Nacht des langen Messers

Schmerzhafte Liebe im Franken-"Tatort"

28.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:51 Uhr
Sinnieren auf dem Bett des Mordopfers über Leben, Tod und Liebe: die Ermittler Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). −Foto: BR, Hager Moss Film GmbH, Hendrik Heiden

Liebe. Honig. Musik. Ein Sushi-Messer. Die tragenden Elemente des neuen Franken-"Tatorts", zusammengebaut von Regie-Routinier Max Färberböck (69).

 

Das Ergebnis ist ein ruhiges, poetisch angehauchtes Drama - im Stil diverser anderer Arbeiten des anerkannten Autorenfilmers, der schon einige BR-Mordschmankerl inszeniert hat (seine Niederbayern-Ausrutscher "Sau Nummer vier" und "Paradies 505" ausdrücklich ausgenommen). An Färberböcks neuem Opus "Die Nacht gehört dir" könnten melancholische Romantiker Gefallen finden. Und auch Krimifreunde, die in der Fastenzeit gern auf Hochspannung verzichten, kommen auf ihre Kosten. Der Haken an der Sache: Mit dem klassischen "Tatort"-Publikum decken sich diese Zielgruppen nicht unbedingt.

Das mit dem eingangs erwähnten Sushi-Messer erstochene Opfer war eine erfolgreiche Grundstücksmaklerin. Kollegen in ihrer Firma wissen nur Positives über Barbara Sprenger (Anna Tenta) zu berichten, wirklich gekannt hat sie allerdings niemand. Fast niemand. Theresa Hein (Anja Schneider) pflegte offenbar ein etwas näheres Verhältnis und feierte bei der alleinstehenden Barbara daheim in deren Geburtstag hinein. Mit fatalen Folgen. Ihr Mitbringsel war das lange, scharfe Schneidegerät und sie selbst ist die Mörderin - das gesteht die sonst sehr schweigsame Frau Hein aus freien Stücken.

Dass dies bereits in der ersten Hälfte des Films erfolgt, macht die TV-Zuschauer ebenso stutzig wie die TV-Kommissare Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs). So schnell darf das nicht gehen! Erstens hat die vermeintliche Täterin kein Motiv. Zweitens war Barbara als attraktiver Single bis vor ein paar Monaten schwer aktiv auf Onlinedating-Portalen - und dass die des Teufels digitales Werkzeug sind, wissen wir längst aus etlichen anderen Krimis. Zudem irritiert das Foto eines traurigen Kindes auf dem Regal der kinderlosen Toten, ebenso wie die Tatsache, dass sich die Frau - obwohl total unmusikalisch - plötzlich fürs Klavierspielen interessiert hatte.

Es zieht sich ordentlich hin, bis am Ende die tödlichen Liebeswirren halbwegs auseinandergefädelt sind. Doch dies ist weit weniger prickelnd als die Frage, wie es denn mit dem Liebesleben von Felix Voss weitergeht. Der hat in einer köstlichen Einstiegsszene ganz analog, höchst linkisch und verdruckst auf dem Wochenmarkt angebandelt, findet nun nicht nur Honig süß, sondern auch die Dame, die ihn verkauft. Ob der vereinbarte Kinobesuch zu einem Happy End führt? Wir sehnen eine Aufklärung dieses Falls in der nächsten Folge herbei.