Hilpoltstein
Harte Klänge zwischen Geige und Dudelsack

Rock hinter der Burg lockt 600 Besucher – Vier Bands bringen die Stimmung zum Brodeln

27.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr
Rock hinter der Burg −Foto: Frank, Oliver, Hilpoltstein

Hilpoltstein (HK) Über 600 Musikfans hat Rock hinter der Burg am Samstagabend bei traumhaftem Wetter angelockt. Die vier Bands Brush, Building Everland, Scherf & Band und Vera Lux überzeugten mit einer Bandbreite von Acoustic-Rock über Punk bis hin zu Deutschrock und Folk-Metal.

Schon kurz nach 19 Uhr haben es sich die ersten Gäste auf dem Rasen und den Bänken vor der malerischen Kulisse der Burg gemütlich gemacht. Einer davon ist Thomas Wagner aus Hofstetten, der mit seiner Tochter Lara (8) zum ersten Mal „Rock hinter der Burg“ besucht. Die beiden beobachten die Besucher, von denen viele T-Shirts von kultigen Bands wie Aerosmith, Guns’n’Roses oder Slime tragen – und von Vera Lux, die an diesem Abend als letzte Band auftreten wird.

Doch bevor es richtig laut und rockig zugeht, schlagen Brush zum Auftakt erst einmal ruhige Töne an. Mit Acoustic-Rock können die drei Musiker aus dem Großraum Hilpoltstein vollends überzeugen. Sänger und Gitarrist Florian Barthel singt mit seiner warmen und klaren Stimme sanfte und gefühlvolle Stücke aus eigener Feder. Dabei geht es meist um die kleinen Dinge des Lebens, die jeder genießen und schätzen soll. Unterstützt wird Barthel von Ronny Hartung (E-Bass) und Michael Feyerlein (Percussion). Mit dem Stück „Jenny“, über eine fiktive Person, die keine Freude im Leben findet, verabschieden sich Brush von der Bühne und ernten wohlwollenden Applaus.

Ehe mit Building Everland die nächste Band ihren Auftritt hat, macht sich Daniel Fürnkäß auf den Weg durch das Publikum zur Hutsammlung, die wohl eher als Topfsammlung zu bezeichnen ist. Großzügig werfen die Gäste Münzen und Scheine in den großen orangefarbenen Kochtopf im Retrolook aus den 70er Jahren. Schließlich kostet „Rock hinter der Burg“ keinen Eintritt. Das steht auch auf den Eintrittskarten, die als Flyer für eine Verlosung dienen, die zwischen den Musik-Acts über die Bühne geht. Thomas und Lara gehen bei der Verlosung zwar leer aus, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Während Lara mit ihren Freunden am Gelände spielt und tobt, wartet Thomas auf die nächste Band. Mittlerweile ist die Dämmerung angebrochen, die Nebelmaschine kommt zum Einsatz und Building Everland stürmen mit Pop-Punk die Bühne. Langsam kommt Bewegung ins Publikum, die Ersten stehen auf und bewegen sich rhythmisch zu den mitreißenden und energiegeladenen Songs der Band aus Nürnberg, deren Musik an Blink182 oder Green Day erinnert. Die eingängigen, mehrstimmigen Melodien mit härteren Klängen verbreiten einfach gute Laune. Und die ist sowohl in den Gesichtern der Band, als auch in denen des Publikums nicht zu übersehen. „Welch ein Kontrast“, sagt Thomas, dem die Band sichtlich gut gefällt.

Dass es noch lauter und härter geht, beweisen anschließend Scherf & Band. Die vier Jungs aus Hessen, deren Interessen nach eigenen Angaben aus Musik, Liebe und Bier bestehen, betreten zunächst unter volkstümlichen Klängen die Bühne, um anschließend richtig loszulegen. „Kommt mal ein bisschen nach vorne. Jetzt gibt’s Deutsch-Punk“, ruft Frontmann Daniel Scherf ins Publikum, und das kommt seiner Aufforderung umgehend nach. Mit den Songtexten können sich die Besucher sofort identifizieren. Sie sind ehrlich und geradeheraus, teilweise auch politisch. Bestes Beispiel der Song „Ich will hier weg“, der (keine) Liebesgrüße an die AfD vermittelt und klare Stellung gegen Nazis bezieht. „Hier von euch will ich aber nicht weg“, ruft Scherf lautstark von der Bühne „Ihr seid ein fantastisches Publikum in einer fantastischen Location“ fügt er euphorisch hinzu und singt als einziges Cover an diesem Abend den Klassiker von Hannes Wader „Heute hier, morgen dort“ in einer punkigen Eigeninterpretation.

Euphorisch ist auch Thomas mittlerweile. „Meine Erwartungshaltung war deutlich niedriger“, sagt er. „Ich hab mich vorab nicht großartig über das Festival informiert und deshalb mit Schülerbands gerechnet. Das hier ist großartig“, schwärmt er. Großartig ist auch die Resonanz beim Auftritt von Vera Lux, der letzten Band des Abends. Die Folkmetal-Band aus Nürnberg hat wohl die größte Fangemeinde zu Rock hinter der Burg mitgebracht. Harte, durchdringende Klänge, welche durch die Melodien von Folkinstrumenten wie Geige, Bouzouki und Dudelsäcke ergänzt werden, dröhnen durch die Lautsprecherboxen. Die fünf Musiker um Frontfrau Inara sind düster geschminkt und üben in ihren deutschsprachigen Liedern Kritik an der Gesellschaft, machen Mut und laden dazu ein, das Gute im Leben zu feiern.Und diese Einladung wird dankend angenommen. Denn „Rock hinter der Burg“ gehört definitiv zum Guten im Leben.

„Einfach geil“, sagt Daniel Fürnkäß, der mit Martin Rook das Festival bereits zum zweiten Mal veranstaltet. „Ich hätte nie mit so großer Resonanz gerechnet.“ Man darf gespannt sein, was sich die Träger des Jugendkulturpreises für das nächste Jahr ausdenken werden.