Ingolstadt
"Gib mir Wurst, Conchita!"

Comedian Chris Boettcher begeistert mit Songs und Parodien im Ingolstädter Festsaal

16.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:32 Uhr

Sieht harmlos aus, ist aber der böse King of Parody: Chris Boettcher beim Heimspiel in Ingolstadt - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Chris Boettcher spielt als One-Man-Show mit Musik-Comedy und Parodie-Sketchen definitiv in der oberen Liga. Nun bringt der 50-Jährige mit dem Programm „s’Beste“ die Highlights seines langjährigen Daseins als „King of Comedy and Parody“ auf die Bühne.

Im Rahmen der 31. Ingolstädter Kabaretttage füllte sich der Festsaal mit Fans des äußerst sympathischen Spaßmachers.

Der Abend erwies sich als sehr kurzweilig. Was den gelernten Radio-Menschen Chris Boettcher auszeichnet, ist das wohl in diesem Beruf erlernte perfekte Timing: Kurz und knapp folgen lustige Lieder, deftige Dialoge und pointierte Parodien aufeinander. Das Publikum geht voll mit – und das nicht nur bei den bekannten Figuren aus Radio und TV. Obwohl Chris Boettcher der eigenen Aussage nach gerne mehr auf klassische Themen wie Intrigen, Liebe, Macht und Geld eingeht, hat er dennoch ein paar aktuelle Themen am Start. So präsentiert er seinen persönlichen Eurovision-Song für Österreich, „Gib mir Wurst, Conchita“ (auf die Melodie von „Gimme hope, Joanna“), hat ein Lied über Ingolstadt parat („da brauchst koan Glitzer-Boulevard – der Rathausplatz, der duads doch a“), besingt den Start der Formel-1-Saison („Ich fahr im Kreis“) und wirft einen kritischen Blick auf Silvio Berlusconi, Uli Hoeneß und Angela Merkel. Diese „erfindet sich neu als Kanzlerin der Lust“ und wird bei Chris Boettcher mit Körbchengröße Doppel-D zum „fleischgewordenen Aufbau Ost“.

Die geschlechtsreifen Jugendlichen signalisieren laut Boettcher Paarungsbereitschaft, indem sie auch im Hochsommer mit ihrem Lieblings-Accessoire, der Wollstrickmütze, herumlaufen, und die Nummer „In der Pubertät“ hat den Vergleich von Kindern vor und in dieser Phase zum Inhalt.

Chris Boettcher zieht ansonsten gerne Mitmenschen durch den Kakao, die seiner Ansicht nach an der „geistigen Armutsgrenze“ leben und verewigt sie in Songs wie „Bockfotzngsicht“ oder „10 Meter geh“. Der Musik-Kabarettist hat zudem eine CD christlicher Lieder von und mit Florian Silbereisen, Stephan Mross und Hansi Hinterseer entdeckt, welche er nach allen Regeln der Kunst zerlegt. Als Boyband Wildbadkreuther Herzbuben mit Horst Seehofer und Edmund Stoiber sinniert Boettcher: „Ohne uns wär die Wies-Kirch a Moschee – ohne uns läg München an der Spree.“ „Isch heiß wie isch heiß“ – so lautet sein Textentwurf für den Dauer-Schlecht-Deutsch-Sprecher Howard Carpendale. Doch ganz besonders haben es dem Ingolstädter Nachahmungs-Künstler Udo Lindenberg mit seinem schnutigen Nuschelgesang sowie der kernig-grummelnde Peter Maffay angetan.

Genauso herrlich gelingt ihm jedoch die Darstellung vieler anderer Prominenter, darunter Dieter Bohlen, Jogi Löw oder Boris Becker. Da dürfen natürlich auch seine Parade-Parodien von Lothar (Matthäus) und Franz (Beckenbauer) nicht fehlen, welchen Boettcher seit Jahren wunderbar verdrehte Dialoge in den Mund legt. Wortverspielte Sketch-Dialoge eines Pärchens auf dem Fernsehsofa, zweier Freundinnen im Fitnessstudio („Beckenbodentraining? Ich tauch nicht gern!“) oder eines österreichischen Großindustriellen-Ehepaars in der Opernball-Loge ergänzen das runde Programm, das zwar nicht allzu viel Tiefgang besitzt, jedoch genau die richtige Portion an Humor, um das Hirn auszulüften und das Zwerchfell zu massieren.