München
Glanzloser Auftaktsieg

Beim FC Bayern ist trotz 2:1 gegen den VfL Wolfsburg noch Sand im Getriebe

22.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

München (DK) Die inzwischen 52. Bundesligasaison ist eröffnet. Und sie begann am Freitagabend genau so, wie es wohl die meisten Fußballfans in Deutschland erwartet hatten – nämlich mit einem Münchner Heimsieg. So schlug der FC Bayern den VfL Wolfsburg mit 2:1 (1:0).

Feierstimmung in der Allianz-Arena schon vor dem Anpfiff: Blumensträuße für die bayerischen Weltmeister, bestens gelaunte Fans, tolle Choreografie in der Südkurve – es wurde höchste Zeit, dass die bundesligalose Zeit endlich vorbei ist. Nun gut, laut Protokoll tat sie das dann mit achtminütiger Verspätung, aber immerhin. Ab exakt 20.38 Uhr rollte die Kugel, der Wolfsburger Aaron Hunt durfte sie als Erster berühren.

Eine der ersten Erkenntnisse: FCB-Coach Pep Guardiola hat in der Sommerpause nicht den Fußball völlig neu erfunden. Was waren im Vorfeld nicht alles für mögliche Varianten gehandelt worden – und was machte schließlich der spanische Startrainer: Er ließ zum Saisonauftakt eine ganz gewöhnliche Viererkette spielen. Das einzig Besondere daran: Holger Badstuber zählte zu dieser, durfte also nach ewig erscheinender Verletzungspause endlich sein Punktrunden-Comeback feiern. Daneben agierten Dante, Philipp Lahm sowie auf der linken Seite Neuzugang Juan Bernat. Das war irgendwie so zu erwarten.

Umso mehr rückte dafür ein schmächtig wirkender 17-Jähriger, gerade einmal 1,75 Meter groß, in den Mittelpunkt des Interesses. Sein Name: Gianluca Gaudino, seines Zeichens Sohn von Ex-Nationalspieler Maurizio. Zugegeben, er hatte eine vorzügliche Vorbereitung hingelegt. Aber dass Guardiola sofort auf diesen Rechtsfuß im Mittelfeld baute? Überraschend war’s allemal.

Und der Youngster machte seine Sache gut, fiel zumindest nicht negativ auf. Wobei das Match doch eher zäh begann. Viele Zweikämpfe, viele Schnitzer im Mittelfeld, kaum Torraumszenen. Was viele Münchner befürchtet hatten, schien tatsächlich einzutreten: Diese FCB-Elf konnte doch noch gar nicht eingespielt sein – bei der eigentlich doch viel zu kurzen Vorbereitungszeit ihrer Stars nach der WM.

Allerdings tat ihr der VfL an diesem Freitagabend den Gefallen, keinen Profit daraus zu ziehen. Das Team aus Niedersachsen agierte zu brav, zu mutlos, ohne erkennbaren Plan in der Vorwärtsbewegung. Mehr noch: Es gestattete den Münchnern auch die nötige Zeit, um ihrerseits auf Touren zu kommen – was für die Gäste prompt böse Folgen hatte. Wolfsburgs Keeper Max Grün konnte zwar zunächst noch zweimal stark gegen Robert Lewandowski retten (29./30.), aber in der 38. Minute war’s dann doch passiert: Arjen Robben setzte sich auf dem rechten Flügel unwiderstehlich durch, und an seine flache Hereingabe hielt Thomas Müller einfach mal sein Schienbein hin, wie es wohl nur er kann – 1:0 für die Bayern. Und ja, diese Führung ging mittlerweile völlig in Ordnung.

Als der herausragende Robben dann auch noch einen von ihn selbst initiierten Konter erfolgreich zum 2:0 abschloss (47.), schien die Partie endgültig zugunsten der Roten gelaufen zu sein – dachten die 71 000 Zuschauer in Stadion, dachten wohl sogar die 22 Kicker auf dem Rasen. Ein furioser 18-Meter-Knaller von Ivica Olic genau in den Winkel (52.) zerstörte aber jeglichen Anflug von Langeweile sehr schnell wieder, das Spiel war wieder offen. Warum? Das wussten wohl selbst die Gäste nicht so genau.

Ging doch noch etwas für sie? Der FCB tat mit leichtsinnigen Aktionen jedenfalls viel dafür, dass die Sache spannend blieb. So scheiterte Lewandowski ein weiteres Mal frei stehend an Grün (57.), und auf der anderen Seite hätte Manuel Neuer Kevin de Bruyne um ein Haar das 2:2 geschenkt (63.). Nein, das hätte aus Bayern-Sicht niemals sein müssen.

Das Geschehen verlagerte sich nun immer mehr in die Münchner Spielhälfte – weil der VfL endlich mehr riskierte, weil die Bayern sich bewusst zurückzogen und auf den wohl entscheidenden Konter zum 3:1 spekulierten. Allerdings gab es kaum mehr Entlastung für die Roten. Schwanden ihnen tatsächlich die Kräfte?

So benötigten sie in der 79. Minute eine Riesenporion Dusel, um sich nicht den Ausgleich einzufangen, denn zunächst beförderte Junior Malanda die Kugel lediglich an die Querlatte des FCB-Kastens, um den Abpraller dann aus gefühlten 34 Zentimetern Entfernung am Gehäuse vorbeizusetzen – eine unglaubliche Szene. Nach 90 Minuten jubelten freilich doch nur die Münchner. Beziehungsweise sie atmeten tief durch. Hauptsache gewonnen.