Ingolstadt
Hier kommt die Konkurrenz

Die Junge Union will sich mit ihrer freien Stadtratsliste von anderen abgrenzen - Frauenanteil fast 50 Prozent

17.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:50 Uhr
Ingolstadts neue bürgerliche Jugendbewegung während ihrer Klausur auf der Nürnberger Burg. Von links: CSU-Stadtrat Markus Meyer, JU-Chef Matthias Witzani, Christian Schulitz, Veronika Hagn, Moritz Zinsmeyer, Maximilian Hagl, Max Kring, Sandra Lukas, Franz Rottenkolber und David Schmidmeyer. −Foto: Junge Union

Ingolstadt (DK) Sie seien keine Konkurrenten für die CSU.

Sondern "lieb gewonnene Mitbewerber". Mit diesem Prädikat versah CSU-Stadtratskandidat Michael Kern im DK vom Mittwoch die abtrünnigen Parteifreunde von der Jungen Union (JU), die am kommenden Sonntag (Beginn 17.30 Uhr im District Five) eine freie Stadtratsliste aufstellen wollen.

"Lieb gewonnene Mitbewerber" - das hat gesessen. Markus Meyer, CSU-Stadtrat seit 2014, Vizevorsitzender der Ingolstädter JU und Mitinitiator des neuen Bündnisses, hat Kerns Worte wohl vernommen: Als Ansporn, noch stärker auf Distanz zu den Konkurrenten von der CSU zu gehen. Diesen Offensivbegriff setzt Meyer bewusst ein: "Je niedlicher wir dargestellt werden, desto stärker wird unsere Abgrenzung ausfallen! " Da wird der Gerolfinger (Jahrgang 1987) deutlich. "Denn wir sind keine niedlichen Kandidaten und genauso wenig eine Tarn-Liste der CSU, auch wenn man uns das im Wahlkampf sicher immer wieder vorhalten wird. "

Zweifellos dürfen die jungen Leute als kommunalpolitische Bewegung von nicht unerheblicher Relevanz gelten. "Wir stellen am Sonntag eine komplette Liste auf", kündigt Meyer an. 50 Kandidaten. "Mit fast genauso vielen Frauen wie Männern, auf der Liste im Reißverschlussverfahren platziert". Damit unterscheidet sich die separatistische Junge Union schon mal von der CSU, die auf ihrer Liste einen Frauenanteil von etwa 25 Prozent erreicht. Die junge konservativ-bürgerliche Alternative kommt - grob überschlagen - auf einen Altersdurchschnitt von um die 30, darunter einige bekannte (Familien)Namen, etwa David Schmidmeyer, Franz Rottenkolber, ein Braumeister, "der mit besonderer Expertise das Thema ,Reinheitsgebot aus Ingolstadt' vertreten wird", sagt Meyer, außerdem Moritz Zinsmeyer, Immobilienmakler in der gleichnamigen Agentur als "Fachmann für Wohnungsmarktfragen", oder Christian Schulitz, Inhaber einer Marketingagentur, "der die Bedürfnisse und Anliegen junger Gründer sehr gut kennt".

Es handle sich um eine freie Liste, betont Meyer, nicht jeder Kandidat sei JU- oder CSU-Mitglied. Außerdem treten an: die Rechtsanwältin Veronika Hagn, die Vizevorsitzende der Wirtschaftsjunioren Mirjan Lauffer-Gerstmeier oder Lena Hutter, Teamleiterin am Donaustrand, sie will vordringlich das Thema "Stadt an der Donau" voranbringen, berichtet Meyer. "Zudem wird mit Chantal Fiedler eine junge Repräsentantin der Banater Schwaben für uns kandidieren und damit neben Norbert Homner aus der Siebenbürgischen Gemeinschaft den Nachwuchs der Landsmannschaften vertreten. "

Die Strategie, möglichst viele gesellschaftliche Milieus und Stadtteile auf der Liste abzubilden, hat die JU von den etablierten Parteien übernommen. "Wir haben Kandidaten aus allen Ortsteilen, etwa Etting oder Irgertsheim", berichtet Meyer. "Und besonders viele aus Mailing. " Dort konnte Ralf Schreiber, Chef des hiesigen Bezirksausschusses, eine ganze Truppe von Kandidaten für die neue Liste rekrutieren. Wichtige Themen werden von jungen Experten besetzt, Sport und Gesundheit etwa von der MTV-Leichtathletin Sofie Nixdorf oder Ökologie und Landwirtschaft von dem Jäger Karl Grabendorfer.

Bei der CSU wird man gewiss genau im Blick behalten, was sich da formiert. Die Reaktionen in der Partei auf die separate Liste der JU seien "heterogen ausgefallen", wie es Meyer diplomatisch ausdrückt. "Je nach persönlicher Beziehung. "

Die Junge Union legt Wert darauf, "eine eigenständige Truppe zu sein", die sich "inhaltlich von den anderen Parteien abgrenzt". Oder ihnen bei aktuellen Fragen Konkurrenz macht. Ganz oben auf der JU-Agenda: ressourcenschonender Wohnungsbau. Meyer: "Wir müssen mit den Geschossflächenzahlen rauf - in Stadtnähe, nicht in Irgertsheim. Wir präsentieren am Sonntag einen Vorschlag dafür, die Anpassung der Geschossflächenzahlen mit dem Einheimischenmodell zu verbinden. " Sollten einige Kandidaten den Einzug in den Stadtrat schaffen, wollen sie "auf die Fridays-for-Future-Bewegung zugehen". Und: "Den zweiten Grünring genau definieren. "

Alles ziemlich grün bei der JU. Ja, sagt Meyer, "die Grünen haben auf unsere Liste ja auch nicht gerade mit Jubel reagiert. "
 

Christian Silvester