Ingolstadt
Hartmuts Heldengedenktag

20.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr

Auf der Suche nach Helden: Helmut Schleich. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Helmut Schleich ist Hartmut Schlauch. Als solcher sammelt er Helden. Im Kopf natürlich, nicht auf Sammelbildchen, aber dennoch wohlgeordnet. Es gibt Dubletten, besonders rare Exemplare und natürlich auch den "allerletzten Helden", der der Sammlung die ultimative Note gibt. Und weil der so besonders wertvoll ist, heißt nach ihm Schleichs Programm, das er in der ausverkauften Neuen Welt vorstellt.

Nun wirft das Thema freilich entscheidende Fragen auf. War Alexander der Große wirklich ein Held oder nicht doch eher ein Menschenschlächter? Waren die Helden von Troja nicht doch ganz gemeine Mörder? Und wie sind die Helden des Alltags einzuordnen, etwa die bedingungslosen Alleskönner aus der Zunft der Heimwerker? Und sind Fußballer und Radfahrer wirklich Helden, auch wenn sie keinen ganzen Satz von sich geben können?

Wie auch immer, Schlauch alias Schleich lässt sie alle aufmarschieren, aber nicht um ihnen zu huldigen, sondern um sie genüsslich zu demontieren oder – noch besser – sie sich selbst demontieren zu lassen. Unschuldig steht das Mahnmal für die Helden zweier Weltkriege auf der Bühne herum, ebenso unschuldig wirkt Schleich, wenn er sich anschickt, dort die Opfer aus dem Kosovo und Afghanistan einzumeißeln, was schräg, aber auch irgendwie folgerichtig ist.

Mit unbändiger Fabulier- und Darstellungslust macht er sich über die Kaste der Politiker her – sein Franz Josef Strauß ist Furcht einflößend echt –, lässt Möchtegern-Promis sich selbst entblöden und das Personal aus der Rubrik "Leute von heute" alt aussehen. Schleich streut den von seinen Opfern abgesonderten blühenden Unsinn voller Häme zwischen seine messerscharfen Analysen zum Zeitgeist und dem daraus resultierenden allgemeinen Unfug.

Am Ende findet er dann doch noch den "allerletzten Helden". Und zwar in seiner eigenen Person, die freilich leicht heldenhaft sein kann in einer Welt, in der es gar keine Helden mehr gibt. Dass es bis zu dieser Erkenntnis mancherlei Umwege bedarf, bei denen es ihn im Hinblick auf die Zielstrebigkeit seines Unterfangens fast aus der Bahn trägt, weil er in einigen Szenen doch gefährlich abschweift, macht nichts, denn Helmut Schleichs groteskes Kabarett ist so klug ausgedacht und wird so witzig dargereicht, dass nach gut zwei Stunden viel zu früh Schluss ist.