Eichstätt
Heißes Rennen, strahlender Sieger

Eichstätter Florian Bergér holte sich beim ersten Red Bull Air Race der Saison in Abu Dhabi Gold

11.02.2019 | Stand 12.10.2023, 9:59 Uhr
Der Flug zum Sieg: In Abu Dhabi hat sich der Eichstätter Kunstflugpilot Florian Bergér den ersten ersten Platz gesichert. Damit gehen zehn Punkte auf sein Konto und die Führung. Auf dem zweiten Platz landete die Französin Mélanie Astles, hinter ihr US-Amerikaner Kevin Coleman. Bergér geht dann wieder im Juni in Russland an den Start. −Foto: Jörg Mitter, Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool

Eichstätt (EK) Da hat er wieder einen rausgehauen: Florian Bergér hat beim ersten Red Bull Air Race der neuen Saison Gold geholt. Damit hat der Eichstätter zum zweiten Mal das Auftaktrennen in Abu Dhabi gewonnen.

"Kein leichtes Rennen, aber ein toller Start in die neue Racingsaison", sagt Bergér. "Und eine super Motivation für die nächsten Rennen", fügt er an. Denn Motivation, die konnte der Eichstätter nach dem Abschluss der Saison 2018 brauchen. Punktgleich mit dem Polen Luke Czepiela hatte er diese abgeschlossen und war trotzdem auf dem insgesamt zweiten Platz gelandet. Damit hatte er den Hattrick - dreimal Gold in Folge - ganz knapp verpasst. Und auch sein großer Traum, endlich in die Masterclass aufzusteigen, musste ein weiteres Mal warten, der Kader der Master ist voll.

Für Bergér hieß das: Entweder er hängt die Air-Race-Karriere an den Nagel oder er tritt noch ein fünftes Jahr als Challenger für Red Bull an. "Aber aufhören kam eigentlich nicht wirklich in Frage", sagt der 30-Jährige jetzt. Sicher habe er sich gefragt, ob er wirklich noch ein weiteres Jahr als Challenger dabei sein soll. "Aber dann habe ich mir wieder klar gemacht, was ich eigentlich für ein Glück habe. Ich muss nicht das fünfte Jahr dabei sein, ich darf", sagt er. Tatsächlich holt sich Red Bull nur die besten Kunstflieger der Welt für die Air Races an den Start und Florian Bergér ist einer davon. Die Rennen, die der Energydrinkhersteller veranstaltet, finden in Ländern wie Ungarn, den USA oder Japan statt, tausende Zuschauer feiern die Piloten der weltschnellsten Rennserie wie Popstars. "Also schlecht erwischt hab ich es auf keinen Fall. Daniel und ich sind jetzt eben sowas wie die Challenger-Opas", sagt er grinsend - womit er ja auch irgendwie recht hat.

Neben ihm und Kumpel Daniel Ryfa aus Schweden, der sogar ein Jahr länger als Bergér dabei ist, hat es keiner geschafft, solange im Kader zu bleiben. Wenige sind in die Masterklasse aufgestiegen, die meisten aber schieden wieder aus, nicht immer freiwillig. "Wir haben schon einige kommen und gehen sehen", sagt der Eichstätter. "Allerdings macht das ja auch irgendwo Sinn so und es bleibt spannend, durch neue Piloten verändert sich der Wettkampf immer wieder."

Auch in dieser Saison hat Bergér wieder drei neue Kontrahenten bekommen. Unter ihnen auch der Österreicher Patrick Strasser, den Bergér bereits von anderen Kunstflugwettbewerben kannte. "Das war eine tolle Überraschung, dass er auch dabei ist, wir verstehen uns gut", sagt Bergér. Bei allem Wettstreit sei es schließlich auch wichtig, was hinter den Kulissen passiert. "Und da haben wir wirklich Glück, wir sind eine tolle Truppe, wir gehen zum Beispiel nach den Rennen auch immer noch gemeinsam essen." Sich gut zu verstehen, das sei wichtig für die Gesamtstimmung. Immerhin verbringen die Piloten mehr Zeit miteinander als nur das Wochenende, an dem ein Rennen stattfindet. "Wir waren jetzt fast zwei Wochen unterwegs, weil wir noch Sicherheitstraining in Amsterdam hatten und dann von dort aus weiter zum Rennen nach Abu Dhabi sind", erzählt Bergér.

Die Stimmung sei gut gewesen und jeder habe sich gefreut, endlich wieder ins Flugzeug zu steigen und sein Können unter Beweis zu stellen. "Ich finde es gerade sehr spannend in der Challengerklasse, weil wir ja mit identischen Flugzeugen ohne Modifikationen fliegen, also Pilot gegen Pilot. Das macht richtig Spaß", so Bergér. Unvorbereitet sei keiner nach Abu Dhabi gekommen, jeder habe die rennfreie Zeit genutzt, um noch ein bisschen besser zu werden, was man laut Bergér auch sofort gemerkt habe.

Neben Rookie Sammy Mason aus den USA gingen ausnahmslos Piloten an den Start, die schon Air-Race-Erfahrung hatten. "Ich habe zwar alle Trainings und das Qualifying gewonnen, aber die anderen haben es mir nicht leicht gemacht", erzählt der Eichstätter. "Man braucht schon gute Nerven, um nicht zu nervös zu werden, auch noch im fünften Jahr." Der Erstplatzierte im Qualifying tritt als Letzter im Rennen an, so lauten die Regeln. "Und da durfte ich also erstmal schön allen anderen zuschauen", sagt Bergér. Seine härtesten Konkurrenten unter der arabischen Sonne: Kevin Coleman aus den USA und die Französin Mélanie Astles.

"Die haben mit ihren guten Zeiten ganz schön Druck aufgebaut", sagt Bergér. "Aber das Wetter war perfekt, das Flugzeug lief gut und ich konnte mich dann doch noch soweit entspannen, dass es gereicht hat." Mit einem Vorsprung von drei Zehntelsekunden auf Astles und fast sieben Zehntelsekunden auf Coleman holte sich Florian Bergér zum zweiten Mal in seiner Air-Race-Zeit den ersten Platz in Abu Dhabi. "Das Schöne ist, dass wir mittlerweile alle so gut fliegen, dass jeder das Zeug zum Gewinnen hat", findet der Eichstätter. "Aber ich finde es natürlich gut, dass ich der war, der gewonnen hat. Und dann schauen wir einfach mal, wie es beim nächsten Mal aussieht", sagt er lachend.

Das nächste Rennen, das der Eichstätter bestreiten wird, ist voraussichtlich das am Wochenende des 15. und 16. Juni im russischen Kasan. Beim Rennen zuvor in Europa wird wohl nicht antreten. Da Red Bull für ein Rennen immer nur sechs Challenger an den Start lässt, der Kader nun aber zwölf Piloten umfasst, wird es immer wieder Rennen geben, die der Eichstätter nicht mitfliegen wird. Geplant ist allerdings, dass am Ende jeder Challenger fünf Rennen bestritten hat. Es soll also auch mal zwei Rennen an einem Ort geben, bei denen dann alle Challenger dabei sind.
 
Das Red Bull Air Race auf einen Blick
Das Red Bull Air Race (RBA) ist die schnellste Motorsportserie der Welt. Die Piloten sind mit bis zu 370 Stundenkilometern unterwegs, dabei lastet während des Rennens rund das Zehnfache ihres Körpergewichts auf ihnen.

Das RBA ist unterteilt in eine Master- und eine Challengerklasse. Die Challenger sind Anwärter auf Plätze im Masterkader.

Ziel ist es, einen Parcours, der mit luftbefüllten Toren aus Pylonen (Air Gates) abgesteckt ist, in möglichst schneller Zeit zu absolvieren.

Bei Regelverstößen wie Pylonenkontakt (drei Sekunden), Überschreiten von 370 Stundenkilometern (eine Sekunde oder Ausscheiden) und inkorrektem Passieren eines Air Gates (zwei Sekunden) drohen Zeitstrafen oder die Disqualifikation.

Nach jedem Rennen werden Punkte verteilt. Im Challenger-Cup erhält der Schnellste zehn Punkte, der Zweite acht, der Dritte sechs und so weiter. Die Rennsaison besteht aus acht Rennen.

Die Punkte aus den fünf besten Durchgängen werden am Ende addiert. Worldchampion wird, wer über die Saison die meisten Punktesammeln konnte.

Bei den Challengern treten an: FlorianBergér (GER),Daniel Ryfa (SWE), Lukasz Czepiela (POL), Kenny Chiang (HKG), Baptiste Vignes (FRA), Patrick Davidson (RSA), Mélanie Astles (FRA), Kevin Coleman (USA), Patrick Strasser (AUT), Dario Costa (ITA), Sammy Mason (USA), Vito Wyprächtiger (SUI).

Der Rennkalender 2019: Bislang stehen noch nicht alle Rennlocations fest. Wieder mit auf der Liste stehen aber bereits Kasan (Russland), Chiba (Japan), Indianapolis (USA) und Budapest (Ungarn). Weitere Rennen soll es in Asien, Europa und Saudi-Arabien geben. 
 

Alexandra Burgstaller