Ingolstadt
Hilfe, die wirksam und nachhaltig ist

Ingolstadt, Grasse und Legmoin stellen auf der Erfurter Afrika-Konferenz ihre Projektpartnerschaft vor

24.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Erfolgreiches Team: Dari Somé, ehemaliger Bürgermeister von Legmoin, sein Nachfolger Bongouna Appolinaire Hien, Annie Duval aus Grasse und Harald Kneitz vom Kulturreferat (von links) präsentierten die Projektpartnerschaft auf der Afrika-Konferenz in Erfurt. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Legmoins neuer Bürgermeister Bongouna Appolinaire Hien hat Ingolstadt seinen Einstandsbesuch abgestattet, begleitet von seinem Vorgänger Dari Somé. Anlass der Reise war die Afrika-Konferenz in Erfurt, wo Legmoin, Grasse und Ingolstadt ihre Projektpartnerschaft vorstellten.

Es ist eine Dreiecksbeziehung, die bestens funktioniert: Denn Ingolstadt, Grasse und Legmoin eint ein starkes Band: Die Not der Menschen in Burkina Faso soll gelindert werden. In diesem Sinne will auch der neue Bürgermeister die Projektpartnerschaft nahtlos fortführen: "Die Zusammenarbeit ist fruchtbar und soll weiter erfolgreich bleiben", sagte Bongouna Appolinaire Hien vor seiner Rückreise zum DK. "Deshalb war mir der erste Kontakt zu Ingolstadt auch so wichtig. Ich fühle mich aufgenommen wie in einer Familie."

"Nachhaltige Partnerschaften auf Augenhöhe" lautete das Thema der Konferenz in Erfurt mit rund 130 Teilnehmern, die darauf abzielte, die kommunale Partnerschaftsarbeit zwischen deutschen und afrikanischen Gemeinden zu stärken. Angesichts der Flüchtlingskrise ein hochaktuelles Thema: Bei Angela Merkels Besuch in Afrika vor zwei Wochen stellte sich erneut heraus, dass die Massenmigration junger Afrikaner nach Europa mit herkömmlicher Entwicklungshilfe nicht einzudämmen ist.

Kommunale Partnerschaftsarbeit hingegen ist nachhaltig wirksam - das beweist das Beispiel Legmoin, das in Erfurt auf großes Interesse stieß: Das Einzigartige an dieser Projektpartnerschaft ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Alles begann, als die französische Partnerstadt Grasse in der Gemeinde Legmoin Brunnen bohrte. Später kam Ingolstadt mit ins Boot. Nach dem Ausbau der Wasserversorgung war "Licht für Legmoin" der nächste Schritt. Am Bau der Photovoltaikanlagen beteiligten sich auch Ingolstädter Unternehmern.

Als Ingolstadt 2012 Unicef-Kinderstadt wurde, setzten sich die Initiatoren zum Ziel, etwas für die Bildung der Kinder zu tun, die bis zur nächsten Schule oft stundenlang durch die Steppe laufen müssen. Sage und schreibe 482 000 Euro an Spenden kamen in dem einen Jahr zusammen - ein Rekordergebnis, mit dem niemand gerechnet hatte. Davon errichtete Unicef zwei Schulen und zwei Kindergärten.

Damit nicht genug: Mit Unterstützung aus Ingolstadt entsteht in Legmoin gerade ein Berufsbildungszentrum, in dem junge Leute handwerkliche Fertigkeiten erlernen können. Dari Somé hat sich entsprechende Qualifikationen in den Ingolstädter Caritas-Werkstätten angeeignet. "Jetzt geht es noch um die Ausstattung - im Frühjahr 2017 kann mit der Arbeit begonnen werden", erklärt Harald Kneitz, im Kulturreferat für die Partnerschaftsarbeit zuständig.

Grasse plant derweil ein Frauenhaus mit kleinen Werkstätten, das Ingolstädter Unternehmerinnen fördern. Dort können sich Legmoins Frauen eine eigene Existenz aufbauen. Oft sind sie es, die für den Unterhalt der Familien sorgen. Annie Duval, Umweltreferentin von Grasse, die ebenfalls zur Afrika-Konferenz angereist war, findet es besonders bemerkenswert, dass die Hilfe für Legmoin fortgeführt wird, obwohl mittlerweile alle beteiligten Stadtoberhäupter gewechselt haben. "Das zeigt, wie nachhaltig wir arbeiten."

Das freut insbesondere Bongouna Appolinaire Hien, der jetzt in Legmoin regiert. Dari Somé, bisher verlässlicher Partner bei der Betreuung der Hilfsprojekte, steht seinem Nachfolger trotz politischer Kontroversen zur Seite: Beide Männer haben begriffen, dass die Hilfe für Legmoin nur dann Bestand hat, wenn alle zusammenarbeiten. "Wir haben schon viel erreicht, stehen aber noch vor enormen Herausforderungen", meinte Hien. "Ich hoffe zum Beispiel, dass die Schulen und neuen Krankenstationen bald auch mit Elektrizität ausgestattet werden."

Mit im Gepäck hatten die Gäste aus Legmoin bei ihrer Rückreise gespendetes Schulmaterial, das von der SPD-Aktion "Grünstift" in Vronis Ratschhaus in der Donaustraße übrig geblieben war.