Wolnzach
"Hier ist noch viel Potenzial"

Marktplatz-Neugestaltung: Plan für Bauabschnitt II zielt auf weniger Verkehr und mehr Aufenthaltsqualität

18.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:31 Uhr
Wie könnte es aussehen? Auf Interesse stießen die Planungen für den Bauabschnitt II zur Neugestaltung des Marktplatzes, hier konkret die Gestaltungsvorschläge rund um das Kriegerdenkmal. −Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Zu viel und zu schneller Verkehr, zu breite Straßen, zu schmale Gehwege, zu viele Hochbords - bezüglich Aufenthaltsqualität und Verkehrssicherheit im "Wohnzimmer von Wolnzach", also im Bereich des Marktplatzes und speziell zwischen Rathaus und Kirche, ist noch viel Luft nach oben.

Darin sind sich Gemeinde und alle Beteiligten im laufenden Isek-Prozess einig. Angepackt werden soll es im sogenannten Bauabschnitt II der Neugestaltung des Marktplatzes. Der Entwurf dazu wurde am Samstag im Rathaussaal der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Bereich, um den es sich handelt, geht vom Rathausberg (Schlossstraße) über den Marktplatz, endet auf der einen Seite kurz nach der Einmündung in die Preysingstraße, auf der anderen Seite nach der Kurve in die Klosterstraße. "Wir haben hier einiges vor", schickte Bürgermeister Jens Machold (CSU) voraus, sichtlich erfreut über das rege Interesse vonseiten der Bürger. Mit dem neuen Rathausplatz habe die Ortsmitte schon deutlich gewonnen, nun wolle man geschaffene Stärken noch weiter verbessern. Eine große Voraussetzung dafür ist so gut wie in trockenen Tüchern, nämlich dass Marktplatz, Schloss- und Preysingstraße zu Ortsstraßen umgestuft werden, was Anfang des neuen Jahres der Fall sein soll. Auch die finanzielle Unterstützung im Rahmen der Städtebauförderung ist abgeklärt; laut Machold ist der Entwurf für den zweiten Bauabschnitt in Abstimmung mit der Regierung von Oberbayern förderfähig.

Dieser Entwurf hat bereits einige Abstimmungsvorgänge hinter sich, so hat unter anderem der Isek-Beirat beratend daran mitgearbeitet und seine Ideen eingebracht. Als Vertreter sprachen am Samstag Gregor Dierl, Richard Eibel jun. und Nikolaus Schuster. Ihr Blick ging zunächst in die Vergangenheit: Früher waren Markt- und Kirchenvorplatz niveaugleich und eine Einheit, was auf alten Bildern gut zu sehen ist. "Das ist durch die Straßenführung verloren gegangen", so Richard Eibel. Was sich der Isek-Beirat für die Zukunft wünscht, formulierte Nikolaus Schuster so: "den überflüssigen Verkehr rausbringen und gleichzeitig Einkaufen noch möglich machen. "

Wie der betreffende Bereich tatsächlich noch mehr zum "Wohnzimmer" werden kann, in dem man sich gerne und oft aufhält, erläuterte Ottmar Krix vom Architekturbüro Immich. In erster Linie müssen demnach Verkehrsflächen, auf denen jetzt noch die Autos dominieren, reduziert und anderweitig definiert werden. "Hier ist noch viel Potenzial, etwas zu verändern", nahm Krix als Beispiel die stellenweise bis zu zwölf Meter einnehmende Straßenbreite am Rathausberg. Auch die Einmündung in die Preysingstraße sei extrem breit. Ebenfalls verbesserungswürdig: die Hochbords, mehrere Gehweg-Engstellen und der Vorplatz am Kircheneingang und vor dem Kriegerdenkmal. "Insgesamt hakt es gerade an vielen Ecken auf der Kirchenseite", so Krix, besonders im Vergleich zum Bauabschnitt I, dem gegenüberliegenden Rathausplatz.

Eine Verschiebung des südlichen Fahrbahnrands um bis zu zwei Meter von der Kirchenseite her wäre locker drin, erklärte er. Ebenso eine Verbreiterung des Gehwegs um gut 1,20 Meter am Marktplatz auf der Seite vom Gasthaus Post; die Parkplätze dort würden dabei wegfallen. Die Einfahrt von Bussen und Lastwagen in die Preysingstraße verschlechtere sich durch die veränderte Fahrlinie nicht, erklärte der Planer. Für den Bereich des Bauabschnitts II schlägt er einen Pflasterbelag vor, der gut befahr- und begehbar ist, aber dem Autofahrer signalisiert, dass er hier nicht die Hauptperson ist. Eine kleine Aufpflasterung könne den Einstieg in diese Zone markieren und würde automatisch das Tempo drosseln.

Ein großer Teil des zweiten Bauabschnitts betrifft den Kirchenvorplatz, der laut Krix deutlich aufgewertet werden würde. An Ort und Stelle soll das Kriegerdenkmal bleiben, "das wird nicht angerührt". Aber die Fläche davor soll zurückgenommen werden. Zur Gestaltung des Umfelds gibt es vier verschiedene Vorschläge - zum Beispiel mit abgesteppter Sitzmauer in Richtung Kircheneingang oder Einfassung des Denkmals mit einer Mauer. Auch der Treppenlauf in Richtung Unterkirche/Starzenbach könnte in dem Zuge mitsaniert werden. Das alles seien aber nur Ansätze für Vorschläge, erklärte Ottmar Krix.

Dass noch nichts in Stein gemeißelt ist, betonte auch Bürgermeister Machold. Mit der Präsentation des Entwurfs wolle man vielmehr eine Diskussion anstoßen. Wie viel Potenzial das Marktzentrum von Haus aus hat, betonte Isek-Stadtplanerin Barbara Hummel. "Sie haben mit den schönen, farbigen Fassaden rund um den Marktplatz eine perfekte Kulisse", zeigte sie sich begeistert. Und schon jetzt, nach dem ersten Bauabschnitt, sei das Ortszentrum viel mehr zum "Wohnzimmer" geworden.

Die Umsetzung des zweiten Bauabschnitts ist laut Bürgermeister Machold für 2021 angedacht. Die Förderzusagen stehen, demnach könnte nächstes Jahr die Ausführungsplanung gemacht werden und - "wenn es gutgeht" - auch die Ausschreibung. "Ob das zu schaffen ist, kann ich aber nicht versprechen", so Machold.

Katrin Rebl