Herausragender Künstler

19.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:52 Uhr

Der Mensch Norbert Richter-Scrobinhusen stand im Mittelpunkt der Rede, die Professor Bernhard Gajek (l.) aus Regensburg, ein langjähriger Freund des verstorbenen Künstlers, hielt.

Schrobenhausen (woe) Erinnerungen an Norbert Richter-Scrobinhusen: Bei der Eröffnung der Sonderausstellung für den 1975 verstorbenen Künstler rief sein langjähriger Freund Professor Bernhard Gajek in einer bewegenden Rede den Mensch Norbert Richter und sein herausragendes Talent ins Gedächtnis.

Norbert Richter-Scrobinhusen, der 1975 im Alter von nur 45 Jahren verstarb, wäre heuer 80 Jahre alt geworden. Das Museums im Pflegschloss widmet dem herausragenden Zeichner und Grafiker aus diesem Anlass eine Sonderausstellung, die einen Einblick in das breite Spektrum seines künstlerischen Schaffens gibt. Zu sehen sind neben zahlreichen grafischen Werken auch einige Gemälde und Aquarelle sowie bisher in Schrobenhausen noch nicht gezeigte Fotoradierungen, so genannte Lichtgrafiken.

Nik Richter, der Sohn des Künstlers, eröffnete die gut besuchte Vernissage – neben zweiter Bürgermeisterin Inge Eberle als Vertreterin der Stadt waren zahlreiche Kunstinteressierte, Freunde und Bekannte sowie einige Kollegen des ehemaligen Kunsterziehers am Schrobenhausener Gymnasiums gekommen – mit einigen Bluesstücken, die er mit der Gitarre vortrug. Dann folgte "In the mood".

Bernhard Gajek hatte sich das Stück gewünscht, weil es am Anfang seiner Verbindung zu Norbert Richter stand. Der Regensburger Professor erinnerte in seiner Laudatio an das erste Zusammentreffen der beiden Freunde. Im Sommer 1950 trafen sich Gruppen der Katholischen Jugend auf der Burg Feuerstein in der Fränkischen Schweiz und diskutierten über Gott und die Welt. "Und zur Welt gehörte die Frage, ob es einem katholischen Christen erlaubt sei, die nach dem Krieg aus Amerika gekommene Jazz-Musik gut tu finden", erzählte Gajek. "Darüber stritten wir Neunzehn-Zwanzigjährigen. Plötzlich sprang ein groß gewachsener, hagerer Bursche mit wilden Locken auf, setzte sich ans Klavier und hämmerte den Boogie-Woogie In the mood in die Tasten."

Gajek traf den Klavierspieler einige Monate später in München wieder. Er erkannte ihn in einer Schlange vor dem Schalter der Universitätsverwaltung wieder, sprach ihn an und erfuhr, dass er Norbert Richter hieß. Von da an entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft.

Gajek verfolgte die künstlerische Entwicklung Richters von den frühen Ölbildern an. Beispiele dafür sind in einem eigenen Raum im Obergeschoss ausgestellt. Gezeigt werden auch Aquarelle des Künstlers, die heimische Motive wie die "Kiefern zwischen Aresing und Rettenbach" zeigen. Im Treppenhaus hängen 13 Proben von Richters Lichtgrafiken, einer seltenen grafischen Technik, die er schon 1964 für eine Ausstellung zum Herbstsalon im Münchner Haus der Kunst angewendet hat. Mehrere Handzeichnungen und 21 Ätzradierungen runden die sehenswerte Ausstellung ab.

Die Sonderausstellung ist bis zum 6. September zu sehen. Im Juni ist das Museum im Pflegschloss täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, im Juli und September jeweils am Mittwoch, Samstag und Sonntag von 14 bis 16 Uhr.