Glossiert: Der Exodus steht bevor

23.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:08 Uhr

Und jetzt erst recht!

Diesen Fasching werden meine Mannen und ich es ganz besonders krachen lassen. Und zwar nicht, weil 2020 von der FGE als Jubeljahr gefeiert wird, in dem sich Prinzen längst vergangener Jahrzehnte erfolgreich in ihre Originalkostüme zwängen - wobei: Respekt an den Stimpfl Heli, den Emslander Stephan und Co. ! Meine Mannen und ich werden aber den Fasching diesmal deswegen ausgiebigst feiern, weil uns die Fastenzeit heuer besonders arg ans Herz gehen wird.

Denn eigentlich gibt's zum ersten Fastensonntag für bibelfeste Katholiken wie uns die Lesung aus der Genesis, und zwar den Passus, an dem für die noch sehr überschaubare Zwei-Personen-Menschheit im Paradies noch alles in schönster Ordnung ist. Heuer kommt's mir aber eher vor wie der Exodus - der Auszug aus dem Gelobten Land. Denn was lese ich da in meinem Leib- und Magenblatt: Am 1. März schließt mein über alles geliebter Dom. Die Heimstatt meiner sonntäglichen inneren Einkehr und Bußfertigkeit wird für die nächsten zwei Jahre zur Großbaustelle. Das gesamte Kirchenvolk inklusive der hohen Geistlichkeit, der Willibaldsreliquien und dem Herrgott in Gestalt des Allerheiligsten höchstselbst ziehen aus und finden Unterschlupf in der Schutzengelkirche, wo dann die bischöfliche Kirchenmusik mit ihrem engelsgleichen Domchor unter dem Schutze der dortigen 567 Himmelsboten im Wechsel mit den Tenören, Bässen und Baritonen der dortigen Seminaristen den Kirchenraum beschallen wird.

Das Kirchenvolk muss sich also gehörig umstellen, zumal die Dompfarrei die Baustelle am Gebäude gleich zu einer Renovierung ihrer Gottesdienstordnung nutzen mag und hier die Spätmesse ab März und dann die Frühmesse in zwei Jahren ersatzlos streichen wird. So mancher wähnt sich da gar um die Möglichkeit zur Ausübung seiner sonntäglichen Christenpflicht gebracht. Doch diese Sorge ist unbegründet, habe ich mir von den fachkundigen Redakteuren meiner Heimatzeitung mit einem Blick in die Gottesdienstordnung auch zeigen lassen: Allein in der Stadt Eichstätt gibt's zwischen Rebdorf und Salesianum 22 sonntägliche Messfeiern für brave Katholiken - da werden wir den zeitweisen Verzicht auf unsere Kathedralkirche als besonderen asketischen Akt schon zu verschmerzen wissen.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach