Irgertsheim
Heimliche Hauptverkehrsader?

Die Stadt will die Erchanstraße in Irgertsheim ausbauen – Anwohner fürchten zu hohe Kosten

23.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Auf der Erchanstraße rollt einiges an Verkehr von Ingolstadt kommend nach Irgertsheim hinein, zumal dieser Weg auch von der Staatsstraße 2214 so ausgeschildert ist. Beim von der Stadt geplanten Ausbau der früheren Ortsdurchgangsstraße geht es jetzt um die Kostenbeteiligung der dortigen Grundbesitzer, die etwas geringer ausfallen würde, wenn die Straße als Hauptverkehrsweg gelten würde - Foto: Eberl

Irgertsheim (DK) Für einige wird es womöglich ziemlich teuer: Beim geplanten Ausbau der Erchanstraße in Irgertsheim dürften für die Anlieger teils stattliche Ausbau- oder Erschließungskosten anfallen. Bei einem Infoabend des Bezirksausschusses West wurde es deshalb am Dienstag schon mal lauter.

Bei der Erchanstraße handelt es sich um einen Teil der früheren Irgertsheimer Ortsdurchfahrt, und mancher Anwohner glaubt, dass sie diesen Charakter nie verloren hat. Denn noch immer wird jeder, der mit dem Auto aus Ingolstadt kommt und in den Ortsteil will, an der Einmündung dieser Straße per Wegweiserschild von der Staatsstraße 2214 ins Dorf geleitet.

Die Stadt ist bei ihrer Ausbauplanung davon ausgegangen, dass es sich zumindest um eine Ortserschließungsstraße handelt, die neben dem Anwohner- auch Durchgangsverkehr zu bewältigen hat. Deshalb sollen sich die dortigen Grundbesitzer den Satzungsvorschriften entsprechend mit 50 Prozent an den reinen Straßenausbaukosten beteiligen. Bei reinen Wohnstraßen liegt dieser Anteil höher, bei Hauptverkehrsstraßen aber niedriger. Weitere Kostenbeteiligungen würden für die Erneuerung (teils auch den erstmaligen Bau) von Bürgersteigen anfallen. Die Straße verfügt nur in einigen Abschnitten über Gehwege, die teils auch recht schmal ausgefallen sind.

Tiefbauamtsleiter Walter Hoferer stellte den rund 50 ins Irgertsheimer Sportheim gekommenen Bürgern zwei Ausbauvarianten vor – eine mit einseitigem und eine mit beidseitigem Bürgersteig (Gesamtkosten einmal 803 000, einmal 816 000 Euro). Die Fahrbahnbreite würde im ersten Fall sechs, im zweiten Fall fünfeinhalb Meter betragen. Die Stadt hält einen tieferen (und deshalb auch teureren) Eingriff in den Straßenuntergrund für unumgänglich. Eine reine Erneuerung der Straßendecke, so Hoferer, werde nur wenige Jahre Ruhe bringen und anschließend dieselben Probleme mit Rissen und Aufbrüchen zutage treten lassen.

Weil der (kürzere) östliche Teil der Straße erstmals ausgebaut werden müsste, würden für die Grundstückseigner hier (höhere) Erschließungskosten anfallen, im westlichen Teil, der bereits zu Zeiten der früheren Gemeinde Irgertsheim erschlossen worden ist, kämen etwas günstigere Ausbaukosten zur Abrechnung.

Amtsleiter Hoferer rechnete den Bürgern vor, dass sie nach bisheriger Kalkulation im Westen bei der Variante 1 (nur ein Bürgersteig) mit einer Kostenbeteiligung von 9,50 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche, bei Variante 2 (zwei Bürgersteige) entsprechend mit zehn Euro pro Quadratmeter rechnen müssen. Im Osten schlüge demnach durchweg ein Kostenanteil von 16,50 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Würde lediglich die Straßendecke erneuert, würden die Grundbesitzer bei Gesamtkosten von schätzungsweise 360 000 Euro entsprechend weniger zahlen müssen.

Tatsächlich glaubt aber längst nicht jeder Anlieger, dass es an der Erchanstraße wirklich den großen Wurf braucht. „Straßen, die so ausschauen, finden Sie überall in Deutschland“, befand ein Bürger in Richtung der städtischen Planer. Dass hier durchgehende gepflasterte Bürgersteige benötigt werden, ist ebenfalls nicht jedem ersichtlich, zumal es ja über Jahrzehnte auch anders ging. Weil es im Einzelfall um viel Geld geht, war die Stimmung bei einigen Besuchern des Infoabends durchaus gereizt. „Ich hab’ da 3000 Quadratmeter“, zeigte ein Grundbesitzer die finanzielle Dimension in seinem Fall auf.

Das Argument, wonach die Erchanstraße womöglich für den Ortsteil doch eher die Funktion einer Hauptverkehrsstraße hat oder doch zumindest auf einer Stufe mit der Dreiländerstraße zu sehen ist, will Tiefbauchef Hoferer in seinem Amt nun nochmals prüfen lassen. Versprechen wollte er den Bürgern in Richtung niedriger Kostenbeteiligung aber lieber nichts.

Zeitlich käme das Projekt wohl kaum vor Ende 2016 oder Anfang 2017 zum Tragen. Vorher soll erst einmal die Kanalsanierung auf der alten Ortsdurchfahrt bewältigt werden. Zudem wollen die Stadtwerke vor einem Ausbau noch neue Gasleitungen verlegen (und um neue Gaskunden werben), und auch die Telekommunikationsleitungen sollen möglichst auf den neusten Stand gebracht werden. Dies aber alles ohne direkten Griff ins Portemonnaie der Bürger.