Ingolstadt
Heißes Chili und fliegende Eier

08.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Herzöge vor der Großbildleinwand: Für das Endspiel im American Football hatten sich Spieler, Trainer, Angehörige und Freunde in der Panther-Sportsbar des ERC Ingolstadt einquartiert.

Ingolstadt (DK) Für Footballspieler ist der Super Bowl ein Pflichttermin: Das Endspiel der nordamerikanischen Profiliga NFL elektrisiert weltweit Millionen Zuschauer. In Ingolstadt feierte die örtliche Mannschaft Dukes (Herzöge) in der Nacht zum Montag eine Party in der Panther-Sportsbar.

Der Super Bowl ist eine Geschichte für harte Jungs. Das gilt sowohl für die Athleten, die mitspielen, als auch für all jene, die sich die Nacht um die Ohren schlagen, um das Spektakel live im Fernsehen zu verfolgen. Was die Fußballfans erst in den vergangenen Jahren entdeckt haben, praktizieren Football-Anhänger und Aktive seit langer Zeit: Sie treffen sich zu Partys und fiebern gemeinsam mit, welche Mannschaft sich nach im Schnitt dreistündiger Spielzeit ganz bescheiden "World Champions", also Weltmeister nennen darf.

In Ingolstadt haben die Dukes (englisch für Herzöge) dieses Jahr die gute alte Super-Bowl-Party wiederbelebt. So wie die Mannschaft mit den schwarzen Trikots und weißen Nummern diesen Sport zurück in die Stadt gebracht hat. Was nicht ganz korrekt ist, denn nach wie vor tragen die Dukes, ein Ingolstädter Verein, als Abteilung der MBB SG Manching ihre Heimspiele in Pichl aus.

Aus Mangel an einer eigenen Vereinsgaststätte quartierten sich die Footballer am Sonntagabend beim ERCI in dessen Panther-Sportsbar ein. Wer nun erwartet hätte, dass sich vielleicht ein paar Eishockeyspieler, von denen viele aus Nordamerika stammen, zu den Dukes gesellen, der wurde enttäuscht. Die 0:5-Pleite am Abend in Straubing hatte ihnen wohl die Laune verdorben.

Doch wie gut, dass es eine zweite Mannschaft gibt: Die jungen Panther feierten ihren Sieg gegen Gebensbach ausführlich am Tresen, während sich die Dukes im gut gefüllten Nebenraum der Bar auf die Leinwand und das Duell New Orleans Saints gegen Indianapolis Colts konzentrierten.

Das ging aber nur, weil sie gut vorbereitet waren: Auf einem Tisch auf der Seite standen zwei Kocher randvoll mit Chili con Carne. Daneben stapelten sich zwei große Kartons Weißbrot. Beim Football ist alles etwas größer dimensioniert, erklärte Kassier Markus Dietrich anhand einer Geschichte von einem Trip in die USA. Er reiste mit Mitspielern im Herbst übers Wochenende nach Texas und schaute sich ein Spiel der Dallas Cowboys im neuen Cowboys-Stadium an. "Da passt die Allianz-Arena zwei Mal rein."

Mit ihren Mitbringsel verzierten Dietrich und Co. die Super-Bowl-Party: Sie hängten die Trikots aktueller Superstars auf. So nah am Geschehen wie der 45-jährige Spielmacher Tommie Lee Hughley war aber noch kein Duke. Er schaffte es vor vielen Jahren schon in die Trainingscamps der NFL-Teams aus Kansas City und San Francisco. "Sein Leben ist Football", sagen seine Kollegen wie Dietrich. Hughley spaßte "Was tue ich nicht alles für dieses Team" als er sich vor dem Chili-Kessel fotografieren ließ und eine Extra-Portion nahm.

Abteilungsleiter Peter Dasch knüpfte in der Zwischenzeit Kontakt zu einigen Eishockeyfans, die sich das Spiel mit den Dukes ansehen. "So ein gegenseitiger Besuch wäre doch ein schöne Sache", meinte Dasch. Die Fans wollen es sich überlegen, sagten sie.

Dann rückte das Spiel in den Mittelpunkt, und das Football-Ei flog in hohem Bogen über den Bildschirm. Als die Colts (Fohlen) Punkte erzielten, spendeten die Ingolstädter Applaus; bei den Saints (Heilige) aus der arg gebeutelten Stadt New Orleans, die noch immer von Hurrikan Katrina gezeichnet ist, gab es regelrecht Jubel. Die Sympathien waren klar verteilt.

Und als dann die Saints tatsächlich die Meisterschaftstrophäe in Empfang nehmen durften, übertrug sich die Euphorie auf die Dukes. Ihre Saison beginnt erst in einigen Wochen. Auch sie wollen dann die Champions sein.