Eichstätt
"Habt Besseres zu tun, habt Pläne!"

Claudio von Wiese: Ehemaliger Zocker warnt Eichstätter Schüler vor Computerspielesucht

19.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:18 Uhr

Der ehemalige Zocker Claudio von Wiese warnte die Schüler vor Computerspielesucht. - Foto: Bauer

Eichstätt/Marienstein (zba) "Ich war als Schüler drei Jahre lang computerspielsüchtig, durchschnittlich acht Stunden Spielen am Tag. Ich habe alles mitgemacht, Verlust sonstiger Interessen, starke Reduzierung sozialer Kontakte und unzählige familiäre Krisen." Claudio von Wiese, ein ehemaliger Zocker und heute in der Präventivarbeit tätig, erzählte an der Mittelschule Eichstätt Schottenau von seiner Suchtkarriere.

In einer gemeinsamen Aktion der Mittelschule und der Schule Marienstein holten ihn die Jugendsozialarbeiterin Rachel Erb und die beiden AsA-Lehrkräfte Marion Reßler und Michael Kasparik nach Eichstätt. Schüler und Lehrer beider Schulen nahmen an dem Projekt teil.

Claudio von Wiese kennt die Gefahren für junge Menschen aus eigener Erfahrung. Mit 16 entdeckte er das Online-Strategiespiel "StarCraft". Mit 18 war sein Tagesablauf um das Spiel strukturiert: Schule, Mittagessen, "StarCraft", Abendessen, "StarCraft" bis tief in die Nacht hinein. Den Unterricht verbrachte er meist schlafend.

"Ja, ich habe wahnsinnig viel gespielt." Warum er denn soviel Zeit am PC verbracht hat? Kurzfristig habe ihn das glücklich gemacht, langfristig aber unglücklich. Von Wiese stellt fest: "Ich war happy, Euphorie, Glücksgefühle, dann ging es aber abwärts. Es entwickelte sich die Abhängigkeit. Ich krallte mich am Spielen fest, bis ich darunter litt. Dabei blieb soviel auf der Strecke. Das war nicht gut für mein Leben. Verlorene Lebenszeit!" Mit 19 Jahren versuchte er aufzuhören: "Es war verdammt schwierig, ein langer Kampf. Man belügt sich selbst, weil man seine Computerspielsucht falsch einschätzt." Mit 20 hat er es geschafft. Der ehemalige Zocker studierte dann Sozialpädagogik, und heute kämpft er auf Veranstaltungen gegen die Computerspielsucht.

Claudio von Wiese durchleuchtete die scheinbar harmlosen Rollen- und Strategiespiele. Diese sogenannten Multi-Player-Spiele entführten ihn damals in unendliche virtuelle Welten, wo mit vernetzten Mitspielern rund um die Uhr weltweit Aufgaben gelöst werden müssen. Das gefühlte Wohlbefinden habe allerdings einen hohen Preis. Das Spiel steht im Mittelpunkt des Tagesablaufes, es frisst enorm viel Zeit, und der Gamer verliert andere Interessengebiete wie Schule, Arbeit und Freunde.

Problematisch seien nicht nur Spiele. Soziale Plattformen wie Facebook und YouTube und auch Handy und Smartphone hätten ebenfalls ein hohes Suchtpotenzial. Der Umgang mit diesen Medien sei ein unheimlicher Zeitfresser, warnte von Wiese.

"Ich habe viel Schrott und Mist gemacht. Das will ich euch ersparen. Die Bildschirme wecken Sehnsüchte, lähmen aber die Handlungskraft." Deshalb sei es wichtig, bewusst mit dem Medium umzugehen. Die beste Vorbeugung sei, etwas Besseres zu tun zu haben: "Habt Pläne!"

In der Veranstaltung für die Lehrkräfte stellte von Wiese ausführlich verschiedene Arten von Spielen vor, erläuterte deren Attraktivität und schilderte die verschiedenen Bezahlsysteme. Bei den Pädagogen stellte sich vornehmlich die Frage nach der Prävention.

Als wichtigste Maßnahme sieht der Referent die Begrenzung des Zugangs zu diesen Medien. Kinder brauchen weder einen Fernseher noch einen Computer im Schlafzimmer. Dabei sei er sich des Konfliktpotenzials dieser Aussage bewusst.