Eichstätt
Handwerk sucht händeringend nach Lehrlingen

Am 1. September beginnt das neue Ausbildungsjahr: In den Betrieben im Landkreis nur 89 Verträge unterschrieben

28.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Für eine handwerkliche Lehre, wie sie Robert Heiß bei der Firma Werner Weitner in Eichstätt macht, entscheiden sich immer weniger Schulabgänger. Die Eichstätter Kreishandwerkerschaft verzeichnet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von insgesamt 24 Prozent - Foto: ver

Eichstätt (EK) Am Montag starten auch die Betriebe im Landkreis Eichstätt in das neue Ausbildungsjahr. Es ist abzusehen, dass viele Lehrstellen unbesetzt bleiben.

Statistiken der Bundesagentur für Arbeit zufolge stehen 307 freien Ausbildungsplätzen nur 50 unversorgte Bewerber gegenüber. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein „deutlicher Rückgang neu abgeschlossener Verträge“ zu verzeichnen, weiß Manfred Höreth, der Geschäftsführer der Eichstätter Kreishandwerkerschaft, zu berichten. Im handwerklichen Sektor konnten bisher lediglich 89 Lehrstellen vermittelt werden. Das entspricht einem Minus von insgesamt 24 Prozent gegenüber 2013. Im Vorjahreszeitraum wurden 118 Verträge unterzeichnet.

Einen Grund dafür sieht Höreth in der schwindenden Anzahl der Schulabgänger. So entscheiden sich immer mehr Absolventen der Mittel- oder Realschulen, eine weiterführende Schule zu besuchen und das Fachabitur oder auch das Abitur über Fach- oder Berufsoberschule nachzuholen.

Vom Bewerbermangel betroffen sind, wie aus den neuesten Erhebungen der Arbeitsagentur hervorgeht, in erster Linie Betriebe, die Verkäuferinnen und Verkäufer, Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit dem Schwerpunkt Fleischerei sowie Köchinnen und Köche ausbilden. Diese machen zusammen 24,1 Prozent der unbesetzten Berufsausbildungsstellen im Landkreis Eichstätt aus.

Am gefragtesten hingegen sind unter den männlichen Bewerbern Lehrstellen zum Kraftfahrzeugmechatroniker mit dem Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik sowie zum Mechatroniker und zum Fahrzeuglackierer.

Viele Bewerberinnen haben sich in diesem Jahr um einen Ausbildungsplatz zur Bürokauffrau, zur Medizinischen Fachangestellten oder zur Mediengestalterin Digital und Print der Fachrichtung Beratung und Planung bemüht.

Zwei neue kaufmännische und ein gewerblicher Auszubildender beginnen am Montag ihre Ausbildung bei der Baufirma Martin Meier in Eichstätt. „Eigentlich hätten wir gerne zwei handwerkliche Azubis genommen, aber einer ist kurzfristig abgesprungen“, erzählt der geschäftsführende Gesellschafter und Kreishandwerksmeister Hermann Meier. So etwas passiere immer wieder, und sei gerade deshalb ärgerlich, weil anderen Bewerbern zuvor abgesagt worden sei.

Erfreut ist Meier allerdings über die Ausbildungsreife der zukünftigen Lehrlinge und auch anderer Bewerber: „Bei der Qualifikation ist querbeet alles dabei.“ So würde der angehende Maurerlehrling sogar die Allgemeine Hochschulreife besitzen.

Zu den etwa 1800 handwerklichen und größeren Ausbildungsbetrieben im Landkreis gehört auch die Werner Weitner GmbH im Eichstätter Gewerbegebiet, die, wie der Ausbildungsleiter und Feinwerkmechaniker-Meister Christian Bittl bestätigt, vom Bewerbermangel, im Vergleich zu anderen Unternehmen, nicht so stark betroffen ist.

Der 17-jährige Robert Heiß aus Pfalzpaint ist Auszubildender dort und erzählt, warum er sich gerade für eine handwerkliche Lehre entschieden hat: „Ich habe verschiedene Praktika gemacht und hatte den Werken-Zweig an der Realschule Rebdorf.“ Außerdem seien auch sein Bruder und sein Cousin in Metallberufen tätig. Was ihm an seiner Lehre am Besten gefällt? „Alles“, meint er und fügt hinzu, dass er vor allem das duale Ausbildungssystem gut findet. „Es ist abwechslungsreich ein- oder zweimal in der Woche in der Schule und den Rest in der Arbeit zu sein“, sagt er. Ganz so düster, wie es zunächst klingt, sind die Aussichten für die Betriebe im Landkreis jedoch noch nicht. Darauf weist auch der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Manfred Höreth, hin. So könne sich vor allem im September und Oktober „noch viel in Richtung Lehrverträge tun“. Für alle noch unversorgten Bewerber „stehen die Chancen gut, bei uns im Landkreis ihren Traumberuf zu finden“.