Goodbye Geburtshilfe

Der Aufsichtsrat des Kreiskrankenhauses hat jetzt den Schlussstrich gezogen

17.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:02 Uhr
Das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen −Foto: jsp

Schrobenhausen (SZ) Das Aus für die Geburtshilfe am Schrobenhausener Kreiskrankenhaus ist besiegelt. Der Aufsichtsrat hat am Mittwochabend in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, die monatelange Hängepartie zu beenden. Endgültig.

Offensichtlich sehen die Verantwortlichen keine Chance mehr, Kontinuität für die Abteilung zu gewährleisten. Eigentlich hatte sich der Aufsichtsrat eine Frist gegeben – bis zum Jahresende –, um die Abteilung wieder zum Laufen zu bekommen. Über das Wieso, Weshalb, Warum des vorzeitigen Schlussstrichs schwiegen sich alle Beteiligten gestern aus. Für den kommenden Montag ist eine Pressekonferenz anberaumt, in der die Details vorgestellt werden. Und eigentlich hätte die Nachricht auch gar nicht durchsickern sollen, offenbar sind noch ein paar Fragen zu klären, ehe die Sachlage der Öffentlichkeit umfassend dargestellt werden kann.

Warum es seit April nicht mehr möglich ist, in Schrobenhausen auf natürlichem Weg Kinder zur Welt zu bringen, ist bekannt: Es war wohl nicht möglich, einen nachhaltigen Dienstplan für eine 24-Stunden-Betreuung des Schrobenhausener Kreißsaals auf die Beine zu stellen. In der Stadt kursiert zwar ein Dienstplan für den Frühsommer 2016, nach Meinung der Chefetage des Krankenhauses beinhaltete der aber keinen Plan B, wenn jemand aus der Belegschaft krank geworden wäre oder auch nur Urlaub haben wollte. Welche Sichtweise stimmt, darüber lässt sich letztlich nur spekulieren.

Die ganze Debatte geht auf langwierige Verhandlungen zwischen der Klinikleitung und den Hebammen aus dem Jahr 2015 zurück. Es ging dabei wohl um die Arbeitsbelastung der Hebammen, auch um die hohen Versicherungsbelastungen und um das Modell, die teils freiberuflichen Hebammen fest anzustellen. Das wollten einige, aber nicht alle. Im Frühjahr 2016 fiel das allseits hoch gelobte Team der Geburtshilfe auseinander.

Das Bedauern war groß, denn Schrobenhausen war für die familiäre Atmosphäre weithin bekannt. Seit Monaten spreizt sich Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan ein, um das Unabwendbare doch noch abzuwenden. Er hat sogar die Gesundheitsministerin einbezogen, Dutzende bayerische Bürgermeister in ähnlicher Lage angefunkt. Zu akzeptieren, dass es künftig keine, oder kaum noch waschechte Schrobenhausener gibt, fällt ihm offenbar schwer. Die Schrobenhausener Hängepartie hatte zuletzt auch massive Auswirkungen auf die umliegenden Häuser, wo der rundum überlasteten Belegschaft allmählich die Puste ausgeht. Es gilt, die jährlich 300 Schrobenhausener Geburten zu stemmen, mit der Folge, dass Mütter auch schon mal stundenweise mit ihren Kleinen auf Gängen warten mussten. Alles nicht so einfach.