Heizölpreise - Tanken kann noch teurer werden

28.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

Viele Hausbesitzer stellen ihre Ölheizung nun auf Winterbetrieb um. Wer dabei registriert, dass der Pegelstand im Tank recht niedrig ist, steht vor einer schweren Entscheidung: Jetzt die noch relativ günstigen Heizölpreise nutzen, oder auf fallende Kurse setzen?

Fest steht, der kürzliche Preissprung an den Ölmärkten ist primär von Spekulanten getrieben. Und denen wird Experten zufolge früher oder später die Luft ausgehen. Im Oktober 2009 haben die Ölmärkte eine kräftige Rally hingelegt. Die beiden Rohöl-Leitsorten Brent und WTI sind innerhalb von nur drei Wochen um gut 20 Prozent teurer geworden. Im Sog der internationalen Märkte legte auch Heizöl hierzulande zu. Mitte Oktober überschritten die Heizölpreise im Bundesdurchschnitt die Marke von 60 Cent je Liter. So teuer war der Brennstoff seit Ende 2008 nicht mehr. Ob der Preisaufschwung jedoch so rasant weiter geht, ist ungewiss. Denn die Rally ist rein spekulativ getrieben, meint der Hamburger Ölexperte Steffen Bukold.Konjunkturdaten überzeugen nicht

Das belegt die Analyse von fundamentalen und spekulativen Faktoren. So zeigen die Trends an der New York Mercantile Exchange, der weltweit größten Warenterminbörse, dass Spekulanten in den vergangenen Monaten erheblich Öl-Kontrakte gekauft haben. In der Folge legten die Kurse auch für das physische Produkt Öl beständig zu, erläutert Bukold. Das Kalkül ist klar. Angesichts der sich weltweit abschwächenden Finanz- und Wirtschaftskrise wetten Geschäftemacher auf eine anziehende Nachfrage des weltweit wichtigsten Energieträgers. Doch weder überzeugen die Konjunkturdaten sowie Prognosen in großen Industriestaaten wie USA, Deutschland oder Japan, noch wächst die Nachfrage nach Öl in bedeutenden Schwellenländern wie China oder Brasilien derzeit deutlich.

Tatsächlich liege der weltweite Ölverbrauch im Herbst 2009 weit unter den Zahlen von Ende 2007, bestätigt Steffen Bukold. Hinzu kommt: Während die Rohöllager in Nordamerika, Europa und Asien gut gefüllt sind, ist die Quotendisziplin der Opec-Länder eher schlecht. Die im September von der Organisation erdölexportierender Länder beschlossene Kürzung der Fördermengen wird angesichts klammer Kassen wenig eingehalten. Doch nicht nur Saudi-Arabien, Venezuela oder Kuwait exportieren weit mehr als vereinbart, auch Russland überschwemmt aktuell den Weltmarkt mit Erdöl. Unter dem Strich sprechen als kaum fundamentalen Faktoren für eine weiterlaufende Rallye bei Rohöl.

Die Tanks sind gut gefüllt

Auch das Argument, dass die höhere heimische Nachfrage nach Brennstoff zum Winteranfang traditionell für steigende Preise sorge, überzeugt wenig. Denn die Füllstände bei privaten Verbrauchern sind mit etwa 70 Prozent im Moment recht hoch, sagt Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer des Verbandes für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH). Offenbar haben viele Kunden ihre Tanks bereits im Frühjahr oder Sommer 2009 aufgefüllt, als die Heizölpreise mit etwa 50 Euro pro einhundert Liter auf dem Niveau von Anfang 2007 lagen.

Auf ein rasches Ende der spekulativen Ölblase will sich Bukold jedoch nicht festlegen. Eine solche Phase kann vier, fünf Monate dauern. Wann die Preiskorrektur kommt, ist ungewiss, sagt der unabhängige Ölexperte. An einen starken Abschwung glaubt Funke zumindest nicht: Ich sehe kaum Spielraum nach unten, sagt der VEH-Mann.

Fazit: Das heißt für Besitzer von Ölheizungen - wer mit den bevorrateten Mengen bis ins neue Jahr auskommt, kann durchaus auf ein Ende der Ölpreisrallye setzen. Wer hingegen in den nächsten Wochen nachfüllen will, sollte wohl so rasch als möglich handeln. Denn noch regieren vor allem Spekulanten den Ölmarkt.