Ernsgaden
Glibberiges Vieh

Ausverkaufte Vorstellungen: Ernsgadener Bauerntheater sorgt mit "Regnwurm-Orakl" für Furore

12.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

"Igitt": Anfangs löst der Regenwurm, den Lumpazi (Michael Kaczmarek) seiner Falotta (Erika Schwenderling) stolz vor die Nase hält (oben), noch Ekel aus. Als Orakel schwemmt er indes Geld in die Haushaltskasse und sorgt für so manch turbulente Szene. - Foto: Zurek

Ernsgaden (DK) Mit dem "Regnwurm-Orakl" sorgt das Ernsgadener Bauerntheater für Furore. Dank ideenreicher Regie und mit Herzblut agierender Darsteller wird der ländliche Schwank von Ralph Wallner zum actionreichen Vergnügen, bei dem kein Auge trocken bleibt.

Heimlicher Hauptdarsteller ist ein glibberiges Viech mit vermeintlich seherischen Fähigkeiten. Dem Wurm an sich wird sogar vor und zwischen den Akten gesanglich gehuldigt. Dessen menschliche Mitstreiter setzen die originellen Einfälle der Regisseure Brigitte Schleibinger und Hans Schmid mit enormer Bühnenpräsenz und sichtlichem Spaß an der Sache um.

Ort des Geschehens: eine Kleinhäusler-Hütte am Schilfdorfer Weiher. Die Szene erstreckt sich bis in den Zuschauerraum, in dem ein echtes Boot aus dem dicht drapierten Schilf lugt. Das von Alexander Schwenderling gestaltete Bühnenbild trägt ebenso maßgeblich zur Atmosphäre bei wie Maske und Kostüme. Bisweilen glaubt man gar, das "Schwoaßeln" in der wenig reinlichen Behausung zu riechen.

Die etwas schmuddelige, aber heile Welt von Falotta Nassauer (Erika Schwenderling in der Paraderolle des pfundigen Weibes mit Stroh im Haar und Pfeffer im Hintern) und ihrem Ehemann Lumpazi (herrlich naiv: Michael Kaczmarek) gerät ins Wanken, als ein gewisser Hanser Hasenfuß in ihrem trauten Heim auftaucht. Der junge Mann, dem Daniel Hamberger hypochondrische Züge verleiht, ist auf der Suche nach seinem leiblichen Vater. Den glaubt er, der Weissagung einer gewissen Kassandra zufolge, ausgerechnet in Lumpazi gefunden zu haben. Begleitet wird er von Georg Zasterbauer, der als Schürzenjäger für Ärger sorgt. Stefan Schabenberger besteht seine Feuerprobe in der Rolle des geborenen Stenz problemlos. Bevor er sich als Sohn zu erkennen gibt, möchte der Hansi jedoch das Terrain sondieren, wobei ihm die Schank-Zens (Sabine Schmelzer als verführerisch flottes Madel) liebend gern zur Seite steht.

Mitten hinein in die Suche nach dem familiären Heil entzündet sich ob einiger "grampfelter" Holzscheite ein Streit zwischen Falotta und der bestohlenen Gickerl Walli ("schlagkräftig" gespielt von Stephanie Wurfbaum). Da scheint sich plötzlich eine Lösung für die ständig klamme Kasse der Nassauers aufzutun. Angeregt von der Begeisterung des Mumien-Reserl (eine wandelbare Kathrin Kersting als Jungfer, hinter deren hausbackener Fassade ein erotischer Vulkan brodelt) für die Antike nebst weissagender Pythia, keimt in Falotta eine Geschäftsidee auf: orakelnde Regenwürmer. Bald hat sie mit viel Brimborium eine Fangemeinde und reichlich Diridari gewonnen.

Ein mimikstarker Claus Schmid alias Gockerl Willi gehört als sympathischer Regenwurm-Allergiker ebenso dazu, wie die von Neuling Lisa Pfeiffer gespielte "Huaberin". Allein: Der Friede hält nicht. Gerüchte und Missverständnisse gipfeln in Handgreiflichkeiten und Verfolgungsjagden, bei denen Weiber zu Furien mutieren. Was genau sich da so abspielt und was eine Vevi aus Zwickelbach am Ende mit dem Ergebnis des Vaterschafts-Tests zu tun hat, soll nicht verraten werden. Schließlich sind noch zwei Vorstellungen - am Freitag und Samstag - beim Riedmeier geplant. Karten gibt es allerdings keine mehr.