Thalmässing
Gründlicher Blick in jeden Schacht

Abwasserprojekt rund um Tiefenbach wird abgenommen – Höherer Aufwand wegen Felsen und Betonzwischenschicht

25.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Ganz genau haben die Mitglieder des Bauausschusses bei ihrer Besichtigungstour hingeschaut. Für die Abnahme der Abwasserleitung haben sie sogar in die Schächte geblickt - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Einsparungen auf einer Seite – Mehrkosten auf der anderen Seite: Auch die Maßnahme Abwasserbeseitigung Tiefenbach-Steindl-Eysölden bleibt davon nicht verschont. Keine Mängel entdeckt hat der Bauausschuss bei der Abnahme der jüngsten Arbeiten am Dienstagnachmittag .

Zu Fuß machten sich die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses der Marktgemeinde am Dienstagnachmittag auf den Weg, um zusammen mit Thomas Hitz vom Ingenieurbüro Resch und Bauunternehmer Michael Kreichauf die Ableitung Tiefenbach-Steindl-Eysölden unter die Lupe zu nehmen, in Schächte zu sehen und Bordsteinkanten anzuschauen. Der Vertreter des Ingenieurbüros fasste die Baumaßnahme noch einmal kurz zusammen. Tiefenbach, das bisher über Kleinkläranlagen entwässert hat, bekommt erstmals ein Ortsnetz für Schmutzwasser. Bei der Gastwirtschaft Grimm wurde eine Pumpstation eingebaut, die das Abwasser Richtung Steindl transportiert. Dieser Kanal nach Steindl ist ebenfalls neu gebaut worden. Bis zu einem Höhenrücken etwa auf halber Strecke führt eine Druckleitung, ab dort wird über einen Freigefällekanal nach Steindl entwässert. Steindls viel zu große Kläranlage wurde aufgelöst, das Abwasser von Tiefenbach und Steindl läuft in einem Freigefällekanal in die Kläranlage Eysölden. Dieser Kanal ist bereits Ende vergangenen Jahres in Betrieb gegangen. Die anstehende Sanierung der Kläranlage Eysölden wird die Baumaßnahme beenden.

Im Sommer war die Ortsdurchfahrt von Tiefenbach wegen der Verlegung des Hauptkanals in der Staatsstraße gesperrt. Zwar werden diese Arbeiten erst im nächsten Jahr fertig sein, doch wird laut Thomas Hitz keine komplette Sperrung der Straße mehr nötig sein. Abgeschlossen sein sollen die Arbeiten am Ortsnetz Tiefenbach im September 2016. Überlegt wird derzeit, ob man es riskieren soll, in einem weiteren Seitenast in Tiefenbach noch mit Bauarbeiten zu beginnen. „Wir liegen voll im Zeitplan“, resümierte Bürgermeister Georg Küttinger.

Nur einige Kleinigkeiten wurden bei der Begehung festgestellt. Mit größeren Beanstandungen hatte man aber auch nicht gerechnet. Interessanter wird diese Frage erst in wenigen Jahren. Deshalb wird es hier – wie bei anderen Baustellen auch – vor dem Ende der Gewährleistung in vier Jahren noch einmal Dichtigkeitsprüfungen und Kamerabefahrungen geben. Die Bankette der Straße von Tiefenbach nach Steindl, die durch die Baustelle in Mitleidenschaft gezogen worden waren, sind bereits wieder mit Humus aufgefüllt worden. In Steindl selbst war die Wiederherstellung beziehungsweise Erneuerung von Straßenbereichen umfangreicher als gedacht. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden nämlich auch ältere Schäden am Fahrbahnbelag und Bordsteinen behoben, weil es wenig Sinn gehabt hätte, nur die Stücke dazwischen zu erneuern. Ein 50 Meter langes und 1,50 Meter breites Stück wurde neu asphaltiert. Insgesamt beliefen sich die Kosten für diese Maßnahme auf 30 000 Euro. Davon kommen aber nur 13 000 Euro auf die Rechnung für die Abwassermaßnahme, die restlichen 17 000 Euro werden aus dem Topf der Kommune für den Straßenunterhalt finanziert.

Probleme mit der Straße gibt es auch in Tiefenbach. Bei der Baumaßnahme im Bereich der Staatsstraße hat sich herausgestellt, dass der Unterbau der Fahrbahn rolliert ist. Durch das Graben der Leitungsschächte ist das alte Gefüge der Steine gestört worden. „Die Spannung ist weg“, erläuterte Bürgermeister Küttinger. Das Staatliche Bauamt Nürnberg hat nun verlangt, dass im Zuge der Wiederherstellung der Straße in den betroffenen Bereichen eine Betonzwischenschicht eingebaut wird. Auf 80 Metern Länge wurde deshalb ein 1,75 Meter breiter Streifen betoniert. „Jetzt ist die Spannung hoffentlich wieder da“, kommentierte der Bürgermeister diesen Mehraufwand. Die Kosten dafür werden zwischen 10 000 und 11 000 Euro betragen.

Zusätzliche Kosten sind auch angefallen, weil die Arbeiter beim Auskoffern auf einen viel höheren Felsanteil gestoßen sind als ursprünglich gedacht. Bis jetzt summiert sich der Aufwand dafür auf 5500 Euro. Wenn auch in anderen Bereichen felsiger Untergrund vorgefunden wird, könnten daraus leicht 10 000 bis 15 000 Euro werden. Diese Auskunft sorgte bei einigen Ausschussmitgliedern für Stirnrunzeln, hatte die Kommune doch im Vorfeld der Arbeiten ein Bodengutachten in Auftrag gegen. Der Gutachter hatte den Mehraufwand wegen des felsigen Untergrunds mit 1500 Euro beziffert. Was ein Gutachten wert sei, wenn dessen Ergebnis so von der Realität abweiche, fragten die Mitglieder des Ausschusses und überlegten, ob man sich in Zukunft nicht komplett die Ausgaben für solche Untersuchungen sparen solle. Das hält Thomas Hitz für zu riskant, weil man dann gar nicht wisse, ob mit Fels zu rechnen sei. Die Gutachter würden halt vier bis sechs Bohrungen machen, da könne man nicht alles entdecken. „Bei einer Bohrung lag der Gutachter nur einen halben Meter daneben.“

Geld gespart hat man allerdings durch den Verzicht auf ein zweites Pumpwerk in Tiefenbach. Der war möglich, weil ein Hausbesitzer das Abwasser seines Kellers künftig selbst pumpen wird. Ab dem Erdgeschoss wird im freien Gefälle entwässert.