Neuburg
Reformationsgottesdienst mit Jubiläum

04.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:19 Uhr
Beeindruckendes Bild: Rund 50 Bläser aus vier Posaunenchören formierten sich zum gemeinsamen Jubiläums-Gottesdienst in der Christuskirche. −Foto: Heumann

Neuburg (lm) Natürlich erklang es auch, Martin Luthers Lied von der "festen Burg", Pfarrer Steffen Schiller nennt es gar ein "Kampflied der Reformation".

Und es erklang gestern beim Reformationsgottesdienst der evangelischen Kirchengemeinden in der Neuburger Christuskirche mächtiger als sonst - intoniert von rund 50 Musikern und vor vollbesetzten Kirchenbänken.

Es hat in Neuburg eine schöne Tradition, dass die evangelischen Christen von Apostel- und Christuskirche das Reformationsfest oder eben den sonntäglichen Gottesdienst gemeinsam begehen. In der Vergangenheit taten sie dies in der Schlosskapelle. Spätestens seit der Renovierung samt Neubestuhlung ist die Kapelle aber zu klein geworden; künftig wollen sich die beiden Pfarreien zum Gedenken an die Reformation gegenseitig besuchen. Den Anfang machte heuer die Christuskirche, auch aus einem ganz besonderen Anlass: Der dortige Posaunenchor, der erste südlich der Donau, feiert sein 70-jähriges Bestehen. Es war an Heilig Abend 1948, dass erstmals sechs Bläser den Gottesdienst in der Christuskirche begleiteten. Der aus Oberschlesien stammende Hans Mocka brachte diese tief protestantische Tradition mit in seine neue Heimat und führte sie hier zu großer Blüte. Im ersten Jahr waren es noch fünf Mitstreiter, über 130 Bläser hat Mocka in den Folgejahren ausgebildet. Und drei weitere Posaunenchöre in Marienheim und Untermaxfeld sowie in der Apostelkirche gegründet und aufgebaut. An der Christuskirche selbst war Hans Mocka 30 Jahre tätig, bevor der musikbegeisterte Pfarrer Hans Braun die Leitung übernahm. Die Folgejahre bei beiden Stadtchören gestalteten sich etwas wechselvoll. Zuletzt bemühte sich Ulrich Mocka, das Erbe seines Vaters lebendig zu halten. Von der jungen Kantorin Edyta Müller, die in diesem Jahr nach längerer Vakanz den Dienst antrat, dürfen neue Impulse erwartet werden.

Musik sei auch wesentlicher Bestandteil der Verkündigung im lutherischen Sinne, sagte Pfarrer Steffen Schiller. Martin Luther jedenfalls war selbst passionierter Musiker, der mehrere Instrumente spielte, eine ganze Reihe von Liedern komponierte beziehungsweise umschrieb. Denn der fromme Mönch scheute auch nicht vor Schlagern seiner Zeit zurück, um sie mit neuem Text für die Sache der Reformation dienlich zu machen - etwas völlig Neues in und für die Kirche. Musik spreche "Menschen viel tiefer in der Seele an", sagte Steffen Schiller überzeugt. "Neu hören auf das Wort Gottes" ist für Pfarrer Jürgen Bogenreuther der Kern der Reformation. "So eine Reformation täte auch heute wieder gut. "

Zum Jubiläum gab es für den Posaunenchor eine Auszeichnung durch den Verband der evangelischen Posaunenchöre. Marlene Bissinger aus Möttingen als Vertreterin des Landesposaunenrates erinnerte an wichtige Stationen in der 70-jährigen Geschichte, als Hans Mocka auch mal 500 Musikanten im Hofgarten aufspielen ließ. Viele Jahre aktiv dabei sind Hans Kiecke (60 Jahre) und Fritz Kroll (50), die dafür eine besondere Ehrung erhielten.