Riedenburg
Herrenschneider mit Leib und Seele

Hans Bühler ist seit 40 Jahren Meister seines Handwerks und führt sein Modehaus in fünfter Generation

04.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:54 Uhr

Mode als Beruf: Hans Bühler erhielt vor 40 Jahren seinen Meisterbrief. Sein Vater übertrug ihm nach der bestandenen Prüfung 1974 die Leitung der Familienschneiderei in Riedenburg. - Foto: Kienle

Riedenburg (DK) Stoffe, Schnittmuster und Modetrends gehören für Hans Bühler zum täglichen Leben. Der 64-Jährige betreibt mit seiner Frau Elisabeth seit vielen Jahren als Herrenschneider das Modehaus Bühler in Riedenburg. Seit 40 Jahren ist er zudem Meister in seinem Handwerk.

Hans Bühler stellte sich als Jugendlicher nie die Frage, welchen Beruf er nach seinem Realschulabschluss lernen sollte. „Für mich war immer klar, dass ich einmal Schneider werde“, erklärt er. Das Handwerk habe ihn schon immer interessiert. Kein Wunder: Sein Vater war ebenfalls Schneidermeister, und führte jahrzehntelang das Modehaus in der Mühlstraße in Riedenburg. Bereits als kleiner Bub im Alter von etwa acht Jahren habe er seinem Vater oder den Gesellen gerne in der Schneiderei geholfen und ihnen die Stoffe oder das Handwerkszeug herbeigeholt. „Ich habe dann immer ein Eis oder ein paar Pfennige dafür bekommen“, erinnert sich Bühler mit einem Schmunzeln.

Nach seiner Gesellenprüfung zum Herrenschneider ließ er sich von 1969 bis 1971 noch zum Textilkaufmann ausbilden. Kurze Zeit später besuchte er seine ersten Meisterkurse in München, auf die vor 40 Jahren die praktische Prüfung folgte. „Wir mussten einen maßgeschneiderten Anzug mit Schnittmustern anfertigen“, erzählt Bühler. Generell gelte der Anzug als die Krönung des Schneiderhandwerks. „Bei dem Kleidungsstück muss einfach alles stimmen, damit es dem Träger später genau passt“, betont der Riedenburger. Gleich nach seiner bestandenen Prüfung habe ihm sein Vater die Leitung der Familienschneiderei übertragen. Hans Bühler führt den Betrieb seither in fünfter Generation. „Gegründet hat ihn mein Ururgroßvater, als er 1850 aus Schwaben nach Riedenburg kam.“ Erst Bühlers Eltern begannen schließlich auch mit dem Textilhandel.

Hans Bühler hat seit seiner Meisterprüfung viele Trends miterlebt und weiß: „Mode wiederholt sich im Laufe der Jahre immer wieder.“ Der Anzug habe sich als Kleidungsstück in Form und Schnitt allerdings nie groß verändert: „Das Sakko ist legerer geworden, und heute trägt man den Anzug auch mal in Kombination mit einem T-Shirt, was früher undenkbar gewesen wäre. Das sind aber nur kleine Veränderungen“, berichtet der 64-Jährige. Lebhaft in Erinnerung ist dem Riedenburger dabei noch ein Kunde, für den er in den 1970er und 1980er Jahren öfter Anzüge geschneidert hat: „Der Mann ist beruflich oft nach England gereist. Von dort brachte er immer die neuesten und modernsten Stoffe mit.“ Die Farben und Muster der Textilien seien total ausgefallen gewesen, und niemand habe damals solche Stoffe in der Region getragen.

Seit Mitte der 1980er Jahre lassen immer mehr Textilfirmen ihre Waren kostengünstig im Ausland produzieren. Dieser Trend wirkte sich auch auf die Schneiderei Bühler aus: „Unsere Schneiderei ist immer mehr zu einer Änderungsschneiderei geworden“, erzählt Bühler. Selbst Textilien in Handarbeit herzustellen sei wegen der Lohnkosten einfach nicht mehr wirtschaftlich. Dennoch ist das Schneiderhandwerk nach wie vor gefragt: „Ich bekomme immer wieder Anfragen von jungen Leuten, die bei uns eine Schneiderlehre machen möchten.“ Für Elisabeth und Hans Bühler sind diese Zeiten jedoch schon lange vorbei. „Wir haben vor acht oder zehn Jahren unseren letzten Lehrling ausgebildet.“

Das Paar denkt zwar noch nicht an den Ruhestand, einen möglichen Nachfolger für das Riedenburger Modehaus gäbe es allerdings. Hans Bühler verrät: „Mein ältester Sohn Hans hat sich in Regensburg zum Textilkaufmann ausbilden lassen. Er hat bei verschiedenen Betrieben Erfahrungen gesammelt und könnte unser Modehaus weiterführen.“