Gungolding
Harter Schlag für "Jumaner"

Deutliche Kritik an angekündigter Schließung des Gungoldinger Natursteinunternehmens

12.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:34 Uhr

Juma, das einstige Vorzeigeunternehmen der heimischen Natursteinindustrie, wird abgewickelt. Gut fünf Jahre, nachdem die Ingolstädter Schabmüller-Gruppe den damals insolventen Betrieb übernommen hat, soll Ende Juni 2016 Schluss sein. Juma habe durchgängig Verlust geschrieben, wie es heißt. Betroffen vom Juma-Aus sind 130 Mitarbeiter - Foto: Knopp

Gungolding (EK) Die Mitteilung war ebenso kurz wie unmissverständlich: Ende Juni 2016 stellt das Natursteinunternehmen Juma mit Sitz in Gungolding seine Geschäftstätigkeit ein. Betroffen sind rund 130 Mitarbeiter. Für viele kam das Ende überraschend, für manche offensichtlich nicht.

Das Aus für das 1932 gegründete Traditionsunternehmen (siehe Infokasten) ist besiegelt. Am Mittwoch teilte die Geschäftsleitung mit, dass der Betrieb zum 30. Juni 2016 geordnet eingestellt wird. Wie es in dem Schreiben weiter heißt, „sah sich Juma aufgrund einer nachhaltig anhaltenden negativen Geschäftsentwicklung mit enormen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, welche den Fortbestand des Unternehmens gefährden“. Die derzeitige Schwäche der Märkte China und Russland würde den Druck noch verstärken.

Tobias Leichs, Vorsitzender des Betriebsrats, findet die Begründung „schon komisch.“ „Die Auftragsbücher sind voll“, so Leichs auf Anfrage unserer Zeitung, „wir haben immer durchgearbeitet.“ Als „Zuschussgeschäft“ bezeichnet dagegen Geschäftsführer Michael Holzäpfel den laufenden Betrieb – und das bereits seit 2010, als die Ingolstädter Schabmüller-Gruppe die zuvor in Insolvenz gegangene Juma übernommen hatte: „Irgendwann muss man die Reißleine ziehen.“ Grund sei das Wegbrechen der ausländischen Märkte und ein „mörderischer Preiskampf“: „Es sind Überkapazitäten geschaffen worden, aber die Nachfrage verdoppelt sich ja nicht gleichzeitig.“

Mit der Badezimmer-Design-Linie „Juma exclusive“ wollte das Unternehmen dem Trend zu „immer billiger, billiger, billiger“ entgegenwirken und den Juramarmor hochwertiger präsentieren. An diesem Konzept scheinen sich aber im Betrieb die Geister zu scheiden: Hinter vorgehaltener Hand ist jedenfalls bei den „Jumanern“ zu hören, dies sei „die falsche Schiene“ gewesen. Das wiederum lässt Holzäpfel so nicht stehen: Die neuen Produkte – wie die Badewannen/Dusch-Kombination namens Jumamba – hätten durchaus ihre Effekte gehabt, „aber man kann nicht mit zehn Prozent die anderen 90 Prozent auffangen“. Gemeint ist das schwächelnde Kerngeschäft mit Böden, Fensterbänken, Arbeitsplatten für Küchen oder Fassaden.

„Dazu will ich mich nicht äußern“, meint Betriebsratschef Tobias Leichs über die Unternehmensstrategie der vergangenen Jahre. Deutlicher wird er, was die Rolle von Schabmüller, eigentlich ein Automobilzulieferer, angeht: „Wir fühlen uns da etwas alleingelassen und hatten mehr Hoffnungen in die Schabmüller-Gruppe gesetzt.“

Trotz „permanenter Zufuhr von Kapital“ sei Juma „wirtschaftlich nie in die Erfolgsspur“ gekommen, so Franz Schabmüller jun. dazu. Als Familienunternehmen habe man das Engagement bei Juma als langfristiges Investment gesehen, „es ist aber auch für die Zukunft keine Besserung in Sicht“. Der Entscheidung zur Schließung, „die uns sehr schwer gefallen ist“, sei ein langer Prozess vorausgegangen: „Es wurden viele Szenarien durchgespielt.“ Am Ende seien manche Prognosen aber noch im Negativen übertroffen worden.

Für Tobias Leichs ist das absehbare Ende von Juma „ein harter Schlag“: „Nächstes Jahr haben wir 130 Arbeitslose mehr.“ Viele von ihnen seien schon Jahrzehnte bei Juma und wegen ihres Alters entsprechend schwer zu vermitteln. Den angebotenen Interessenausgleich könne der Betriebsrat nicht akzeptieren: „Die wollen uns möglichst billig loswerden. Das werden wir uns auf gar keinen Fall bieten lassen.“ So werde man wohl vor die Einigungsstelle ziehen müssen. Geschäftsführer Michael Holzäpfel betont dagegen, die kommenden Monate böten noch genügend Zeit, den Betrieb „sauber zu beenden“: „Aber natürlich muss immer hart verhandelt werden.“ Den betroffenen Mitarbeitern sollen freie Stellen in der Schabmüller-Gruppe angeboten werden, außerdem werde man sich über entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen unterhalten. Für Tobias Leichs nur ein schwacher Trost: „Den meisten hier ist Juma eine Herzensangelegenheit.“