Heiteres Boulevardmusical

"Wechselspiel der Liebe" in der Münchner Komödie im Bayerischen Hof

28.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:51 Uhr
Ganz old school: Der Butler (Dirk Bender) und das Familienoberhaupt Tuppy Armstrong (Viktoria Brams). −Foto: Maisel

München - Mutig ist es ja, partout am Aschermittwoch die Premiere eines Boulevardmusicals anzusetzen, wo doch die Zielgruppe der Komödienfans vom Faschingsausklang noch ganz groggy ist.

Oder war die Uraufführung von "Wechselspiel der Liebe" gar als Verlängerung des Faschings gedacht, um die gaudiarme Fastenzeit wenigstens um einen Tag zu verkürzen? Egal, dem Whisky wird in der Inszenierung von Patrik Fichte als Reminiszenz an die vergangenen tollen Tage ebenso kräftig zugesprochen wie der Tür auf-, Tür zu-Dramaturgie, die das Publikum bei Laune hält. Und leichte Kost ist's sowieso, was der Autor Claus Beling, langjähriger Unterhaltungschef beim ZDF, aus Rosamunde Pilchers Herz-Schmerz-Romanvorlage destilliert hat. Eine Verwechslungskomödie natürlich mit Happyend und viel Trouble, da die Sause ja in London und - eh klar - in Cornwall spielt und die Figuren allesamt auf very british getrimmt sind.

Allen voran natürlich der Butler (Dirk Bender), ganz old school, der die Gedanken des spleenigen und verschmitzten Familienoberhaupts Tuppy Armstrong (Viktoria Brams) lesen kann und die Wünsche dieser gar nicht so gebrechlichen Lady, wie sie vorgibt, mit linkisch-serviler Akkuratesse erfüllt. Als die in die Jahre gekommene, exzentrisch-mondäne und reichlich temperamentvolle Ego-Shooterin darf Tuppys Tochter Isobel (Angelika Milster) die Familienmitglieder mit ach so guten Ratschlägen nerven, während Tuppys Enkel Anthony (Manfred Stecher) um Flora Waring (Navina Heyne) buhlt, obwohl er eigentlich deren Zwillingsschwester in den Hafen der Ehe lotsen wollte. Dieses Glück bleibt jedoch dem Womanizer-Arzt Hugh Kyle (Patrik Fichte) vorbehalten, der von der zunächst gehörig kratzbürstigen, schließlich jedoch sehr anlehnungsbedürftigen Musiklehrerin erhört wird. Schluchz und Happyend.

Richard Blackford hat die passende Musik zu all den Songs dieses heiter-sentimentalen Boulevardmusicals geschrieben, das von Liebe und Wehmut, von den Träumen der Zweisamkeit und der Sehnsucht nach Geborgenheit, aber auch von der Vergänglichkeit des Glücks kündet. Dazu prächtige Kostüme (von Ulrike Schuler) und vom Hausherrn Thomas Pekny das adäquate Bühnenbild eines mit viel Blumen und Tafelsilber ausgestatteten Salons, in dem den Verwirrungen und Verwechslungen mit Herzblut gefrönt, sowohl innig als auch inbrünstig gesungen und kernig gesteppt wird. Klar, dass der Applaus des mit reichlich Prominenz aus Film, Theater, Showbizz und Politik durchsetzten Premierenpublikums gewaltig ausfiel.

DK

ZUM STÜCK
Theater:
Komödie im Bayerischen Hof, München
Regie:
Patrik Fichte
Musik:
Richard Blackford
Ausstattung:
Thomas Pekny
Kostüme:
Ulrike Schuler
Dauer:
Zwei Stunden 30 Minuten, mit Pause
Läuft bis:
19. April, Mo. -Sa. 19.30 Uhr; So und Feiertage 18 Uhr
Kartentelefon:
(089) 29 28 10 und 29 16 16 33.