Haftstrafen für Überfälle mit Machete

05.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Mit einer Machete und einer Pistole bewaffnet überfielen die Minderjährigen drei Tankstellen. Geldnot gaben sie als Motiv an. - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Drei Tankstellenüberfälle gehen auf das Konto eines Trios Minderjähriger, das gestern vom Jugendschöffengericht in Ingolstadt zu teils langen Jugendstrafen verurteilt wurde.

Sie sitzen dort, da sie für Jugendliche eine gewaltige kriminelle Energie gezeigt haben: In wechselnder Besetzung überfielen sie Ende Januar, Anfang Februar und dann Anfang Mai drei Tankstellen in Ingolstadt. "Wer maskiert und bewaffnet Raubüberfälle macht, der geht ins Gefängnis – auch wenn er ein Jugendlicher ist", sagte Richter Jochen Bösl, der Vorsitzende des Jugendschöffengerichts, deutlich.

Das Urteil fiel ebenso klar aus: Der Rädelsführer Kevin muss eine Jugendstrafe von vier Jahren und neun Monaten absitzen, seine Freunde Kai und Marco wurden zu drei Jahren und drei Monaten sowie zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Wegen eines einzelnen Falls schwerer räuberischer Erpressung oder schweren Raubes, wie ihn die Jugendlichen gleich mehrfach begingen, müsste ein Erwachsener mindestens fünf Jahre im Gefängnis brummen, erinnerte Staatsanwältin Gabriele Steininger.

"Es führt kein Weg zu einer Bewährungsstrafe", sagte Richter Bösl. Deshalb nicht, weil die Jugendlichen neben den Verbrechen auch schlimme Folgen angerichtet hätten. Mit zitternder Stimme berichteten drei ihrer Opfer, die Kassiererinnen der Tankstellen, von ihrem aus den Fugen geratenen Seelenleben. "Ihr habt uns ein Stück Lebensqualität geraubt", sagte eine der Frauen. "Das waren danach noch richtige Angstzustände." Ihre Kollegin sagte, sie könne nachts nicht mehr alleine rausgehen. Nachtschicht sei ohnehin tabu. Der Chef der Tankstelle stellte einen Psychologen zur Verfügung. "Was die da ausgestanden haben!", rief Bösl, "die wussten ja nicht, welche Hanswurschten da vor ihnen standen. Die mussten damit rechnen, dass da jemand ausflippt und vielleicht zusticht." Mit einer Softair-Pistole, die aussieht wie eine echte, und einer Machete waren die Jugendlichen bei den Überfällen angerückt. Kai hielt das riesige Messer im letzten Fall einer der Kassiererinnen sogar an die Kehle, als er Geld aus der Kasse forderte. Insgesamt erbeuteten sie rund 4000 Euro und mehrere Stangen Zigaretten. Aber warum nur? "Geltungsdrang", vermutete Kevins Verteidiger Michael Regler. "Geldnot", sagte dagegen sein Mandant – wie die anderen Angeklagten auch. Allerdings verprassten sie die Beute später in der Disco.

Bei zwei der Überfälle war noch eine weitere Person "der unbekannte Täter" (Bösl) beteiligt, doch keiner der Angeklagten wollte den Namen verraten. Obwohl sie für die Taten alle ein umfangreiches Geständnis ablegten. Für ihre Verteidiger war das unter anderem ein Grund, dass sie mit weit milderen Strafen davonkommen, als das Gericht letztlich verhängte. Anwalt Klaus Wittmann forderte für Marco, der nur den ersten Überfall mitgemacht hatte und danach dem Verbrechen abschwor, eine Bewährungsstrafe. Auch Norbert Feldmeier beantragte für Kai eine Jugendstrafe, die eine Bewährung ermöglicht. Berufungsverhandlungen dürften deshalb in der Luft liegen.