Ingolstadt (DK) Bei einer Informationsveranstaltung in Etting prallten Kritiker und Befürworter des Weiterbaus der Nordumgehung Gaimersheim aufeinander. Bürgermeister Albert Wittmann warb dabei weiter für ein Verkehrskonzept, das für alle nördlichen Ortsteile Entlastung bringen soll.
So eine gut besuchte Diskussion dürfte Etting wohl noch nie erlebt haben: Mehr als 250 Bürgerinnen und Bürger aus Gaimersheim, Friedrichshofen, Wettstetten und Etting füllten am Donnerstagabend das Sportheim bis hin zum letzten Platz. Einige standen zwei Stunden lang, um einen teilweise heftigen Schlagabtausch mit vielen Gefühlausbrüchen und einigen Missverständnissen zu erleben. Hauptredner war Ingolstadts Bürgermeister Albert Wittmann, der seine Position zur Nordumgehung Gaimersheim erläuterte. "Mir ist es wichtig, dass jeder zu Wort kommt", betonte Wittmann, der in Etting lebt und den Weiterbau der neuen Trasse in Frage stellt.
Zugleich ergriff der Kämmerer die Gelegenheit, um sich gegen "unsachliche Unterstellungen" zu wehren. "Ich habe keine persönlichen Interessen", hob Albert Wittmann hervor und verwies auf den Ingolstädter Stadtrat, der beim umstrittenen Weiterbau der Nordumgehung das letzte Wort hat und derzeit keine Initiative gegen den Planfeststellungsbeschluss von 2005 ergreift. Auf dem Gebiet des Landkreises Eichstätt sind die Arbeiten auch schon in vollem Gange, um die neue Straße bis zur Ostumgehung von Etting weiter zu bauen. Bürgermeister Wittmann bekräftigte, dass auch die Vorbereitungen im östlichen, Ingolstädter Drittel der Trasse laufen. Mit dem Grundstückskauf sei zum Beispiel gewartet worden, bis die Eichstätter Partner ihre Verträge unter Dach und Fach hätten, um die Preise nicht unnötig in die Höhe zu treiben.
Der erste Entwurf eines neuen, noch nicht veröffentlichen Gutachtens hätten in Wittmann jedoch die Zweifel an dem Erfolg der kompletten Nordumgehung verstärkt: "Der Verkehr durch Etting bleibt. Das muss man wissen", widerspricht der Ettinger den großen Erwartungen, die an den Lückenschluss geknüpft sind. Nach Meinung des Bürgermeisters kann der Audi-Schichtverkehr allein durch den Bau des letzten Teilstücks nicht verringert werden. Entscheidend sei, so Albert Wittmann, dass die Südumgehung Gaimersheim gleichzeitig mit dem letzten Bauabschnitt der Nordumgehung gebaut werde, um auch Friedrichshofen zu entlasten. Er sicherte auch zu, sich für einen Lärmschutz mit Flüsterasphalt und Wall in der Nähe des geplanten Verkehrskreisels zwischen Etting und Wettstetten einzusetzen.
Vor allem die Mitglieder der Bürgerinitiative "Pro Nordumgehung Gaimersheim" attackierten den Bürgermeister heftig und beschrieben die Probleme der Anwohner an der Staatsstraße 2335 in Wettstetten. Ihrer Meinung nach könne nur mit dem Lückenschluss zur Ostumgehung Etting eine Zunahme der Belastung verhindert werden. Die Bewohner der nordöstlichen Baugebiete Ettings wiederum, die nach der Versammlung Unterschriften zur Gründung einer Bürgerinitiative gegen die Nordumgehung sammelten, befürchten eine Zerstörung der intakten Natur vor ihrer Haustür. Den stärksten Applaus des Abends erhielt der Landwirt Hubert Schmidt vom Adlmannsberg. "Mein Betrieb wird durch die Nordumgehung durchschnitten und ich muss unsinnige Umwege fahren", klagte der Wettstettener, der sich gegen den letzten Teilabschnitt stellt. "Ich sehe auch nicht ein, warum die vorhandene Staatsstraße nicht genutzt werden soll."
Artikel kommentieren