Pfaffenhofen
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Hallertauer Volksbank legt auf fast allen Sektoren kräftig zu Keine konkreten Fusionsgespräche

08.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Foto: Hans Steininger

Pfaffenhofen (SZ) Die Fusionsverhandlungen der regionalen Sparkassen sorgen seit Wochen für Schlagzeilen. Auch Andreas Streb und Thomas Lange, die Vorstände der Hallertauer Volksbank, beobachten interessiert, ob bei der Konkurrenz etwas zusammenwächst - oder nicht. In ihrem eigenen Haus laufen aktuell keine konkreten Gespräche über Fusionen, versichern sie im Gespräch. Die Hallertauer Volksbank sei stark genug aufgestellt, um auch alleine weitermachen zu können, sagen Streb und Lange. Einer "attraktive Braut" würden beide aber auch nicht die kalte Schulter zeigen.

Die Niedrigzinsphase hält weiter an, es sind schwierige Zeiten für Banken. Wie stufen Sie denn das Geschäftsjahr 2015 ein?

Andreas Streb: Im Kundengeschäft war das ein sehr gutes Jahr. Die Ziele, die wir uns für 2015 gesteckt haben, wurden in allen Bereichen zu 100 Prozent erreicht oder sogar deutlich überschritten.

Auffällig ist der mit 8,5 Prozent starke Anstieg des Kreditvolumens. Woher kommt der?

Streb: Über acht Prozent Wachstum beim Kreditgeschäft, das ist eine Hausnummer, die wir in der Vergangenheit so nicht hatten. Da waren es vielleicht mal vier Prozent. Hier schlägt sich nieder, dass wir in einer Boomregion tätig sind. Das ist unser größter Aktivposten.

Haben die ansässigen Firmen so stark investiert oder ging es vorwiegend um Privatkredite?

Streb: Sehr positiv ist, dass das Wachstum sich ausgewogen auf den Firmen- und den Privatkundenbereich verteilt. Unser Ziel ist es, im Kreditportfolio in etwa eine 50:50-Verteilung zu haben und das wurde trotz dieses Wachstums erreicht. Wir haben Wohnbaufinanzierungen in Höhe von 115 Millionen Euro - das entspricht 43 Prozent - neu genehmigt und um die 50 Prozent waren dann der gewerbliche Anteil, wobei da auch Kommunalkredite mit dabei waren. Wenn wir den achtprozentigen Zuwachs nur im gewerblichen Bereich gehabt hätten, wäre das unter Risikogesichtspunkten kritischer zu sehen, aber das ist zum Glück anders gelaufen.

Bei den Kundenanlagen ging es mit einem Plus von 7,6 Prozent fast genauso stark nach oben. Freuen sich Banker heutzutage eigentlich noch, wenn ihnen Kunden Geld bringen?

Streb: Grundsätzlich stellt sich die Frage, was eine Bank mit Anlagenwachstum macht, wenn sie es nicht im Kreditgeschäft unterbringen kann. Wenn sie das Geld zu null Prozent anlegen muss, ist das jetzt schon ein Draufzahlgeschäft. Wir haben zum Glück die Volumina, die wir neu hereingekriegt haben, im Kreditbereich untergebracht und so, wenn auch auf niedrigem Niveau, noch ein Geschäft gemacht.

Haben Ihre Vertriebsleute heuer spezielle Initiativen gestartet, um diese Zuwächse einfahren zu können?

Thomas Lange: Nein, es ist sinnlos, Kunden mit kurzfristigem Tamtam zu verunsichern, nach dem Motto heute das und morgen was anderes. Es ist zum einen die Boomregion, in der wir arbeiten, die diese Zuwächse ermöglicht hat. Zum anderen ist das ein Ergebnis unserer langfristigen Strategie, bei der wir auf strukturierte Kundenberatung größten Wert legen.

Zuwächse allenthalben. Was passiert denn mit den rund zehn Millionen Euro, die vor Steuern übrig geblieben sind?

Streb: Da geht ein Teil in die Risikoabschirmung und rund sechs Millionen Euro fließen in die Rücklage. Dieses Geld wird nicht für irgendwelche Boni rausgeschmissen, sondern bleibt in der Bank und wird uns in den nächsten Jahren gut tun, damit wir den Markt weiter mit Krediten bedienen können.

Und die Dividende ?

Streb: Vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreterversammlung wird sie bei drei Prozent liegen.

Bei einer Zahl liegen sie leicht im Minus, nämlich beim Mitarbeiterstand . . .

Streb: Direkt entlassen haben wir niemanden. Das leichte Minus ist daraus entstanden, dass mal Stellen nicht nachbesetzt wurden.

Sie haben eine Fünf-Jahres-Planung. Steht da am Ende eine konkrete Zahl zur Mitarbeiterentwicklung?

Lange: So eine Zahl gibt es nicht. Aber es gibt eine Erlös- und eine Kostenzahl. Unser Bestreben ist es, die Kosten absolut stabil zu halten und wenn möglich etwas abzusenken.

Streb: Und die Kosten stabil zu halten, ist mit dem gleichen Personalbestand nicht möglich. Das Thema haben alle Banken, auch wir.

Also führt an Personalabbau kein Weg vorbei?

Lange: Wir haben 2015 mit etwas weniger Leuten viel mehr Geschäft gemacht. Es hat sich also die Produktivität erhöht und je mehr das der Fall ist, desto weniger müssen wir unpopuläre Maßnahmen ergreifen, wie an die Mitarbeiterzahl ranzugehen. Das ist der Königsweg - am Markt aktiv und erfolgreich sein, dann löst sich auf der Kostenseite manches, wenn auch nicht alles.

Wie sieht es mit dem Filialnetz aus - sind Einschnitte geplant?

Lange: Wir haben schon viele Hausaufgaben gemacht. Vor gar nicht so vielen Jahren hatten wir noch 27 Filialen, jetzt sind es 18. Und diese 18 sind von der Struktur her für unsere Marktbearbeitung ideal.

Rechnen Sie nach dem ersten kleinen Zinsschritt in den USA mit einem Wechsel in der Zinspolitik?

Streb: Das schlechteste Szenario für uns wäre noch zwei, drei Jahre so ein Zinsniveau wie jetzt und dann eine starke Steigerung. Wenn das ganz schnell passiert, wäre das für alle Regionalbanken sehr schwierig. Ideal wären konstant langsam steigende Zinsen.

Und letztere Variante ist bei Ihnen einkalkuliert?

Streb: Nein, in unseren Planungen für die nächsten Jahre kalkulieren wir mit einem konstanten Zinsniveau.

Lange: Das heißt unterm Strich übrigens, dass wir aus einer hervorragenden Ausgangsposition heraus für das Jahr 2020 mit rund fünf Millionen Euro weniger Zinserträgen rechnen.

Wegen des Kostendrucks und niedrigerer Zinseinnahmen schrauben viele Banken gerade bei den Girokonten kräftig an der Gebührenschraube. Auch Sie haben jetzt neue Kontomodelle entwickelt - wie viel teurer wird's denn?

Lange: Es gibt sowohl für den Online- wie auch für den Offline-Kunden nach wie vor ein gebührenfreies Modell. Nur die EC-Karte ist jetzt bepreist und kostet zum Beispiel im Kontomodell Direkt 50 Cent im Monat. Das ist die größte Änderung. Ansonsten haben wir nur eine Individualisierung bei den Preisen für gewisse Leistungen eingeführt. Wenn der Kunde die in Anspruch nimmt, zahlt er dafür einen überschaubaren und fairen Preis.

Bei manchen Banken kann man mittlerweile den Eindruck gewinnen, dass Privatkunden nicht mehr gerne gesehen sind, weil sie sich angeblich nicht lohnen. Wie ist das bei Ihnen?

Lange: Wir sind mit dem Mix Privat-, Firmen- und Gewerbekunden groß geworden und der wird uns auch künftig begleiten. Die Privatkunden sind für uns das Rückgrat der Bank und sie lohnen sich ganz bestimmt in der langen Zeit, in denen sie bei uns sind.

Die Bankenlandschaft verändert sich, landauf, landab wird über Fusionen gesprochen. Welche Szenarien schmiedet man in Ihrem Haus, muss auch die Volksbank größer werden?

Lange: Es wird bei uns keine Ad-hoc-Maßnahmen geben. Wir haben eine Größe erreicht und eine Marktstellung und Ausgangsposition erarbeitet, die es uns ermöglicht, auch alleine weiterzumachen. Selbstverständlich sind wir ein starker Partner, wenn eine attraktive Braut kommen sollte.

Aber Sie sind nicht aktiv auf Brautschau?

Streb und Lange: Nein, nein. Natürlich kennt man sich, aber es hat keine konkreten oder vorbereitenden Gespräche über Fusionen gegeben.

Neben der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte, die wohl im Fall der Fälle ein potenzieller Partner für Ihr Haus wäre, gibt es da noch andere denkbare Stoßrichtungen?

Streb: Die Schrobenhausener Bank sucht immer noch einen starken strategischen Partner. Wir wären einer, aber es gibt keine konkreten Gespräche, denn die wollen eigentlich eine Schrobenhausener Lösung.

Lange: Wenn der Schrobenhausener Kollege Hofstetter sagt, dass er reden will, dann können wir gerne reden.

Also lange wird wohl auch die Hallertauer Volksbank nicht mehr solo bleiben?

Streb: Beim Thema Fusionen wird in den nächsten Jahren jedes Haus schauen müssen, wann es passt. Der eine hat mehr Handlungsdruck, der andere weniger. Perspektivisch ist der Druck bei uns auch da. Aber wir müssen ganz bestimmt nicht 2016 überlegen, mit wem wir jetzt schnell fusionieren könnten, damit wir 2017 und 2018 noch eine erfolgreiche Bank sind. Wenn wir fusionieren, dann nicht der Größe wegen, sondern dann muss es passen und unser Fünfjahresplan darf auch nicht so tangiert werden, dass wir irgendwann ein Problem hätten.

Die Fragen stellte

Robert Schmidl