Wolnzach
Ganz schwer auszuräumen

Heftige Schneefälle bringen immer wieder extreme Situationen - und auch unterschiedliche Sichtweisen

11.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:55 Uhr
Schwere Brocken landen vor allem auf schmalen Straßen nach Durchfahrt des Schneeräumers oft auch auf Gehwegen. −Foto: Fuchs

Wolnzach (WZ) Ein paar Haufen sind noch geblieben, vor allem dort, wo die Schneemassen von den Pflügen zusammengeschoben wurden. Letzte Spuren der extremen Schneefälle, die vor einer Woche auch extreme Reaktionen auslösen: Während die einen die Räumdienste für ihren unermüdlichen Einsatz loben, schimpfen andere über zugeräumte Autos und Zufahrten.

"Unsere Leute können den Schnee ja nicht mitnehmen." Julia Merkle sitzt im Hauptamt des Wolnzacher Rathauses, also dort, wo in den vergangenen Tagen wegen der extremen Schneefälle schon einige Male das Telefon geklingelt hat und auch einige Mails wegen des Räumens eingegangen sind. "Wo wir können, geben wir solche Anfragen und Anregungen auch weiter", sagt sie. Aber manche Anliegen von Bürgern seien halt nicht realistisch. Zum Beispiel könne der Markt keine zeitliche Zusage geben, wann genau wo welche Seitenstraße geräumt wird, eine entsprechende Bürgeranfrage sei tatsächlich eingegangen. "Unsere Mitarbeiter halten sich strengstens an unseren Räum- und Streuplan", steht in dem Antwortschreiben, mit dem der Markt darauf reagiert hat. "In diesem sind die Straßen und Wege nach Priorität gelistet, also zu Beginn alle Hauptstraßen und -wege und vor allem auch alle Schulwege." Man bitte um Verständnis dafür, "keine Einhaltung etwaiger Zeiten" zusagen zu können.

Bei so extremen Schneefällen wie in der vergangenen Woche herrschten eben auch extreme Verhältnisse in jeder Beziehung, so das Hauptamt: Alle Mitarbeiter des Winterdienstes arbeiteten mit Hochdruck, seien aber auch immer wieder an ihre Grenzen gestoßen. Nicht nur, wegen der großen Schneemassen, die da vor einer Woche vom Himmel fielen: Auf den Straßen parkende Autos hätten ein sauberes Räumen etlicher Straßenzüge sehr kompliziert. Ein Problem für den Räumdienst und am Ende auch für die Autobesitzer selbst, die am Montagmorgen vor eingeschneiten und zugeräumten Autos standen.

Ein Ärgernis, über das sich nach Informationen unserer Zeitung einige Marktbewohner aufregten. "Aber auch unseren Räumdiensten wäre es lieber, wenn sie alle Straßen glatt räumen könnten", heißt es dazu aus dem Hauptamt. Parkende Autos auf der Straße seien in solchen Situationen ein großes Problem. Im Notfall - wie bei den angekündigten Schneefällen - sollten Autobesitzer, wo möglich, ihre Autos in Garagen oder Hofeinfahrten stellen.

Apropos Hofeinfahrten. So sehr sich die einen freuten, dass am Montagmorgen die Straßen geräumt waren, so sehr regten sich andere über eben diese Arbeit der Räumdienste auf, genauer gesagt über die Ausführung derselben: "Ich bitte Sie, auf das Fachpersonal der Gemeinde in der Weise einzuwirken, dass die Räumarbeiten durch die Gemeinde so ausgeführt werden, dass anderen ihre Arbeit nicht in unnötiger Weise vermehrt und zudem erschwert wird." Sogar einen "Tadel" spricht dieser Wolnzacher in einem der Redaktion vorliegenden Schreiben aus. Schließlich schreibe der Markt sich auf die Fahnen, besonders auf die Bedürfnisse älterer Menschen und solcher mit Handicap zu achten, das Zuräumen von Gehwegen und Einfahrten durch "schwere und große Brocken" stehe in krassem Gegensatz dazu. Denn gerade ältere Menschen könnten so ihrer Räumpflicht praktisch nicht nachkommen. Das wiederum sieht eine andere Wolnzacherin ganz anders, die sich telefonisch in unserer Redaktion gemeldet hat. "Warum räumen die Leute denn nicht?", hat sie angefragt. Einfach einmal selbst zur Schaufel greifen anstatt zu schimpfen, das könne doch nicht so schwer sein, das habe sie - obwohl auch bereits gesetzteren Alters und alleinstehend - ja auch gemacht. Vor allem so manche Geschäftsleute hätten gut daran getan, Parkmöglichkeiten für ihre Kunden frei zu schaufeln, was viele ihrer Ansicht nach nicht im gebotenen Maß taten. "Aber das war halt schon auch eine extreme Situation", gesteht sie ein. Da müsse man dann doch auch verstehen, dass es hier und da nicht so läuft, wie gewohnt.

"Ned gschimpft is globt gnua." Das weiß man auch in der Wolnzacher Marktverwaltung, dementsprechend liefen in solchen Extremsituationen halt immer eher die Anrufe auf, die Beschwerden enthielten, als solche mit einem Lob. "Wo wir können, da reagieren wir natürlich", heißt es dazu im Hauptamt. Die Beschwerden hätten sich dieses Mal "in Grenzen" gehalten, inhaltlich sei es dabei meist um den Zeitpunkt oder aber um die Technik des Räumens gegangen. Letztere kritisiert auch der Briefeschreiber, spricht von einem "nicht sachgerechten Einsatz eines motorbetriebenen Großgerätes".

In der Marktverwaltung kann man darüber nur den Kopf schütteln, von einem "nicht sachgerechten Einsatz" könne keine Rede sein, vielmehr wüssten die Schneepflugfahrer sehr genau, wann die Schaufel wie eingestellt werden muss. Beachtet werden beim Räumen müsste neben vielen anderen Dingen beispielsweise auch die Flussrichtung bei eintretender Schneeschmelze: bei unsachgemäßem Räumen könnte so ganz schnell eine Straße von Schmelzwasser überzogen und so im Ernstfall zur glatten Eisbahn werden.
 
 

Karin Trouboukis