Neuburg
Glücklich ohne Gassigeher

Tierschutzverein Neuburg-Schrobenhausen hat im Corona-Jahr weniger Tiere zu versorgen

15.01.2021 | Stand 20.01.2021, 3:33 Uhr
Großzügige Freilaufflächen stehen den Hunden und anderen Tieren im Tierschutzverein Neuburg-Schrobenhausen zur Verfügung, so dass sie auch ohne Gassigeher auskommen. −Foto: Hanne

Viel Zeit im Homeoffice, Kinder, die sich zu Hause langweilen oder mangelnde Abwechslung, das alles könnten Gründe sein, aus denen sich manche Menschen ein Haustier anschaffen. Tatsächlich berichtet Gerhard Schmidt, Vorstandsvorsitzender des Tierschutzvereins Neuburg-Schrobenhausen, dass im Corona-Jahr 2020 erstaunlich wenig Tiere im Heim zu versorgen waren.

Es gab während der Lockdowns, aber auch im restlichen Jahr, vermehrt Anfragen nach Vermittlungen. "Die Leute, die da nachfragen, wollen dann meistens kleine, niedliche, einfache und junge Hunde oder Katzen." Das sind allerdings nicht die Kandidaten, die im Tierheim Neuburg auf ein neues Zuhause warten. Stattdessen handelt es sich dabei oft um ältere Tiere, die gewisse Anforderungen an ihre zukünftigen Besitzer stellen. "Das sind zum Beispiel Hütehunde, die dann einen hohen Anspruch an den späteren Rahmen haben. " Viele haben eine Vorgeschichte, die ihr Verhalten prägt.

Viele Tierheime hätten durch die Pandemie vor allem ein finanzielles Problem, erklärt Schmidt. Veranstaltungen sind ausgefallen, Besucher konnten nicht mehr in die Tierheime kommen, so dass auch Besucherspenden wegfielen. Viele Tierpensionen, auch die in Neuburg, konnten durch die strengen Corona-Einschränkungen kaum vierbeinige Gäste aufnehmen. "Unsere Tierpension lief 2020 bei maximal 20 Prozent der normalen Auslastung", berichtet Schmidt.

Die Tiere, die im Heim untergebracht sind, haben dafür beinahe von der Pandemie profitiert. Die Mitarbeiter, die sich sonst gleichzeitig auf die Tiere, die Besucher und die Vermittlungen konzentrieren mussten, hatten nun viel Zeit, sich ausschließlich um ihre Schützlinge zu kümmern. Außerdem hat das Neuburger Tierheim in der Nähe von Riedensheim einen großen Vorteil. "Viele Tierheime sind auf Gassigeher angewiesen. Unser Heim hat große Ausläufe, auf denen die Tiere auch so ausreichend Bewegung bekommen," erzählt Schmidt. Tatsächlich verfügt der Tierschutzverein Neuburg-Schrobenhausen über mehrere Koppeln und Hundefreiläufe mit bis zu 3000 Quadratmetern Fläche. Auch Freiflugvoliere, Kleintierausläufe und ein Hühnergehege sind vorhanden.

Während die Nachfrage nach Vermittlungen aus dem Tierheim gestiegen ist, ist die Zahl der Tiere, die abgegeben werden, gesunken. Gerhard Schmidt kann sich einige Gründe dafür vorstellen. Während Corona seien weniger Menschen umgezogen, viele konnten keinen Urlaub machen. Besonders Arbeitstätige hätten durch das Homeoffice mehr Flexibilität im Alltag, viele Eltern seien froh, wenn die Kinder ein Haustier zur Beschäftigung zu Hause hätten. "Die Frage ist, ob dieser Zustand auch in Zukunft so bleibt," gibt Schmidt zu bedenken.

Bei der Vermittlung von Tieren ist das Tierheim weiter vorsichtig. "Niemand kann einfach kommen, sich ein Tier aussuchen und es dann mitnehmen." Tiere, die aus Langeweile angeschafft werden, laufen Gefahr, schnell wieder im Heim zu landen. Die Mitarbeiter hätten ausreichend Erfahrung, um zu unterscheiden, wer es wirklich ernst meint und wer nicht. So fanden nur einige wenige Vermittlungen unter strengen Corona-Auflagen statt.

Ein anderes, wichtiges Thema für Gerhard Schmidt ist der Igel. Die neue Igelstation des Tierschutzvereins bei Ingolstadt hat bereits mehr als 130 Tiere aufgenommen und versorgt. Das Thema bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Verständnis, meint Schmidt. "Durch den Lockdown waren die Menschen verstärkt zu Hause unterwegs und haben auch mehr Igel gefunden." Die Bereitschaft, den kleinen, stacheligen Tieren zu helfen, wächst.

Während das Tierheim und die Tierpension des Vereins im Jahr 2020 also weit unterhalb der verfügbaren Kapazitäten gefüllt waren, blieben die Großtiergehege meistens voll. Pferde, Esel und Schweine bleiben so gut wie immer auf Lebenszeit im Tierheim. "Es ist einfach schade und unverständlich, dass man so einen Unterschied zwischen Haus- und Nutztieren macht", bedauert Gerhard Schmidt. Im Tierschutzverein Neuburg-Schrobenhausen geht es aber auch ihnen gut, trotz, oder vielleicht auch wegen der Corona-Pandemie.

DK

Karen Hanne