Dietfurt
Herausforderung "Industrie 4.0"

Werkzeugbauer informieren sich über Forschungs- und Bildungsprojekte

26.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Für Wolfgang Boos, Geschäftsführer der WBA, müssen die Werkzeugbauer hellwach sein, was die rasanten Veränderungen vor allem in der Autoindustrie anbelangt. - Foto: Rost

Dietfurt (DK) Unter dem Schlagwort "Industrie 4.0" läuft eine der größten Umwälzungen im produzierenden Gewerbe. Getrieben wird sie vor allem von der Automobilbranche. Sie trifft aber auch Zulieferbetriebe wie etwa den Werkzeug- und Formenbau, wie auf einer Tagung in Dietfurt deutlich wurde.

Digitalisierung, Vernetzung, Robotik - das sind seit geraumer Zeit die beherrschenden Themen in der Industrie. Vor allem die Automobil-, Luftfahrt- und Elektrounternehmen erleben durch die rasanten Fortschritte der Informationstechnologie einen tief greifenden Wandel und damit auch die ihnen zuarbeitenden Betriebe. Beim 7. Halbjahrestreffen der Aachener Werkzeugbau-Akademie (WBA) informierten sich gestern in Dietfurt - am Sitz der Modell- und Formenbaufirma Siebenwurst - gut 150 Vertreter der Branche über aktuelle und künftige Projekte der Akademie.

Größte Herausforderung für den Werkzeugbau, so WBA-Geschäftsführer Wolfgang Boos, sei es, "die traditionell sehr handwerklich geprägte Branche jetzt mit der Digitalisierung zukunftsfähig, das heißt kosteneffizienter und wettbewerbsfähiger, zu machen", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Das bedeute insbesondere, die Mitarbeiter zu befähigen, die immer komplexeren Maschinen zu bedienen, und sie mit den dazu gehörenden Programmen vertraut zu machen. Immerhin, so machte Siebenwurst-Geschäftsführer Christian Karl Siebenwurst deutlich, gehe es zum Beispiel bei einer Fräsmaschine je nach Größe um Werte zwischen 250 000 und bis zu 2 Millionen Euro. Das Unternehmen - mit gut 400 Beschäftigten allein in Deutschland und einem Umsatz von zuletzt 55 Millionen Euro eines der Großen der Branche - investiere denn auch bis zu 800 000 Euro jährlich in die Ausbildung seiner 50 Lehrlinge und die Weiterbildung der Belegschaft.

Bei der WBA spielen angesichts der massiven Veränderungen im produzierenden Gewerbe Themen wie etwa "Industrie 4.0" oder digitale Fertigungssteuerung eine zentrale Rolle bei den laufenden Forschungs-, Beratungs- und Weiterbildungsprojekten, wie Boos deutlich machte. Denn die Werkzeugbauer müssen gerade aus Effizienz- und Kostengründen nicht nur ihre eigene Fertigung immer mehr vernetzen, sondern werden deshalb auch immer enger in die Entwicklung, Konstruktion und Planung ihrer Kunden eingebunden.

Obwohl die Branche nach Einschätzung von Siebenwurst technologisch im Vergleich mit dem Wettbewerb in den USA, in China oder Portugal "auf Topniveau" und "extrem gut unterwegs" ist, besteht doch Handlungsbedarf etwa bei der IT-Unterstützung oder im Bereich Robotik. Gerade was die Entwicklung in der Autoindustrie hin zu elektrischen Antrieben, zum autonomen Fahren oder beim Interieur anbelange, müsse "der Werkzeugbau hellwach sein", sagte Boos. Es werde hier zwar nicht zu einem plötzlichen Nachfrageeinbruch kommen, sondern eher zu mittelfristigen Veränderungen. Eine wirkliche Bedrohung sieht er jedoch beim 3 D-Druck mit Metallen auf die Werkzeugbauer zukommen.