Manching
Grand-Prix-Kurs über 52 Meter

13.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:06 Uhr

Steilkurve mit Zuschauern: Noch liegt Peugeot leicht vorne, aber Porsche gibt sich noch lange nicht geschlagen. Und die Eisbärenfamilie wird in der nächsten Runde schon sehen, ob sich in der Führung was geändert hat. Tatsächlich zeigt sich bei der großen Carrerabahn, die in den vergangenen Wochen bei der Firma Jost in Manching entstanden ist, an vielen Details der Spielspaß der Erbauer. - Fotos: Heimerl

Manching (PK) Nostalgischer Freizeitspaß: Carrerabahnen ziehen heute wie vor 40 Jahren große und kleine Spielkinder an. In der Manchinger Firma Jost treibt die Flitzerei auf der Kunststoffpiste besondere Blüten: Chef und Mitarbeiter haben sich aus alten Rennbahnen einen 52 Meter langen Parcours gezimmert.

Ob nun Autorennbahn oder Modelleisenbahn – richtig los geht der Spaß erst, wenn genügend Platz da ist. Zu Hause stoßen viele da schnell an ihre Grenzen. Wohl dem, der sein Hobby auf mehr als nur ein paar Quadratmetern ausleben kann.

An Platz mangelt es hingegen bei der Firma Jost im Manchinger Gewerbegebiet keinesfalls. Der Presse-Großvertrieb hat im Erdgeschoss seines großzügig angelegten Verteilzentrums einen derzeit nicht genutzten Raum zum Spielzimmer umfunktioniert. Filialleiter Rainer Dichtl und viele seiner Mitarbeiter bekommen hier regelmäßig das Rennfieber und leben es dann auf der Monsterbahn aus, die sich in zig Kurven, Geraden und Brücken übers Parkett windet. Alles natürlich nur in Pausen oder nach Feierabend – das ist Ehrensache.

Angefangen hat alles vor ein paar Monaten, als Rainer Dichtl daheim auf dem Speicher über einige Kisten stolperte, in denen seine Carrerabahn aus Kindheitstagen schlummerte. "Erst wollte ich das Zeug wegschmeißen", bekennt der Geschäftsführer, doch dann überlegte er es sich anders. Und als wenig später im Kollegenkreis die Sprache auf dieses Thema kam, stellte sich flugs heraus, dass da auch der eine oder andere Angestellte oder auch Vertriebspartner noch Relikte aus seinen frühen Rennfahrertagen zu Hause aufbewahrte. Was lag da näher, als zusammenzulegen?

Gegen Auflockerungen des Arbeitsalltags und ein wenig Spaß im Betrieb hat Rainer Dichtl noch nie etwas gehabt, wie auch Bilder von munteren Kickerturnieren an einer Bürowand bezeugen. Da war es ein Leichtes, ihn von den Vorzügen einer firmeneigenen Rennstrecke zu überzeugen – wenn er nicht selber sogar die treibende Kraft hinter der Sache war . . .

Dank Internet wurden noch einige Streckenelemente zu den vorhandenen Heimanlagen hinzu gekauft, und bei der Streckenführung konnte jeder die Fantasie spielen lassen. Selbst viele Frauen aus der Jost-Belegschaft machten und machen begeistert mit. Einige Damen wollten sogar einen Looping integrieren, doch das war den meisten Männern dann doch etwas zu verspielt – mehrere Monza-Steilkurven und etliche irrwitzige Schikanen wollten ihnen genügen.

Jetzt sind also 52 Meter "Asphalt" verlegt, und die ersten Turniere haben bereits stattgefunden. Da treten inzwischen ganze Abteilungen gegeneinander an, und Rainer Dichtl hat sogar ein paar kleine Pokale gestiftet, die heiß umkämpft sind. Viele "Piloten" fahren mit Jahrzehnte alten Autos, viele Flitzer wurden aber liebevoll neu lackiert.

Dass der Spaß nicht ewig dauern wird, ist natürlich absehbar. Irgendwann wird der große Firmenraum möglicherweise doch wieder anders genutzt, oder aber der Reiz des Nostalgischen geht doch mal verloren. Dann will Dichtl die Großanlage einfach wieder in Kisten verstauen und vielleicht nur noch zu besonderen Anlässen wieder neu aufbauen. Wer weiß.