Kelheim/Mainburg
Goldberg-Klinik spürt leichte Besserung

Aktuelle Zahlen trotzen den düsteren Prognosen - Wirtschaftliche Sanierung läuft auf Hochtouren

27.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Die medizinische Grundversorgung im Mainburger Krankenhaus soll erhalten werden, aber das wird teuer. −Foto: Kistler

Kelheim/Mainburg (DK) Die beiden Krankenhäuser im Landkreis Kelheim sind gut ins neue Jahr gestartet. Die Geschäftsführungen sowohl der Goldberg-Klinik in Kelheim als auch des Mainburger Krankenhauses unter dem Dach der Ilmtalklinik meldeten am Montag für Januar eine solide Entwicklung.

Die Gesundheitspolitik stand im Mittelpunkt der gemeinsamen Sitzung des Kreisausschusses und des Ausschusses für Soziales und Gesundheit. Allerdings sind die über den Prognosen der jeweiligen Wirtschaftspläne liegenden Zahlen nur eine Momentaufnahme, die nichts an den strukturellen Defiziten beider Kliniken ändert.

Die beiden Ausschüsse beschäftigten sich mit der aktuellen Lage an den beiden Krankenhäusern. In Vertretung der erkrankten Geschäftsführerin Dagmar Reich meldete Prokurist Franz Kellner für den Januar eine Summe von 70000 Euro, die man gegenüber den Prognosen im Wirtschaftsplan der Goldberg-Klinik zusätzlich erlösen konnte. In Mainburg liegt man nach den Worten von Geschäftsführer Ingo Goldammer "im Plan" (siehe eigener Bericht) .

An der Goldberg-Klinik sind die Maßnahmen zur Umsetzung des vom Aufsichtsrat beschlossenen Sanierungskonzepts auf Hochtouren angelaufen. Das Haus ist gut ins neue Jahr gestartet. Doch nach dem heutigen Kenntnisstand, den der Prokurist den Kreisräten nicht vorenthalten wollte, wird sich der Zuschussbetrag des Landkreises in Höhe von fast 3,2 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2017 wohl so bestätigen.

19 Einzelmaßnahmen hatten die Experten von Ernst & Young der Kelheimer Klinik verschrieben, um den Jahresfehlbetrag wirksam nach unten zu drücken. Jetzt geht es dem Vernehmen nach ans Eingemachte. In einer Personalkommission, Sachmittelkommission und der Projektgruppe OP werden laut Kellner die strategischen Entscheidungen umgesetzt, und das ständig begleitet vom Aufsichtsrat.

Der Fokus liegt laut Kellner derzeit auf der Umgestaltung der Notaufnahme. Hierzu lägen bereits die Planungen auf dem Tisch, die er den Ausschüssen kurz erläuterte. In der entsprechenden Abteilung seien das Personal aufgestockt und die Dienstzeiten geändert worden. Und auch die ersten Bauarbeiten habe man schon in Angriff genommen. So wurde bereits die Verwaltung in die Hemauer Straße ausgelagert, verschiedene Fachabteilungen inklusive der Schmerztherapie seien in die Ebene III umgezogen.

Und auch am Goldberg tut sich schon was. So sind dieser Tage die Rodungsarbeiten für die Abgrabungen am Hang angelaufen, um so Platz für die Zufahrt der Rettungswägen zur neuen Notaufnahme zu bekommen. Und schließlich liegt nach den Worten Kellners auch schon die Vorabbilligung der Regierung für den zu erstellenden Ersatzneubau während der Bauphase der Sanierung vor.

Positives berichtete Kellner von der im November eröffneten Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). Diese nutze einige Räume der Goldberg-Klinik wie die Anmeldung, ein Behandlungszimmer, ein Lager und den Wartebereich sowie WC-Anlagen und einen Sozialraum mit. Noch ist die KVB-Praxis mittwochs und freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Ab Ende April sollen dann auch die Sprechstunden am Montag, Dienstag und Donnerstag dazukommen. Den Rest der Zeit bis zur Öffnung der Arztpraxen beziehungsweise dann wieder der KVB-Praxis übernehmen die Kollegen in der Notaufnahme der Goldberg-Klinik.

Rettungskonzept verschlingt viele Millionen Euro

Mainburg (DK) Das medizinische Konzept für die Ilmtalklinik sieht vor, alle bereits vorhandenen Fachrichtungen in Pfaffenhofen und Mainburg auch in Zukunft anzubieten: das heißt Innere Medizin mit Kardiologie und Gastroenterologie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Allgemein- und Viszeralchirurgie an beiden Standorten sowie zusätzlich Neurologie mit (zertifizierter) Schlaganfalleinheit und Gynäkologie sowie Geburtshilfe in Pfaffenhofen. "An beiden Standorten ist somit eine umfassende Grund- und Regelversorgung auf höchstem Niveau gewährleistet. Beide Notaufnahmen werden auch künftig rund um die Uhr geöffnet sein und sichern die Notfallversorgung der Bevölkerung in jeweils regionaler Nähe", heißt es dazu aus der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen.

Es gab aber auch einen "Plan B". Über die Alternative, die ebenfalls zur Debatte stand, wollten die Kelheimer Kreisräte aber gar nicht erst nachdenken. Die sogenannte Variante B hätte eine Verlagerung der Chirurgie nach Pfaffenhofen vorgesehen. In Mainburg wäre im Gegenzug die Akutgeriatrie neu aufgebaut worden. Die Umstrukturierung hätte zwar den Effekt, kurzfristig Personalkosten und mittelfristig bauliche Investitionen einzusparen, beinhaltet allerdings auch jede Menge Risiken wie zum Beispiel eine kaum abzuschätzende Abwanderung eines Teils der Patienten aus dem Mainburger Raum in andere Krankenhäuser.

"Das wäre der Einstieg in den Ausstieg aus dem Krankenhaus der Grundversorgung", unkte Peter-Michael Schmalz (ÖDP) und fasste damit die Gedanken der überwiegenden Mehrheit seiner Ausschusskollegen zusammen. Nur Heinz Kroiss (FDP) war anderer Meinung und konnte sich durchaus für das alternative Szenario erwärmen. Nach Auffassung des Abensberger Allgemeinarztes muss "endlich Schluss sein mit diesem medizinischen Gemischwarenladen".

Am Ende stand Kroiss bei der Abstimmung über die "Strategie 20" der Ilmtalklinik im Ausschuss für Gesundheit und Soziales" alleine da. Der Kreisausschuss, dem der FDP-Kreisrat nicht angehört, stimmte dann geschlossen dafür. Bemerkenswert ist diese klare Haltung, weil die Neuausrichtung der Ilmtalklinik nicht zum Nulltarif zu haben sein wird. Die Geschäftsführung rechnet bei aller Vorsicht mit einem Investitionsbedarf von 81,7 Millionen Euro an beiden Häusern, davon 24,3 Millionen Euro allein am Standort Mainburg und damit für den Landkreis Kelheim. Bei Variante B beliefe sich der Investitionsaufwand auf 58,1 Millionen Euro beziehungsweise 18,8 Millionen Euro für Kelheim.

"Ich will mir gar nicht ausdenken, was bei Variante B mit dem Mainburger Haus passiert wäre. Eine Schließung wäre eine Katastrophe für die gesamte Region", gab Kreisrat Karsten Wettberg (SPD) zu Protokoll.