Ingolstadt
Großer Durchbruch im Gefängnis

In der Justizvollzugsanstalt in der Sebastianstraße ist man derzeit mit Bauarbeiten im Hof und am Tor beschäftigt

10.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:09 Uhr

Ein Mauerdurchbruch schafft Platz für das neue elektrische Tor an der Einfahrt zur JVA inder Sebastianstraße. Der Gebäudeteil mit den ist an den Verwaltungstrakt angeschlososen, wo dieGemeinschaftszellen für die Insassen liegen, die Leiter Herrmann Probst auch von innen zeigt. - Fotos: Brandl

Ingolstadt (DK) Auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Ingolstadt wird gebaut. Das sogenannte Freigänger-Gefängnis in der Sebastianstraße bekommt im Hof ein neues Pflaster und im Einfahrtsbereich ein höheres und breiteres Tor. In einem zweiten Bauabschnitt werden die sanitären Anlagen erneuert.

Der Umbau und die Sanierung, die seit Herbst andauern, seien unter anderem deshalb notwendig, weil die alten Metalltore korrodiert waren und noch per Hand geöffnet und geschlossen werden mussten. Für große Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr war die Durchfahrt außerdem zu niedrig. Im Brandfall hätte das zu Problemen führen können. Das sagt Dienststellenleiter Herrmann Probst. Das neue Tor, für das der Mauerdurchbruch entsprechend vergrößert wurde, könne elektrisch geöffnet werden. Ebenso wie das Hofinnere werde auch die Einfahrt mit Klinkersteinen gepflastert. Das Tor soll bis Mitte Mai fertiggestellt sein. "Der Zugang zum Gebäude ist dann über einen Hublift auch barrierefrei möglich", ergänzt Hans Ruschak vom zuständigen Staatlichen Bauamt.

Neben den sanitären Einrichtungen wie Duschen und WCs müssen ihm zufolge auch die inzwischen marode gewordenen Leitungen erneuert werden. In der Küche der Justizeinrichtung werde außerdem ein neuer Fettabscheider verbaut. Bauherr ist das Bayerische Justizministerium. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 740 000 Euro.

Momentan steht an der Hofeinfahrt zum Gefängnis ein rollbarer Bauzaun. Ein Problem für die Sicherheit stellt das nicht dar. Die Insassen, so erklärt Probst, seien Freigänger, stammten oft aus Ingolstadt und der Umgebung und befänden sich tagsüber in der Regel nicht im Gebäude, sondern an ihren Arbeitsstellen. "Sie sind bei uns in erster Linie zur Entlassungsvorbereitung, und das bei höchster Lockerungsstufe", sagt er. Die Ruhezeit müsse aber ausnahmslos in der Anstalt verbracht werden. Am Abend werden deshalb die Flügelgitter auf den Gängen und die Ausgangstüren verschlossen. Zudem findet zweimal täglich eine Anwesenheitskontrolle statt.

Das Haus in der Sebastianstraße hat eine lange Tradition. Erbaut wurde es 1859 als Gerichtsgefängnis für das Amtsgericht. Zuvor stand auf dem Platz laut einem Häuserverzeichnis von 1762 das Mesnerhaus der Kirche St. Sebastian, die sich bis heute in direkter Nachbarschaft zur Anstalt befindet. Bis 1980 war das Gebäude U-Haft-Gefängnis, danach gehörte es zur JVA Kaisheim. Seit 1990 ist es ein Freigängerhaus mit aktuell 44 Plätzen für männliche Häftlinge. Für einen Landgerichtsbezirk in Bayern sei dies jedoch eine Ausnahme, erklärt Probst. Denn ein solcher verfüge normalerweise über ein eigenes U-Haft-Gefängnis. Zuletzt seien laut Probst jährlich im Durchschnitt etwa 30 Insassen hier untergebracht gewesen.

Nachdenklich mache ihn, dass es immer schwieriger werde, für den offenen Vollzug geeignete Freigänger zu bekommen, sagt Probst. Er meint damit Häftlinge, die eine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen und damit leichter auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar sind. Selbst ein Koch für die Gefängnisküche sei derzeit nur schwer zu finden.

Erfreulicher dürfte da im Moment sicherlich sein, dass die neue Pflasterung im Hof eine Einfassung aus Kalkstein erhält. Die Steine sind, heißt es, ein Überbleibsel aus einer Baumaßnahme im Neuen Schloss - wenn man so will, von einer anderen alten "Festung" in Ingolstadt also.