Rohrbach
Heimeliger Mittelpunkt der Familie

Seit 200 Jahren ist das Rohrbacher Schloss im Besitz der Edlen von Koch

24.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Beim Blick durch den Zaun ist das herrliche Äußere des Schlosses gut zu erkennen.

Rohrbach (PK) Seit 200 Jahren und in der siebten Generation ist das Rohrbacher Schloss im Familienbesitz der Edlen von Koch. In den zwei Jahrhunderten ist viel geschehen. "Rohrbach ist uns seit 200 Jahren Last und Lust - und wir wollen dies auch in Zukunft tragen", sagt Franz Edler von Koch.

"So ein Besitz gehört einem nie ganz allein", sagt der Schlossherr. Die Instandhaltung des Anwesens als eines der wichtigsten Kulturgüter der engeren Heimat und Familienmittelpunkt sei eine "nie endende und immer herausfordernd schöne Daueraufgabe", fügt er an. Der frühere Ingolstädter Notar Franz IV. ist eigentlich der "Austragler" auf dem Schloss. Er sieht als Zukunftsaufgabe über den Erhalt des Bestehenden hinaus eine zeitgemäße - vielleicht kulturelle - Nutzung der Wirtschaftsgebäude, des Waldes und des landwirtschaftlichen Grundbesitzes.

Selbst gebaut haben die Edlen ihr Schloss nicht. Am 1. Januar 1816 kaufte der königliche Finanzdirektor Alois Koch von Kajetan Freiherr von Dürsch die Hofmark Rohrbach: bestehend aus Schloss mit Wirtschaftsgebäuden, dem land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitz sowie dem Patrimonialgericht. Dieses Gericht war Kommunalverwaltung, Gericht, Notariat und Polizei in einem - ähnlich den Aufgaben eines amerikanischen Sheriffs. Die Patrimonialgerichte wurden 1838 aufgelöst.

Etwas später, im Jahr 1860, errichtete Josef Edler von Koch den Familienfideikomiss, wonach das Sondervermögen einer Familie ungeteilt in der Hand eines Familienmitgliedes blieb. Diese Kommisse wurde per Gesetz 1919 aufgelöst - und seitdem hängt der Erhalt und Fortbestand des Familienbesitzes vom Zusammenhalt der gesamten Familie ab. Dieser Zusammenhalt funktioniert bis heute, denn Schloss Rohrbach ist in der siebten Generation in Familienbesitz. Mittlerweile ist eigentlich Franz V., ein Münchner Chefarzt, der Schlossherr - und es gibt auch schon einen kleinen Franz VI., der die Tradition weiterführen kann.

Franz IV. Edler von Koch, also der Vater des jetzigen Schlossherrn, plaudert gerne mal ein bisschen aus seinem Leben, gewährt einen Blick hinter die Schlossmauern und bezeichnet sich selbst wie vorgenannt als "Austragler". Er verbringt zusammen mit seiner zweiten Frau Edda mehr als ein halbes Jahr im Schloss Rohrbach, den Rest des Jahres leben die beiden in Ingolstadt oder auf der Burg Falkenstein nahe der luxemburgischen Grenze, die seiner Frau zusammen mit ihrer Schwester gehört.

"Ich war Notar in Ingolstadt und bin seit einigen Jahren im Ruhestand. Jetzt habe ich mehr Zeit und besuche Museen, unternehme kleinere und auch größere Reisen, gehe in die Oper oder ins Theater und ich lese sehr gerne", sagt der Adelige. Wenn dann noch Zeit übrig ist, verbringt er diese mit Urlaubsvertretungen in seiner früheren Kanzlei in Ingolstadt. Und nicht zu vergessen: "Verschiedenste Hausmeisterarbeiten sind im Schloss zu erledigen, unter anderem verlangen die Blumen nach Wasser. Wir haben keine festen Angestellten, nur stundenweise kommen Helfer".

Für den langjährigen Bewohner des Anwesens ist das Schloss nach wie vor etwas ganz Besonderes. "Die großen Räume, das große Stiegenhaus, die schönen Möbelstücke, der große Garten - das ist unser Luxus", sagt er. Bei den von ihm angebotenen Führungen gibt es für ihn immer wieder interessante Begegnungen, ob es die Kinder im Ferienprogramm sind oder Fachleute, die das Schloss besichtigen. "Ich lerne dabei die unterschiedlichsten Menschen kennen."

Früher lebten die Schlossherren von der Landwirtschaft, heute sind die Felder verpachtet. Doch der Waldbestand liegt dem jungen Schlossherrn sehr am Herzen - und er kümmert sich selbst darum. Franz V. besuchte einen entsprechenden Kurs in der Waldbauernschule, auch sein jüngerer Bruder Johannes greift ihm helfend unter die Arme. Der "Austragler" ist sehr froh, dass sein Sohn ähnlich wie er selbst am Familienbesitz hängt, dazu ein Denkmalschützer und sehr praktisch veranlagt ist.

Das Schloss ist und bleibt für die Familie der heimelige Mittelpunkt. Seine zwei Söhne Franz und Johannes sowie die beiden Töchter Klara und Marie Antoinette mit ihren Partnern und zehn Enkelkinder treffen sich hier bei verschiedenen Festen und Familienfeiern. Sie verbringen im Schloss viel Zeit zusammen. "Ich habe Weihnachten noch nie wo anders gefeiert", erzählt Franz IV. und fährt fort: "Eines sollte man immer wissen: Lebensverhältnisse kann man sich erhalten, aber selber nie schaffen. Und man muss gewisse Lasten tragen, denn man möchte auch die Freuden genießen."

Er kam 1943 in einer unruhigen Zeit zur Welt: Verwandte, die ihre Bleibe verloren hatten, lebten im Schloss; Flüchtlinge waren einquartiert; Bedienstete für Haus und Landwirtschaft waren da. Und es ging zeitweise sehr beengt im Schloss zu. "Ein Dorf für sich war es damals. Doch wir vier Geschwister hatten hier eine sehr schöne Kindheit."