den Verein "Waldkindergarten Ingolstadt". Ein Waldkindergarten ist eigentlich eine einfache Sache, denn man braucht nichts außer einem Wald und eine Schutzhütte, wo sich die Kinder bei Regen unterstellen und bei Kälte aufwärmen können. Den Unterschlupf hat der Verein schon: einen Baucontainer aus Aluminium, 13 Quadratmeter groß. Nur: Wohin damit? Das ist das Problem.

Zunächst war der Wald bei Zuchering im Gespräch. Das Gelände, das die Arbeiterwohlfahrt gepachtet hat, wäre gut gewesen. "Aber die haben eine andere Nutzungsplanung, das muss man akzeptieren", sagt Brummet. Am zweiten Standort in der Nähe waren die Anwohner dagegen. "Bei Bauanträgen müssen die gefragt werden", erklärt Brummet. Der Antrag muss sein, wegen des Containers.

Die dritte Idee war der Fuchsbogen, ein Stück Wald zwischen Winden und Lichtenau. Für die Baugenehmigung braucht es aber unter anderem einen geschotterten Fluchtweg und eine Wendemöglichkeit für die Feuerwehr. Die gibt es im Fuchsbogen nicht.

Die Frauen organisierten im August eine Waldbegehung in Winden. Mit dabei: das Liegenschaftsamt, das Bauordnungsamt, das Forstamt, das Jugendamt und die Feuerwehr. Es sah zunächst gut aus für den Kindergarten. Aber einige Windener Bauern waren vom Waldkindergarten wenig begeistert. "Wir sind nicht grundsätzlich dagegen gewesen", sagt Werner Froschmeier von der Jagdgenossenschaft Winden. "Aber hierher müssen alle Eltern mit dem Auto rausfahren, und wir kriegen mit unseren Hängern und Schleppern ein Problem." Auch Michael Stolz, der die Jagdpacht für das Gebiet hat, war misstrauisch. Froschmeier erzählt: "Er hat gemeint, das Kindergarten-Gebiet wäre für ihn nicht mehr bejagbar. Da müssen wir befürchten, dass er die Pacht kürzen will."

Der Bezirksausschuss Süd sprach sich daraufhin zwar für einen Waldkindergarten aus, aber gegen den Standort in Winden – eine schwere Enttäuschung für Bettina Brummet und Marion Scheithauer. "Von August bis November sind wir davon ausgegangen, dass es in Winden klappt", sagt Scheithauer. Das Argument, dass die Kinder das Wild verscheuchen, kann sie nicht nachvollziehen. "Da ist immer von lärmenden Kindern die Rede", sagt sie kopfschüttelnd.

Die Gegner haben noch mehr Argumente, vor allem die fehlenden Wege im Wald. Der Bezirksausschussvorsitzende Andreas Held sagt: "Ich war immer gegen den Standort Winden. Das ist wirklich der äußerste Zipfel Ingolstadts und die Versorgung wäre schwierig." Stadtrat Franz Liepold (CSU) ist der gleichen Meinung: "Für mich war der Zucheringer Wald immer besser."

Das zählt für die Frauen nicht. "Winden ist nicht zu schlecht erschlossen. Es gibt Waldkindergärten, die haben ihre Schutzhütte mitten im Wald, da gibt’s gar nichts! Aber die Stadt Ingolstadt ist halt anders als die anderen", klagt Bettina Brummet. Ihr läuft die Zeit davon. Im September soll der Kindergartenbetrieb losgehen, Vorstellungsgespräche für die Betreuer laufen schon. "Anfang März ist Anmeldewoche, und was mache ich dann", fragt sich Brummet. "Die Eltern wollen doch sehen, wo sich die Kinder aufwärmen können."

Vorige Woche haben die Beteiligten den vierten Standort besichtigt – wieder im Zucheringer Wald, in der Nähe des Sportplatzes. Die Geduld aller Beteiligten geht langsam zu Ende. Bettina Brummet ist nicht glücklich über die aktuelle Entwicklung. "Wir werden nach Zuchering gedrängt. Dabei ist das Waldstück, das jetzt zur Debatte steht, ziemlich ungeeignet – es ist sehr belebt und Hunde müssen dort nicht angeleint sein." Sie überlegt, ob sie nicht doch für den Standort Winden kämpfen soll. Aber sie glaubt nicht daran, den Bezirksausschuss umstimmen zu können. "Die wollen halt auch keine Wähler vergraulen." Und wenn bis März nichts geklärt ist? Marion Scheithauer sagt: "Dann haben wir ein Problem."