Landkreis Roth
Hilpoltsteins wandelndes Naturlexikon

LBV-Kreisgruppe gedenkt des 100. Geburtstags von Alfred Reinsch - Gebiet um den Froschweiher lag ihm besonders am Herzen

26.02.2021 | Stand 23.09.2023, 5:11 Uhr
100 Jahre alt wäre Alfred Reinsch am Donnerstag geworden. −Foto: LBV

Hilpoltstein - 100 Jahre alt wäre Alfred Reinsch am Donnerstag geworden. Die Kreisgruppe Roth-Schwabach des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) wollte ihrem Ehrenkreisvorsitzenden eigentlich am Froschweiher in kleiner Runde gedenken. Doch auch diese Veranstaltung wurde vorsichtshalber abgesagt. Als ehrenamtlicher Naturschützer war Reinsch in Bund Naturschutz (BN) und LBV über Jahrzehnte ehrenamtlich aktiv und im ganzen Landkreis bekannt.

Alfred Reinsch wurde am 25. Februar 1921 in Braunau in Schlesien geboren. Als Heimatvertriebener fand er mit seiner Frau Susanne zuerst in Meckenhausen und dann bis zu seinem Tod am 24. April 2013 in Hilpoltstein eine zweite Heimat. Zahlreiche Hilpoltsteiner können sich noch an Lehrer Reinsch erinnern, der ihr Interesse an Pflanzen, Tieren und besonders Vögeln weckte. Als Seminarleiter konnte er manchem jungen Lehrerkollegen die Arbeit im Naturschutz näher bringen. Bei vielen Vogelstimmenwanderungen und Exkursionen beeindruckte er seine Zuhörer mit seinem komplexen Wissen um die Zusammenhänge in der Natur. Manch einer nannte ihn nur ein wandelndes Naturlexikon.

Rückblickend kann man sagen, dass er einen Großteil seines Lebens draußen verbracht haben muss. Aber nicht nur theoretisch oder beobachtend, sondern auch praktisch betätigte sich Alfred Reinsch in der näheren und weiteren Umgebung von Hilpoltstein. So war ihm das Gebiet um den Froschweiher, nördlich von Solar, eine Herzensangelegenheit, das er seit 1956 kannte. 1981 wurde es vom Landratsamt als Flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen. Für die jährliche Pflege des Kernbereichs stellte die Stadt Hilpoltstein als Grundstückseigentümerin Personal und Geräte zur Verfügung. Mitglieder von BN und LBV halfen, das Mähgut aus der Wiese zu tragen.

Die botanische Besonderheit ist das Vorkommen von Enzianen, die auf dieser Kalkinsel, umgeben von Keupersandstein, selten sind. Eine sukzessive Verbuschung der Fläche wäre das Ende dieser geschützten Pflanzen. Der Froschweiher selbst wurde als Fischteich aufgegeben und machte seinem Namen wieder alle Ehre.

Heute pflegt die LBV-Kreisgruppe dieses städtische Biotop eigenverantwortlich. Kinder der Realschule helfen beim jährlichen Umwelttag im Oktober, das Mähgut von den steilen Hängen einzusammeln.

2001 hatte sich die Kreisgruppe unter der damaligen Leitung von Michael Simon ein besonderes Geburtstagsgeschenk für Alfred Reinsch ausgedacht. Südlich des Schutzgebiets sollte auf dem Magerrasen ein besonderes Denkmal für ihn entstehen. Mit seinen Schülern sammelte Michael Simon im Herbst 2000 reichlich Eicheln in Hilpoltstein. Rudolf Münzner aus Offenbau fertigte eine Zeitkapsel an, in die eine Zeitung vom 25. Februar 2001, ein Schreiben über Alfred Reinsch und eine Münze eingeschlossen wurden.

Am 1. April 2001 vergrub Alfred Reinsch anlässlich seines 80. Geburtstags diese Zeitkapsel und säte mit den Schülern darüber die Eicheln aus. Mit einem Schutzgitter wurden sie bis heute vor Wildverbiss geschützt. Drei Eichen sind inzwischen zu einem ansehnlichen Ensemble zusammengewachsen. Sie sollen auch zukünftigen Generationen an das Wirken von Alfred Reinsch in Hilpoltstein erinnern.

HK

Ruppert Zeiner