Ingolstadt
Kick Kreativität fehlt

Mississippi Bigfoot sind Newcomer beim Ingolstädter Bluesfest

21.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Großartige Sängerin: Christina Vierra ist die charismatische Frontfrau der Mississippi Bigfoot, einer Band mit Potenzial. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) An diesem Bluesfest-Abend in der Neuen Welt in Ingolstadt ist so ziemlich alles neu. Die Band aus Memphis im US-Bundesstaat Tennessee, die sich Mississippi Bigfoot nennt, existiert gerade mal ein Jahr, deren Debut-CD "Population Unknown" ist so pressfrisch, dass sie zwar beim Konzert verkauft wird, im Rest der Welt aber nur über Download zu haben ist.

Und auch der Gitarrist und Sänger Chris Pitts ist erst gerade eben neu zur Band gestoßen, was durchaus auch Auswirkungen auf den Verlauf des Abends haben wird.

Zu Beginn ist man erst einmal schwer beeindruckt. Das Quintett da vorne auf der Bühne erzeugt mächtig Druck, rückt als Gruppe eng zusammen und zeigt sich auch nach so kurzer Zeit bereits bestens eingespielt. Mit Christina Vierra ist zudem eine charismatische, offensive Frontfrau mit an Bord, die nicht nur weiß, wie man ein Publikum auf Touren bringt, sondern auch noch über eine dermaßen mächtige Bluesröhre verfügt, dass man zunächst nur staunen kann.

"Mighty River" gleich zu Beginn lässt die Spannung steigen, und ein knüppelharter Texas-Boogie hinterdrein macht Hoffnung auf mehr. Dann aber passiert es: Die Band hat sich dafür entschieden, konzeptuell eine musikalische Mischung anzurühren, die aus besonders vielen - vielleicht allzu vielen - Zutaten besteht. Traditioneller Delta Blues, Seventies-Rock, Rhythm'n'Blues, Funk, ein paar eigene Stücke, Fremdkompositionen von Albert King, B.B. King und Jimi Hendrix, Klassiker wie "16 Tons" und "Got My Mojo Working", dazu das überraschend blutarme "As The Years Go Passing By", mit dem Chris Pitts statt Christina Vierra wieder einmal die Leitung der Band übernimmt. Das tut er öfter, was dazu führt, dass man mitunter meint, zwei Bands zu hören, eine mit und eine ohne Sängerin.

Insgesamt gesehen fehlt der Formation noch die ureigene, ganz spezifische musikalische Ausrichtung und somit ihre definitive Identität. Besonders nach der Pause wird dies deutlich, als sie doch ab und zu in den Leerlaufmodus schaltet, die Abläufe beginnen sich zu wiederholen, Fremdkompositionen werden zwar adaptiert, aber eben nicht interpretiert und somit auch nicht zu originellen, eigenständigen Covers.

Diese Band hat durchaus Potenzial, erzeugt auf sympathische Weise gute Stimmung und weiß sich akustisch in Szene zu setzen. Aber der entscheidende Kick in der Abteilung "Kreativität und Originalität" fehlt ihr noch. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, die Band ausschließlich auf diese großartige Sängerin auszurichten. Aber wie gesagt: Alles ist noch ziemlich neu in Sachen Mississippi Bigfoot, vielleicht sogar noch zu neu, um sich ein endgültiges Urteil erlauben zu können.