Wettstetten
"Herz-Infarkt" im Bürgersaal

Künstler und Mädchen aus Wettstetten stellen ihre Werke unter dem Motto "Da bin i dahoam" aus

21.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Versammelt um Wolf Liszkowskis Holzskulptur "Herz-Infarkt": Die Wettstettener Künstlergruppe "Facetten" und ihre Unterstützer im Rathaus (von links): Koni und Traudl Müller, Silke Friedrichsen, Regine Morich (Kulturbeauftragte), Wolf Liszkowski, Dagmar Laffert, Annerose Steer, Sabine Badstuber, Gabriele Kuschill, Bürgermeister Gerd Risch und Kulturbeauftragte Claudia Koch. Auch sieben Mädchen präsentieren zeitgleich ihre schönen Werke (unten). - Fotos: Gülich

Wettstetten (DK) Die Techniken sind so vielfältig wie die Werke, verbindend ist aber das Thema der Ausstellung: "Da bin i dahoam - wo meine Seele wohnt". Zehn Wettstettener Künstler, die seit zwei Jahren in der Gruppe "Facetten" verbunden sind, zeigen derzeit, was für sie Heimat bedeutet.

Für jeden ist etwas anderes dabei: Das wird dem Besucher schnell klar, wenn er den Wettstettener Bürgersaal betritt. Aber diese Unterschiedlichkeit versprüht Charme und Faszination. "Bayerische Flaggen im Universum" und "Wolken über Wettstetten" von Dagmar Laffert oder Koni Müllers "Aufmarsch der Vereine" vor der Kulisse der neuen Ortsmitte thematisieren die Heimat.

Silke Friedrichsens "Bei mir sein", zeigt dagegen - wie viele andere Bilder der Ausstellung - keinen spezifischen Ort. Friedrichsen hat eine unter einem Baum sitzende, lesende Frau gemalt. Ihr Bild strahlt eine große Ruhe und Zufriedenheit aus - und auf diese Weise ein Heimatgefühl, wie es eine Besucherin mit Blick auf die Leserin im Bild auf den Punkt bringt: "Die is wirklich dahoam!"

"Der Mensch ist dort zu Hause, wo sein Herz ist - nicht dort, wo sein Körper ist", zitiert Wettstettens Kulturbeauftragte und Facettenmitglied Claudia Koch passend bei der Vernissage Mahatma Ghandi. Koch hat für ihre Bilder eine besondere Technik entwickelt: "Ich starte normalerweise mit Acrylfarben, lege so einen Untergrund, dann male ich mit Ölfarben darauf", erklärt sie und fügt an: "Ich wollte mal was anderes machen - der Untergrund trocknet so auch viel schneller. Und bei der Technik bin ich dann geblieben", sagt die Wettstettenerin. Unter eines ihrer Werke, das ihre beiden strahlenden Töchter zeigt, hat sie einen Ausspruch von Johann Gottfried Herder gehängt: "Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss."

Wolf Liszkowski ("Ich bin spätberufener Holzbildhauer") zeigt seine Holzexponate gleich am Eingang des Saals und erzählt den Besuchern von der 2004/05 gefällten Esche, deren Holz vor seiner Verarbeitung zehn Jahre bei ihm ruhen und trocknen musste. Und er berichtet von seinem damaligen Herzinfarkt. "Ich wusste in den ganzen Jahren schon genau, was aus dem Stück mal wird", sagt er und deutet auf das große, warme Holzherz mit dunklen Infarktspuren an der Innenseite.

Bürgermeister Gerd Risch gefällt genau diese Vielfalt: "Es ist schön, dass hier so viele unterschiedliche Stile gepflegt werden", sagt er zu den zahlreichen Gästen, bevor das Improtheater "G'schmaxxverstärker" die Zuschauer mit einigen Szenen überrascht.

Die Farbe ist noch nass, als die elfjährige Anna Küppers ihr aktuellstes Werk am Sonntagmorgen ins Ausstellungsfoyer bringt. Zwei Tage nach der Facettenvernissage sind die Wettstettener Nachwuchskünstler an der Reihe: Die Gruppe "Young Art Dimensions" - sieben Mädchen zwischen elf und 14 Jahren - stellt ihre Werke zum Thema "Fantasy" im ersten Obergeschoss aus. "Wir haben alle das gleiche Hobby", sagt die 14-jährige Laura Gaus: "Kunst!" Sie malt am liebsten mit Bleistift, Kohle und Tusche - wie viele ihrer Freundinnen. Auch Acrylfarben sind beliebt.

Dass man sich beim Malen immer wieder selbst motivieren muss, ist den Mädchen insbesondere bei der Ausstellungsvorbereitung klargeworden. "Das ist bei der Kunst ja anders als beim vereinszugehörigen Sportler oder Musiker mit festen Trainings- oder Probenzeiten. Wir müssen uns immer selbst disziplinieren. Da sind Ausstellungen sehr hilfreich - für Erwachsene wie für Jugendliche", so die Kulturbeauftragte Claudia Koch. Sie spreche da aus eigener Erfahrung, sagt sie augenzwinkernd.

Die jungen Künstlerinnen überraschen mit ihren Fantasybildern. Viel Aufmerksamkeit und Anerkennung schlägt ihnen entgegen.

Beide Ausstellungen sind noch bis 3. Juli im Wettstettener Bürgersaal ("Facetten") und im Foyer im ersten Stock des Saalgebäudes ("Young Art Dimensions") zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag und Mittwoch, jeweils von 15 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags zwischen 13 und 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.