Ingolstadt
Heizölkunden greifen tiefer in die Tasche

Preisanstieg um zehn Cent in zwei Wochen - Raffinerie-Explosion spielt nur geringe Rolle

05.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:59 Uhr
Heizöl ist derzeit teuer wie seit vier Jahren nicht mehr. Lieferengpässe gibt es aber nicht. −Foto: Warmuth/dpa

Ingolstadt (DK/AFP) Der an den Rohölpreis gekoppelte Heizölpreis ist nach Angaben des Vergleichsportals Check24 auf ein Vierjahreshoch geklettert.

Der Durchschnittspreis für Heizöl betrug im August 1421 Euro für 2000 Liter, wie das Portal gestern mitteilte. So teuer sei Heizöl zuletzt im Herbst 2014 gewesen. Der Preis stieg in der Region Ingolstadt binnen zwei Wochen um etwa 10 Cent je Liter.

Der Geschäftsführer Energie von Check24, Oliver Bohr, machte "viele Unsicherheitsfaktoren" für die Preisentwicklung verantwortlich. So habe der Konflikt zwischen den USA und dem Iran zuletzt für einen Anstieg des Ölpreises gesorgt, außerdem sei in Förderländern wie Venezuela und Libyen die politische Lage und damit auch die Ölproduktion weiter instabil. Auch drohende Produktionsausfälle in den USA durch Hurrikan "Gordon" sorgten für Unsicherheit.

In Bayern und speziell in der Region wirkt sich allerdings auch die Explosion in der Raffinerie von Bayernoil in Vohburg am vergangenen Samstag aus. Regionale Händler, die bisher die Produkte fast ausschließlich bei Bayernoil sowie der Raffinerie Gunvor bezogen hatten, müssen nun ihre Ware zumindest zum Teil bei weiter entfernten Quellen beziehen, bis aus Karlsruhe oder auch Österreich - das bedeutet einen Transport-Aufschlag.

Von Engpässen kann allerdings keinerlei Rede sein, wie gestern mehrere Händler klarstellten. "Es gibt Öl ohne Ende", sagte zum Beispiel Händler Karl Daum aus Eichstätt. Sein Kollege Thomas Müller, Inhaber der Firma Stiebor in Ingolstadt, kann angesichts von "Panikkäufen" mehrerer Kunden nur den Kopf schütteln. Gleich am Montag hätten die ersten bei ihm angerufen mit der Frage: "Gibt's noch Öl? " Die klare Antwort: "Es gibt genug Öl! " Dass sich der Ausfall der Vohburger Produktion zumindest momentan etwas auf den Ölpreis in Süddeutschland auswirkt, steht außer Zweifel. Müller sagte, am Montagmorgen hätten sich alle Lieferanten erst einmal angesichts der neuen Lage orientieren müssen, jeder Händler habe zunächst sehen müssen, bei wem er in nächster Zeit einkaufen könne, um den spontan entstandenen Engpass auszugleichen. Aber das sei nun geklärt.

Dass die Preise regional zwischen Süd- und Norddeutschland unterschiedlich seien, liegt unter anderem auch daran, dass Rhein und Main Niedrigwasser führen: Die großen Tankschiffe können dort nur mit halber Ladung fahren - die Transportkosten steigen also. Der Mineralölwirtschaftsverband e. V. (MWV) mit Sitz in Berlin wies gestern auf die Lage am Weltmarkt hin, der auch von politischen Vorgängen wie dem Iran-Embargo geprägt werde. Pressesprecher Alexander von Gersdorff sagte auf Anfrage, die Heizölpreise befänden sich derzeit auf einem mehrjährigen Höchststand. Der Rohölpreis liege bei knapp 80 Euro pro Barrel der Nordseemarke Brent, und das habe natürlich auch höhere Produktpreise zur Folge.

"Klar, das ist unschön für Heizölkunden", sagte von Gersdorff. Allerdings seien die gegenwärtigen Preise niedriger als die, die es bis vor vier Jahren gegeben habe. Zuvor, also vor September 2014, seien die Preise lange Zeit auf einem Niveau von über 80 Euro eingependelt gewesen, kurzfristig sogar bei über 90 Euro. Erst ab 2014 habe es einen Preissturz gegeben, bis hinab zu 40 Euro. "Der Preis hat sich seit diesem Tief fast verdoppelt - aber wir waren auch schon mal höher. "

Die Pressesprecherin der Raffinerie Gunvor in Kösching, Susanne Ehrntaler, sagte gestern auf Anfrage, in ihrem Werk herrsche derzeit "ganz normaler Betrieb". Gunvor produziere "nachfragegerecht", habe "hohe Tankvolumina" und arbeite rund um die Uhr. "Wenn der Markt nachfragt, können wir stets reagieren". Das geschehe allerdings nicht hektisch, sondern kontinuierlich.

Richard Auer