Ingolstadt
Gute Freunde aus dem Regenwald

Domenico Garita hat sich im Norden der Stadt ein grünes Paradies geschaffen und züchtet Papageien

18.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:27 Uhr

Für Domenico Garita ist es „eine Freude“, mit Papageien so nahe zusammenleben zu können. In einem ehemaligen Kuhstall im Norden der Stadt züchtet der Italiener die Exoten, von denen er etwa 60 Exemplare besitzt - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Wenn Domenico Garita vom Alltagsstress entspannen will, dann geht er in den Kuhstall. Allerdings melkt der gebürtige Italiener nicht etwa das Milchvieh. Garita hat in dem Bau vielmehr ein Refugium für etwa 60 Papageien geschaffen.

Regenwald-Atmosphäre im Ingolstädter Norden. Fredi lässt sich entspannt auf dem Gartentisch nieder und knabbert ausgestreute Körner, während Heidi den dicken Ast eines zugeschnittenen Olivenbaums als Sitzplatz bevorzugt und sich unbekümmert die Julisonne aufs bunte Gefieder scheinen lässt. Von hier aus hat der Gelbbrustpapagei den perfekten Überblick über das grüne Paradies im Ingolstädter Norden, das sich wie eine Plantage mit Bäumen und Sträuchern weitläufig vor ihm ausbreitet. Hier geht der Hausherr nicht nur einem Teil seiner Arbeit nach, sondern lässt sich auch mit seiner Frau nieder, wenn er ausspannen möchte. Domenico Garita ist Natur- und Tierfreund zugleich. Besonders angetan haben es ihm Papageien. Solche wie der 18-jährige Graupapagei Fredi, der eigentlich Frederike heißen müsste, weil sie ein Weibchen ist. Das stellte sich heraus, als Garita den Vogel bei sich aufnahm. Bei der 24-jährigen Heidi indes gibt es keine Zweifel – sie trägt ihren Namen zurecht.

Etwa 60 Papageien hält sich der aus Kalabrien stammende Landschaftsgärtner, der auch eine Pflanzenzucht betreibt, in einem großen umgebauten Kuhstall. Darunter sechs Amazonenarten, zwei Aras und fünf Arten von Kakadus. Voliere an Voliere reiht sich dort mit zahmen und gezüchteten Vögeln aneinander. Ausmaße, die mit manchem Zoo locker mithalten können. Und veterinäramtlich abgesegnet sind, wie Garita versichert. Herrscht Brutstimmung unter den Papageien, so wie jetzt, bricht ein ohrenbetäubendes Gezeter und Gekreische aus. Gegen Nachmittag dagegen kehrt meistens Stille in den Käfigen ein. „Da halten sie Siesta“, weiß Garita. Reden wollen die geselligen Vögel am liebsten abends zwischen 19 und 21 Uhr, antwortet er auf die Frage, ob er auch sprechende Exemplare besitzt. Eine gewisse Alltagsroutine scheint den Regenwaldbewohnern, die schon im alten Rom gerne als Haustiere gehalten wurden, also ins Nest gelegt zu sein.

Garita nennt seine Tiere „gute Freunde“, wie er sagt. „Ich mag ihre Art und wie sie kommunizieren. Es ist eine Freude, mit ihnen zu leben.“ Auch seine Frau Rosetta liebt das exotische Federvieh über alles und hilft bei der Pflege. Schon alleine wegen Rocco, einem etwas eigenen Gelbhaubenkakadu, geht das gar nicht anders. Der sei ein ausgesprochener Frauenvogel, betont Gartia. Und so einer lasse sich von ihm gar nicht erst anfassen. Dafür aber Heidi, die sich auf seinem Arm einkrallt und spazierentragen lässt und Fredi, die es sich auf der Schulter ihres Ernährers bequem macht. Die beiden Papageien dürfen zum Fototermin ins Freie kommen. Fredi macht ohnehin keine Anstalten, das Weite zu suchen, und Heidi ist ein sogenannter Kletterer, der dem Fliegen eher abgeneigt ist.

Papageien gehören zu den Methusalems in der Tierwelt. Bis zu 80 Jahre können sie alt werden. Das älteste Exemplar, das bei Garita lebt, ist ein 55-jähriger Orangenhaubenkakadu. „Aber topfit wie ein 20-Jähriger“, erzählt der Hausherr. Und streng geschützt. Denn auch beschlagnahmte Papageien aus schlechter Haltung werden bei Garita untergebracht. Vorausgesetzt, die Herkunft ist geklärt. Garitas Anliegen ist es, Arten zu erhalten und weiterzuzüchten. Nicht immer eine leichte Aufgabe. Denn in vielen Gelegen fanden sich dieses Jahr unbefruchtete Eier. „Es war ein schlechtes Jahr für alle Züchter, weil der Winter zu warm war“, sagt Garita, der nun auf das zweite Gelege hofft.

Alles, was Landwirtschaft und Tierzucht ausmacht, hat der Italiener von der Pike auf gelernt. Vor drei Jahren dann hat er sich seine ersten beiden Papageien angeschafft, später weitere Tiere von anderen Haltern und Züchtern übernommen. Ganz billig ist das Hobby nicht. Alleine das tägliche Futter kostet viel Geld.