Scheyern
Großes Selbstmitleid humorvoll inszeniert

28.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Auf Pirsch in Afrika: Der Schauspieler und Kabarettist Aurel Bereuter war zu Gast beim Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe "Kleinkunst im Gewölbe" im Scheyerer Prielhof. - Foto: Gruber

Scheyern (PK) Mit dem Schauspieler und Kabarettisten Aurel Bereuter war zur Eröffnung der Veranstaltungsreihe "Kleinkunst im Gewölbe" ein Künstler in das herrliche Ambiente des Scheyerer Prielhofs gekommen, der sicher Lust auf mehr ähnliche Veranstaltungen an diesem Ort macht.

Das Publikum war begeistert, wie der Beifall zeigte, und auch Aurel Bereuter selbst, der selbst ernannte "Weltmeister des Selbstmitleids", bedankte sich am Schluss bei den Veranstaltern, der Technik und beim Publikum. Sein Soloprogramm "Schwarzer Mann mit großen Gefühlen – heiße Träume weißer Frauen" zeigte den Zuschauern seine besondere kabarettistische Weltsicht. Tiefe Einblicke in sein gescheitertes Liebes-, Berufs- und Familienleben werden humorvoll verpackt dargeboten und lassen das Publikum lachen, aber auch ein bißerl mitleiden.

 
Sein erster Auftritt – in Bademantel mit Badelatschen – zeigt, dass da einer kommt, der viel verloren hat. Er sieht sich als gescheiterter Schauspieler – "ich hab nur noch Rollen ohne Text bekommen." Außerdem hat er seine große Liebe Sonja an einen Afrikaner verloren. Dass er aber doch auch selbst ein "Schwarzer" sei, führt er verkleidet und mit "afrikanischen" Liedern und Tänzen vor. Auf Hannibals Soldaten führt er seine Abstammung zurück; Politiker sollen ebenfalls davon abstammen: "Sie sind schwarz und riskieren eine große Lippe." Für die Tränen über sein Los musste eine Mineralwasserflasche herhalten. Eine Berufschance sieht er noch: Verkäufer in einem Handyladen: "Da bin ich in zwei Jahren Seller of the Year." Aber noch lebt er in Baracken zusammen mit anderen Asylsuchenden am Ingolstädter Nordbahnhof, fühlt sich fremd als Österreicher, und trauert Zeiten hinterher, wo die Sonja oft zu Besuch kam. Er möchte dem Publikum auch Bilder seiner Sonja zeigen. "Zufällig" ist ein Diaprojektor unter der Bühne versteckt, eine Zuschauerin darf ihn bedienen, aber die Bilder stimmen nicht ganz: Sonja ist plötzlich eine Kuh.

Bewundernswert, in wie viele Rollen Aurel Bereuter schlüpft. Lachsalven gibt’s, als er in der Sauna eine sächsische Besucherin perfekt imitiert oder sich für die Rolle des Jago in Othello in verschiedene Tiere versetzte. Temperamentvoll auch seine Tänze und Lieder sowie seine Musikbeiträge auf dem Saxofon. Ein gelungener Abend als Auftakt für eine neue Reihe, die hoffentlich bald zur festen Einrichtung wird.