Eichstätt
Hemdsärmelig, salopp und locker

Roland Hefter begeisterte auf der Gutmann-Bühne mit "Des wird schon no"

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Mit Sensus für skurille Pointen: Roland Hefter. −Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) Manche seiner Songs haben absolute Ohrwurm-Qualität, seine gute Laune und positive Stimmung springen von Anfang an auf das Publikum über, und er verfügt über einen Charme und Humor, dem man einfach nur erliegen kann: Die Rede ist von dem bayrischen Liedermacher Roland Hefter, der jetzt im proppenvollen Gutmann-Saal zu Gast war.

 Hier präsentierte er vor rund 120 Besuchern sein neues Soloprogramm "Des wird schon no", gemischt mit Nummern aus früheren Programmen wie "I dad's macha", mit dem er vor ziemlich exakt zwei Jahren ebenfalls auf dieser Bühne zu Gast war.  Hefter ist die Personifikation eines Paradoxons: ihm gelingt das Kunststück, zugleich wie ein g'standnes Mannsbild und ein schlitzohriger Lausbub zu wirken: Mal kratzt er sich verlegen am Ohr, mal scheint er sich zu schämen für "schmutzige" Reime - die er freilich gar nicht selbst vollenden muss, sondern die er das johlende Publikum grölen lässt. Aber dann zeigt er sich unversehens auch als engagierter Bürger, der Solidarität mit Flüchtlingen fordert. 

Der Abend beginnt mit Komplimenten an Eichstätt. "Respekt, des g'freit mi scho, dass so a Haffa Leit do san - in Minga is um die Zeit net so vui los!" Dann setzt das Titellied zur neuen Tournee ein, das Hefter auch bereits auf der neuen CD präsentiert: "Des wird schon no - die Hoffnung stirbt zuletzt", ein Song, der trotz höchst holprig scheppernder Schraubzwingen-Reime beste Stimmung verbreitet: "Lass Dich einfach nimma stressen / wart no mi'm Viagra-Essen".

Ein Vorschlag: Wie wär's denn, wenn Hefter in dieser Strophe künftig reimen würde: "Musst Dich nicht vor Sorgen ducken / wart mit dem Viagra-Schlucken…"?

Neue "Liadl" und bekannte Nummern wechseln sich recht akkurat alternierend ab: Mit "Schlimmer geht's immer" folgt eine Kostprobe aus der neuen CD, auf die sich mit "Weißbier in da Sunn" frei nach Harry Belafonte ein Song anschließt, der "die vier wichtigsten Fragen des Lebens" klärt: "Was ist echte Liebe? Worin besteht der Sinn des Lebens? Wo gibt's das beste Bier? Und wo ist es am schönsten?"

Hefter zeigt sich auf der Bühne absolut locker. Lässig und salopp, hemdsärmlig mit Händen in den Hosentaschen steht er vor dem Publikum und blickt aus bärtigem Gesicht mit Wischmop-Frisur treuherzig-naiv ins Publikum. Jedoch herrscht Perfektion pur, sitzt jeder Griff an der Gitarre, explodiert jede kunstvoll retardierte Pointe, und davon gibt es reichlich zu hören: Denn immer wieder unterbricht er sich inmitten seiner Songs, um Anekdoten und Storys aus dem eigenen Leben zu erzählen, und je verstiegener die daherkommen, desto treuherziger beharrt Hefter darauf, dass "des fei wirkli so passiert" sei. Da geht es um seinen Golden Retriever Sheila, der so alt sei, dass er "eigentlich Helga oder Renate heißen müsste", um das Fliesenlegen nach Schildbürgerart, oder um den als gestohlen gemeldeten Mercedes, der beim Reifenwechsel vergessen wurde. Kracherte Pointen werden so im unschuldigsten Plauderton serviert.

Seine Songs haben einen Sensus für skurrile Pointen: Im Lied "I dad's macha" singt er von der Sehnsucht des Afghanen nach einem Schweinebraten, und in einer urkomischen Phantasie erzählt er vom Versager-Traum, dass er mehrfach in den Computer-Tomografen geschoben, von dem aber immer wieder ausgestoßen werde mit dem Hinweis "Flasche nicht erkannt!" Es geht um die Sehnsucht der Single-Socken aus der Waschmaschine, zum Pärchen zu werden, und immer wieder auch um Sex, urkomisch behandelt im Kontext von Sado-Maso-Phantasien, wobei er Filme wie "Fifty Shades of Scheißdreck" hasse - denn, er "habe es am liebsten ganz normal, ganz normal" ("I bin doch ka Sau"). Lebensweisheiten wie die, dass man "nicht immer 100 Prozent Leistung bringen muss - 80 Prozent reichen völlig!" sorgen für Zustimmung in einer Zeit von Hektik und Überforderung. Nach diesem Abend darf man getrost die Prognose wagen: Sollte Hefter binnen der nächsten zwei Jahre wieder nach Eichstätt kommen, dürfte der Saal sicher kaum weniger gut gefüllt sein…