Ingolstadt
Gleisüberprüfung per Drohne

Modellprojekt FreeRail kann ab September starten - In Ingolstadt wird die Akzeptanz der Bürger ermittelt

06.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:05 Uhr |
Antrag für das Förderprojekt FreeRail im Januar in Berlin: Mit unterzeichnet haben (v.l.) OB Christian Lösel, Digitalstaatsministerin Dorothee Bär, Sabina Jeschke, DB-Vorstand für Digitalisierung und Technik, sowie der Ingolstädter Abgeordnete Reinhard Brandl. Die Drohne, auf dem Foto sieht man ein Exemplar in Originalgröße, soll künftig Bahnstrecken überwachen. − Foto: Oliver Lang/Deutsche Bahn AG

Ingolstadt (DK) Urban Air Mobility: Hinter diesen drei Worten verbirgt sich eine ganz neue Dimension der Fortbewegung - nämlich in die dritte Dimension.

Vor gut einem Jahr haben die Stadt, die Landkreise der Region, der Freistaat und Partner aus Industrie und Forschung erklärt, in der Region innovative Mobilitätskonzepte für den Luftraum entwickeln und erforschen zu wollen. Als Beispiele wurden das Rettungswesen, der Transport von Blutkonserven oder - mittlerweile wohl am bekanntesten - Flugtaxis genannt. Die Bevölkerung werde in die Machbarkeitsstudien aktiv einbezogen und die Belange hinsichtlich Lärm und Sicherheit berücksichtigt, hieß es damals.

Jetzt wird's ernst: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat den Förderantrag bewilligt, am 1. September kann das Modellprojekt FreeRail tatsächlich starten.

Im Januar hatte die Stadt zusammen mit einem Projektkonsortium in Berlin den Antrag auf Förderung für das Projekt FreeRail gestellt. Damit sollen autonom betriebene Drohnen am Streckennetz der Deutschen Bahn etwa Unwetterschäden oder die Vegetation an den Gleisen erfassen. Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle wies gestern vor der Presse darauf hin, dass im Gegensatz zu manch anderen Vorhaben diese spezielle Drohne schon existiert und im Februar auch im Planungsausschuss der Stadt gezeigt worden war.

Im Modellversuch sollen nun der Einsatz von Drohnen sowie die erforderlichen Rahmenbedingungen untersucht werden. Für die Bahn liegt das Potenzial von Drohnen vor allem in einer schnelleren und effizienteren Inspektion ihres Streckennetzes. Ziel sei es, die Multicopter rasch "außer Sicht" fliegen zu lassen, das heißt ohne Blickkontakt zum Fluggerät. Ihre Reichweite ist wesentlich größer als bei üblichen Drohnen, die auf Sicht geflogen werden müssen. Sie liegt laut Preßlein-Lehle bei 25 bis 30 Kilometern. Wann allerdings die Testphase genau beginnt und welche Bahnstrecken abgeflogen werden, steht derzeit offenbar noch nicht fest.

Die Bahn lässt nach eigenen Angaben seit 2015 regelmäßig Drohnen aufsteigen, bislang etwa zur Vegetationskontrolle oder Inspektion von Brücken und Bauwerken. Mit Flügen außer Sichtweite wäre die Bahn beispielsweise auch bei Störungen schneller in der Lage, die Ursachen zu identifizieren und zu reagieren, was mit dem Modellversuch ebenfalls erstmals erprobt wird.

Das Konsortium umfasst nach Angaben der Stadt folgende Unternehmen und Institutionen: Quantum-Systems GmbH (Konsortialführer), geo-konzept Gesellschaft für Umweltplanungssysteme mbH, Technische Hochschule Ingolstadt, DB Fahrwegdienste GmbH und die Stadt Ingolstadt. Jeder Partner hat unterschiedliche Aufgaben. Der Schwerpunkt der Stadt liegt speziell auf der Integration der Bürgerinnen und Bürger in den Projektablauf. Die Studie soll Aufschluss darüber geben, welche Vor- und Nachteile in der Bevölkerung einer Großstadt zum Einsatz von Drohnen gesehen werden und wie mögliche Sicherheitsbedenken und Lärmbelästigung vermieden werden können. Sie soll auch die Möglichkeit des "gesellschaftlichen Mehrwerts für den Bahnreiseverkehr durch Verringerung der Störfälle im Bahnbetrieb aufzeigen". Im Ergebnis soll gezeigt werden, welche Maßnahmen getroffen werden können, um "die positive Wahrnehmung von Drohneneinsätzen zu erhöhen", so die Stadt.

Dies dürfte auch nicht schaden, um es einmal salopp zu formulieren. Nach der Präsentation eines Flugtaxi-Demonstrators im März am Rathausplatz hatte es Kritik gehagelt, weil das Gerät gar nicht geflogen ist.
 

Bernhard Pehl

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