Augsburg
Hartnäckigkeit wird belohnt

1. FC Nürnberg gibt im Derby beim FC Augsburg nie auf und holt ein 2:2-Unentschieden

04.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:52 Uhr
Jubel über den späten Ausgleich: Club-Eigengewächs Lukas Mühl gelang beim FCA der Treffer zum 2:2-Endstand. −Foto: Puchner/dpa

Augsburg (DK) Mit Moral und großem Teamgeist hat sich der 1. FC Nürnberg am Samstag einen Punkt beim FC Augsburg erkämpft. Das Rennen um den inoffiziellen Titel der bayerischen Nummer zwei ist nach dem 2:2 (1:0) nicht so klar wie vielleicht im Vorfeld vermutet.

Das positive Charaktermerkmal, eine eingeschworene Mannschaft zu sein, nehmen sowohl der FC Augsburg als auch der 1. FC Nürnberg als kleinere Vertreter der Fußball-Bundesliga gerne für sich in Anspruch. Doch weil der FCA beim schwäbisch-fränkischen Derby noch viel eher in der Favoritenrolle war als der Club, waren es nun vor allem die Nürnberger, die sich nach dem Spiel darauf beriefen.

Lukas Mühl etwa stand in der Mixed-Zone der WWK-Arena und sprach genau davon: dass der Club eine "eingeschworene Truppe" sei, die sich "nie unterkriegen" lasse. Mühl, ein FCN-Eigengewächs, hatte nur wenige Minuten zuvor nach einer Ecke das 2:2 geköpft und die Nürnberger somit wieder einmal für eine beeindruckende Einstellung belohnt.

So bewunderte auch Trainer Michael Köllner hinterher die "Riesenmoral", die seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit gezeigt hatte, und die auch nötig gewesen war, da die Augsburger die ersten 45 Minuten klar beherrscht hatten. Ein besonders gutes Beispiel dafür war Jeffrey Gouweleeuw, eigentlich Innenverteidiger, der gefühlt mehr im gegnerischen als im eigenen Strafraum unterwegs war.

Nach elf Minuten spielte sich der Niederländer mit Jonathan Schmid auf der rechten Seite durch, wo der Franzose schließlich in der Mitte Alfred Finnbogason fand. Es war der sechste Treffer des Isländers im fünften Saisonspiel. Und beinahe hätte er sogar noch einen weiteren nachgelegt, als er per Kopf freistehend knapp verfehlte (35.).

Der FCA hätte zur Halbzeitpause höher führen müssen, und irgendwie wäre es ja auch nicht verwunderlich gewesen. Zumindest gemessen daran, dass die Schwaben - im Vergleich zu den Franken - in den vergangenen Jahren ein etablierter Bundesligist geworden sind, der nicht nur mit Einsatz und Leidenschaft, sondern auch immer mehr mit spielerischen Mitteln zu überzeugen weiß, während die Nürnberger gerade auswärts (0:7 in Dortmund und 0:6 in Leipzig) zuletzt häufig überfordert wirkten.

Tatsächlich war der FCA auch nach der Pause dem Club individuell überlegen. Irgendetwas war bei den Gästen dennoch passiert. "Der Trainer hat in der Pause Klartext gesprochen", verriet Nürnbergs Torhüter Christian Mathenia. "Wir haben dann unser wahres Gesicht gezeigt", ergänzte Alexander Fuchs. Der 21-Jährige war im Sommer 2017 aus der zweiten Mannschaft des TSV 1860 München zu den Nürnbergern gewechselt, wo er sich in dieser Saison zu einer Bundesliga-Stammkraft entwickelt hat.

Nachdem Finnbogason bei der nächsten guten Chance der Gastgeber den Ball an den Pfosten geköpft hatte (53.), erzielte Fuchs gegen schwach verteidigende Augsburger auf der Gegenseite das 1:1 (54.). Zunächst schien es so, als könnte der FCA diesen Ausrutscher korrigieren: Schmid zirkelte einen Freistoß perfekt in den Winkel (59.).

Doch was die Nürnberger anschließend leisteten, beschrieb FCA-Verteidiger Martin Hinteregger treffend mit dem Satz: "Der Club hat uns nie in Ruhe gelassen." Mühls Ausgleich (88.) war so etwas wie eine logische Folge, dass der FCA"beinahe um das Gegentor gebettelt hat", wie Augsburgs Kapitän Daniel Baier feststellte.

Der Aufsteiger jubelte also nicht unverdient über seinen zweiten Auswärtspunkt der Saison. Und weil es zu Hause ohnehin ganz gut für ihn läuft (acht Punkte aus fünf Spielen), beträgt der Rückstand im inoffiziellen Kampf um die bayerische Nummer zwei nach wie vor nur drei Punkte. Viel wichtiger ist dem Club aber freilich der Klassenerhalt, weshalb er im Heimspiel am kommenden Samstag gegen den Tabellenletzten VfB Stuttgart "unbedingt nachlegen muss", wie Mühl betonte.

"Wir haben unser Ziel, diese Woche mit drei Siegen zu beenden, dagegen nicht erreicht, und deshalb sind wir nicht zufrieden", meinte Augsburgs Trainer Manuel Baum. Vier Punkte in der Bundesliga und das Weiterkommen im DFB-Pokal seien aber dennoch in Ordnung. Am Samstag spielt der FCA bei 1899 Hoffenheim. Vielleicht kann er dort ja bei individuell so stark besetzten Gastgebern als eingeschworene Mannschaft punkten.

Matthias Vogt