Neuburg-Schrobenhausen
Gretchenfrage zur grünen Infrastruktur

16.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:01 Uhr
Vielfältige Natur: Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen kombiniert unter anderem die Paar-Auen (oben, v.l.), die Auwälder an der Donau, das Rennertshofener Jura und das Donaumoos (unten). −Foto: Frank

Der Kreis Neuburg-Schrobenhausen ist ein weißer Fleck - jedenfalls in Sachen Landschaftspflegeverband. Ob sich das ändern wird, soll der Kreistag bald entscheiden. Dann wären die Gemeinden gefragt - wo nicht nur Begeisterung herrscht.

Der große Nachbar Ingolstadt macht es vor: Nach zähem und durchaus langwierigem Ringen hat sich der Stadtrat dort im März für die Gründung eines Landschaftspflegeverbands ausgesprochen. In Neuburg-Schrobenhausen ist dieser Schritt womöglich nicht mehr weit. Unumstritten ist die Initiative allerdings nicht.

Für Landrat Peter von der Grün stellt ein Landschaftspflegeverband ein Prestigeprojekt dar. Immerhin handelt es sich dabei neben der bereits initiierten Gründung eines Jugend-Kreistags um einen der Akzente, die der FW-Politiker nach seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren setzen wollte. Nur: Dann kam ihm die Pandemie in die Quere. "Das Thema ist aber nicht untergegangen", betont der Kreischef und verweist auf mehrere Arbeitskreise, die sich intern schon damit befasst haben. Dabei geht es um die Prüfung einer möglichen Gründung - und ganz gezielt um ein Konzept für einen solchen Verband. Denn genau das, ein konkretes Betätigungsfeld, vermissten die Entscheidungsträger im Kreistag zuletzt. Fünf Mitglieder des Gremiums hatten sich letztlich sogar gegen diese Prüfung ausgesprochen: die komplette DU-Fraktion sowie Gerhard Winter und Thomas Wagner von der CSU. Vor allem der Bergheimer Rathauschef Tobias Gensberger (DU) machte bei der Beratung im vergangenen Sommer kein Geheiminis aus seiner Ablehnung. Er befürchtet sogar Nachteile für die Gemeinden.

Gleichzeitig führten Kritiker einer Verbandsgründung immer wieder den Donaumoos-Zweckverband ins Feld, der in ihren Augen gewisse Aufgaben schon erfüllt. Beate Krettinger, Landeskoordinatorin des Deutschen Verbands für Landschaftspflege, sah bei einem Besuch im Kreistag jedoch maximal Ergänzungsmöglichkeiten der beiden Verbände. Vor allem die Drittelparität eines Pflegeverbands, in dem Kommunalpolitik, Landwirtschaft und Umweltschutz als gleichberechtigte Partner agieren, steht dem im Weg.

Diesen klaren Unterschied sieht auch der Landrat, der das Thema daher weiter forciert. Eventuell landet es demnächst wieder auf der Tagesordnung. "Voraussetzung für alle weiteren Schritte ist dann grünes Licht aus dem Kreistag", so von der Grün, der sich gut vorstellen kann, noch heuer auf die Gemeinden zuzugehen.

Rennertshofen

Im Rennertshofener Marktrat hat man das Thema Landschaftspflegeverband noch nicht diskutiert, wie Bürgermeister Georg Hirschbeck (CSU) berichtet. Es habe bislang keinen konkreten Anlass dazu gegeben. Hirschbeck merkt an, dass es ihm nur recht ist, wenn sich Bürger direkt bei der Gemeinde melden, wenn es um den Umweltschutz und die Ausgleichsflächen geht. "Wenn ein Landschaftspflegeverband unseren Bauhof entlasten könnte, dann wäre das sicher toll. Aber man muss das auch immer wirtschaftlich sehen. Und das gilt es noch zu diskutieren."

Oberhausen

Als "vorsichtig kritisch" beschreibt Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl (CSU) die Stimmung in seiner Gemeinde gegenüber dem angedachten Landschaftspflegeverband. "Man sieht schon, dass es Vorteile hätte", sagt er. Aber: Einem weiteren Verband beitreten, wo doch die Bürokratie von allein schon immer mehr wird? Schwierig, findet der Oberhausener Rathauschef. "Das heißt aber nicht, dass wir beitreten oder dass wir nicht beitreten." Vielmehr müsse man zuerst die eigenen Flächen genau erfassen und feststellen, ob es bei der Pflege Unterstützung von außen bedarf.

Burgheim

In Burgheim herrscht Einigkeit: Ein Landschaftspflegeverband würde für den Markt Vorteile bringen. "Wir haben reichlich Flächen, bei denen ich mir viel verspreche", sagt Bürgermeister Michael Böhm (CSU/JBB), der ganz konkret auf den mehrere Hektar großen Bereich am sogenannten Bidi anspielt. Das Biotop bei der Schule gedeiht und bietet eine Heimat für viele bedrohte Arten. Nur: "Es verbuscht, die Pflege wird aber durch die zunehmende Vernässung schwieriger." Eine Kooperation mit einem Verband würde in Böhms Augen daher den Bauhof stark entlasten.

Ehekirchen

Aufgeschlossen zeigt sich Ehekirchens Bürgermeister Günter Gamisch bei der Frage nach einem Verband. "Aber: Wir als Gemeinde brauchen davon einen Nutzen", sagt er. Pflegebedürftige Flächen hat die Kommune sehr wohl, gleichzeitig sieht der FW-Politiker die mögliche Entlastung für den Bauhof. "Daher sehe ich einen gewissen Mehrwert", so Gamisch, der betont: "Wenn es gut wird, machen wir bestimmt mit." Wichtig ist ihm dabei aber, dass die Flächen dennoch in der Entscheidungshoheit und im Zugriff der Gemeinde bleiben.

Königsmoos

In Königsmoos, das Mitglied im Donaumoos-Zweckverband ist, sieht man die Vorstöße in Richtung Landschaftspflegeverband kritisch. "Ich bin da eher skeptisch", sagt Rathauschef Heinrich Seißler (FW), der auch ein Kreistagsmandat hat. "Ich sehe den Mehrwert für die Gemeinde aktuell nicht und auch keine Notwendigkeit, einem weiteren Verband beizutreten." Man sei noch so landwirtschaftlich geprägt, dass sich bislang immer jemand für die Pflege der Flächen finde. "Natürlich prüfen wir auch, wer wie pflegt. Aber dass wir dafür einen Verband brauchen, bezweifle ich", so Seißler.

Schrobenhausen

Erhebliche Kosten fürchtet Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner (FW) durch einen Landschaftspflegeverband auf die Stadt zukommen. Deshalb stehe er diesem eher skeptisch gegenüber. Aber wenn der Kreis eine Entscheidung wolle, dann werde das Thema im Stadtrat diskutiert werden. Natürlich höre sich der Landschaftspflegeverband erst einmal gut an, wenn er von den entsprechenden Experten vorgestellt werde, "aber wir schaffen es jetzt auch gut und sehen nicht den unbedingten Bedarf dafür", so Reisner.

Rohrenfels

Sie braucht ihn nicht zwanghaft. "Ich glaube, ein solcher Verband ist nicht unbedingt nötig", sagt die Rohrenfelser Bürgermeisterin Manuela Heckl (DGR). Ausschlaggebend dafür ist der Zugriff auf die kommunalen Flächen, um den sie fürchtet. Stattdessen hält sie eine insekten- und umweltfreundliche Pflege im Schulterschluss mit der Unteren Naturschutzbehörde für sinnvoller. "Denn dadurch hätten wir auch eine Erleichterung für unseren Bauhof", findet Heckl, die sich aber nicht völlig verschließen will. "Sollt der Verband kommen, müssten wir überlegen."

Langenmosen

Im Gemeinderat von Langenmosen sei über den Landschaftspflegeverband noch nie gesprochen worden, sagt Bürgermeisterin Mathilde Ahle (CSU). Sie kennt das Thema aus dem Kreistag, in dem sie Mitglied ist. "Unsere Ausgleichsflächen fallen da gar nicht hinein", erklärt Ahle. Wenn sie berücksichtigt würden, könne man schon mal über einen Landschaftspflegeverband reden, meint sie. Doch damit eilt es der Langenmosener Bürgermeisterin nicht. "Ich warte noch ab, bis wir im Donaumoos-Zweckverband die nächsten Gespräche führen", sagt sie.

Karlshuld

Großen Bedarf für einen Landschaftspflegeverband sieht der Karlshulder Bürgermeister Michael Lederer aus Sicht seiner Gemeinde derzeit nicht. "Wir haben nicht viele Flächen zum Pflegen", sagt der FW-Politiker. Daher halten sich die Ausgaben der Kommune seinen Worten zufolge in Grenzen. Ausgleichsflächen hat Karlshuld vor allem über den Donaumoos-Zweckverband. "Daher spielt das Thema für uns derzeit eher keine Rolle", sagt der Rathauschef, der aber nicht ausschließt, dass sich das womöglich mal ändert. "Vielleicht hat es irgendwann mal Sinn."

Gachenbach

Keinen Bedarf sieht der Gachenbacher Bürgermeister Alfred Lengler für sein Gemeindegebiet. "Das hat für uns keine Relevanz und ist daher auch kein Thema", so der CSU-Politiker, der mit seinem Gemeinderat seit Jahren auf eine Vergabe an Firmen setzt. "Die pflegen die Flächen, auch die Ausgleichsflächen, für uns", sagt Lengler, der einem Landschaftspflegeverband kritisch gegenübersteht. Hauptargument für ihn: "Ich will selbst entscheiden können, was wann passieren muss." Gleichzeitig will er auf diese Weise der beauftragten Firma auch Luft lassen.

Berg im Gau

Zweigeteilt zeigt sich das Meinungsspektrum in Berg im Gau, wie Bürgermeister Helmut Roßkopf (FW) sagt. Er habe im Gemeinderat mal ein Meinungsbild eingeholt. Die einen, so Roßkopf, seien der Ansicht, dass ein Landschaftspflegeverband schon sinnvoll sei. Aber gleichzeitig vertrete diese Fraktion die Haltung, dass die Arbeit dem Donaumoos-Zweckverband angegliedert werden solle. Einen neuen Verband benötige dafür niemand. Die andere Fraktion, so Roßkopf weiter, stelle sich dagegen die Grundsatzfrage: "Brauchen wir das überhaupt?"

Aresing

Ich möchte gerne dabei sein", sagt Klaus Angermeier (CSU). Der Aresinger Bürgermeister weiß zwar nicht im Detail, wie sein Gemeinderat insgesamt zum Landschaftspflegeverband steht, er selber aber sieht vor allem Vorteile für seine Kommune darin. Hilfe und Unterstützung in vielfältiger Art und Weise erhofft sich Angermeier von dem neuen Verband. "Auf dem kurzen Dienstweg" könnten die Mitgliedskommunen in Zukunft Hilfen bekommen. "Natürlich kostet ein Verband Geld, aber ein Fachbüro, das die Gemeinde beauftragt, auch", sagt Angermeier.

Bergheim

Der Bergheimer Gemeinderat sieht einen neuen Verband "sehr kritisch", wie Bürgermeister Tobias Gensberger (DGB) berichtet. Als besondere Schwachstelle nennt er die Drittelparität: "Zuerst springen die Landwirte ab, dann die Gemeinden und zum Schluss schafft nur noch die Untere Naturschutzbehörde an." Eine Stärkung durch Zusammenschluss habe Bergheim dagegen bereits durch die Gründung der iKommZ Mittlere Donau erfahren. "Baumpflege, das Baumkataster, das haben wir letztes Jahr alles selber durch die iKommZ gemacht", so Gensberger.

Neuburg

Im Neuburger Stadtrat oder einem seiner Ausschüsse war der Landschaftspflegeverband noch kein Thema. "Ich kann das nicht diskutieren, wenn ich keine Informationen dazu habe", sagt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU). Er selbst habe aus dem selben Grund auch keine Meinung dazu. "Ich möchte nicht grundsätzlich gegen solch einen Verband sein. Er kann sicher etwas bewirken." Aber man müsse erst klären, welche Tätigkeiten übernommen werden könnten und vor allem, was ein Landschaftspflegeverband kosten würde.

Weichering

Abwarten heißt die Devise in Weichering. "Noch gibt es viele offene Fragen", sagt Bürgermeister Thomas Mack (CSU), der dem Thema aber grundsätzlich aufgeschlossen gegenübersteht. Eine Sicht, die er schon im Kreistag geäußert hatte. Denn entscheidend ist in seinen Augen, ob ein Landschaftspflegeverband für den Landkreis und die Gemeinden passt. Sprich: ob er einen Nutzen hat. "Wo es noch viel Landwirtschaft gibt, ist das wohl eher nicht der Fall", sagt Mack, der sich in Weichering aber durchaus Betätigungsfelder vorstellen kann.

Karlskron

Aus Sicht des Karlskroner Bürgermeisters Stefan Kumpf ist ein Landschaftspflegeverband nicht unbedingt notwendig. "Den größten Teil unserer Ausgleichsflächen haben wir über den Donaumoos-Zweckverband beim Haus im Moos", sagt der CSU-Politiker, für dessen Gemeinde ein neuer Verband seiner Meinung nach keine große Rolle spielen dürfte. Dass Karlskron dennoch beitreten wird, hält Kumpf aber für realistisch. "Wir werden uns wohl solidarisch zeigen", sagt er, fordert zugleich aber klare Fakten und auch Zahlen. "Das fehlt mir noch etwas."

Brunnen

Kein Fan eines Landschaftspflegeverbandes ist Brunnens Bürgermeister Thomas Wagner (CSU), wie er persönlich bekennt. Ein neuer Verband koste vor allem Geld und dafür fehlen Wagner für seine Gemeinde einfach ausreichende Vorteile. Damit stimme für ihn das Kosten-Nutzen-Verhältnis einfach nicht. Das liege auch daran, dass sich die Gemeinde trotzdem selber um ihre Ausgleichsflächen kümmern müsse. Ein anderes Bild könnte sich ergeben, sagt Wagner, wenn die Aufgabe eines Landschaftspflegeverbandes vom Donaumoos-Zweckverband erledigt würde.

Waidhofen

Grundsätzlich sei der Gedanke nicht schlecht, fasst Bürgermeister Josef Fuchs (CSU) die Meinungen in der Gemeinde Waidhofen zusammen. Man habe oft das Fachwissen nicht, das zur Pflege beispielsweise von Naturschutzausgleichsflächen notwendig sei. Außerdem stehe in den meisten Gemeinden auch nicht genügend Personal dafür zur Verfügung. Auf der anderen Seite stehe die Frage nach den anfallenden Kosten, die ganz entscheidend sei. "Da muss erst abgewartet werden", erklärt Fuchs und betont: "Es muss bezahlbar sein."

DK

Isabel Ammer, Jürgen Spindler, Sebastian Hofmann, Stefan Janda