"Gezielte Präsenz" zeigen

14.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Johann Rast ist seit zehn Monaten Polizeipräsident in Ingolstadt.

Ingolstadt (DK) Es war kein einfaches Unterfangen gewesen, das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord nach Ingolstadt zu bringen, als es um die bayerische Polizeireform ging. Verschiedene politische Vertreter im Freistaat hatten um einen Zuschlag für jeweils ihren Standort gekämpft.

Der Flughafen Erding schien schließlich nach einer Entscheidung des Innenministeriums das Rennen gemacht zu haben. Einer Ingolstädter Delegation gelang es zuletzt mit handfesten Argumenten, das Ruder doch noch einmal herumzureißen.

Das Polizeipräsidium an der Esplanade, das hinunter bis an den Starnberger See zuständig ist, hat seinen Betrieb längst aufgenommen, die Anlaufschwierigkeiten sind gemeistert. DK-Redakteur Horst Richter bat Präsident Johann Rast, der aus Bayreuth stammt und von seiner letzten Stelle in München an die Donau gekommen ist, zu einem kurzen Interview.

Herr Rast, das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord existiert nun seit fast zehn Monaten. Hat sich die Entscheidung für den Standort Ingolstadt aus Ihrer Sicht als richtig erwiesen oder wäre der Flughafen Erding nicht doch die bessere Wahl gewesen?

Rast: Man hätte sich sicher von der zentralen Lage her auch einen anderen Standort vorstellen können – Ingolstadt liegt im Dienstbereich relativ weit nördlich. Allerdings sprach für Ingolstadt sowohl die Einwohnerzahl als auch die Wirtschaftskraft. Außerdem war die örtliche Infrastruktur gegeben. Insofern eine richtige Entscheidung.

Die vom früheren Direktionsleiter stets geleugnete Personalnot bei der Ingolstädter Polizeiinspektion ist noch immer ein Thema. Die Politik hat zwischenzeitlich zwar reagiert und Verstärkung versprochen, aber es wird noch Jahre dauern, bis ausreichend Nachwuchs an der Basis ankommt. Ist die Sicherheit in Ingolstadt und der Region bis dahin gewährleistet oder sehen Sie hier weiteren Handlungsbedarf?

Rast: Wir haben Ende vergangenen und Anfang dieses Jahres eine deutliche Personalzuführung zugunsten der Polizeiinspektion Ingolstadt veranlasst, obwohl die Personalausstattung anderer Dienststellen ebenfalls angespannt ist. Insofern haben wir in Ingolstadt derzeit eine knapp ausreichende Personaldecke, werden aber die weitere Entwicklung genauestens im Auge behalten und Ingolstadt im Rahmen der künftigen, jeweils halbjährlichen Personalzuführungen angemessen berücksichtigen.

Ingolstadt ist mitunter ein gefährliches Pflaster, es vergeht kaum ein Wochenende ohne oft brutale Schlägereien. Ist die Entwicklung Besorgnis erregend, und wie reagiert die Polizei darauf?

Rast: Von der Kriminalitätsbelastung her liegt Ingolstadt unter den sieben bayerischen Großstädten erfreulicherweise an drittletzter Stelle, wobei die absolute Zahl der Straftaten gegenüber den Zahlen des letzten Jahres bei steigender Aufklärungsquote nochmals um zirka fünf Prozent abgenommen hat. Besorgnis erregend sind allerdings nach wie vor die Rohheit und Intensität einzelner Gewaltdelikte, denen wir mit gezielter Präsenz und unter Ausschöpfung aller Ermittlungsansätze begegnen.

Sie haben die Stadt mittlerweile auch als Privatmann kennen gelernt und leben am Rand der Altstadt. Fühlen Sie sich nach dem Wechsel von München in die Schanz in die Provinz versetzt, wie manche Ihrer Kollegen? Oder haben Sie in Ingolstadt eine neue zweite Heimat gefunden?

Rast: Die zweitgrößte Stadt Oberbayern als Provinz bezeichnen zu wollen, wäre reichlich kühn. Meine Frau und ich fühlen uns hier sowohl vom kulturellen Angebot als auch von den Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten her bestens versorgt und ich bin sicher, dass das so bleibt.