Gift fürs Image

Kommentar

21.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Bei der Bundeswehr weht ein rauerer Wind als an den meisten anderen Arbeitsplätzen. Die Truppe ist noch immer männerdominiert. Viele Soldaten halten sich für harte Typen und zeigen das gerne.

Auch ihren Kameradinnen oder anderen Soldaten gegenüber, die sie für schwächer halten. Mischt sich das mit einem unguten Korpsgeist, bleibt es häufig nicht bei Imponiergehabe. Dann kommt es mitunter zu Übergriffen.

Manchmal werden diese von Vorgesetzten sogar geduldet. Es drohen Exzesse wie in Pfullendorf. Es ist zu begrüßen, dass Ursula von der Leyen und ihr Ministerium an dem Standort durchgegriffen haben. Nun mussten sie in Bad Reichenhall erneut tätig werden, bei den Gebirgsjägern soll es zu sexuellen Übergriffen gegen einen Soldaten gekommen sein. Gegen 14 Militärs wird ermittelt. Kürzlich erst hatte die Verteidigungsministerin eine Oldenburger Staatsanwältin zu recht scharf kritisiert, weil sie Aufforderungen eines Soldaten zum Sex und den Griff ans Gesäß einer Kameradin nicht sofort als Beleidigung gewertet hatte.

Hier muss es eine Null-Toleranz-Politik geben. Das hat die Ministerin zugesagt. Jeder Fall ist Gift für das Image der Bundeswehr, deren Personalstärke um 20 000 aufgestockt werden soll. Doch die Truppe steht in harter Konkurrenz mit der gewerblichen Wirtschaft und anderen öffentlichen Arbeitgebern. Sie kann nicht wählerisch bei der Auswahl des Nachwuchses sein. Umso wichtiger ist es, dass die Dienstaufsicht funktioniert. Und dass alle Soldatinnen und Soldaten sicher sein können, dass ihnen geholfen wird und sie geschützt werden, wenn sie sich in einer Notlage an einen Vorgesetzten wenden.