Gewaltige Aufgabe

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Zu unserem Beitrag über die Sitzung des Neuburger Finanzausschusses (DK von Mittwoch, 16. September):

Das 2008 neu gestrichene Gebäude ist ein repräsentatives Bauwerk in der Bahnhofstraße. Dass die Stadt Neuburg dieses Haus gerne einem angemesseneren Verwendungszweck zuführen will, hat unser vollstes Verständnis.

Der Historische Verein als Träger des Stadtmuseums hat sich jahrzehntelang bemüht, für seine umfangreiche Sammlung geeignete Depoträume zu bekommen. Optimal wären ebenerdige, klimatisierte (gleichmäßige Temperaturen, ausgesperrtes Tageslicht) Räume, in denen Hochregale eingebaut werden können.

Nachdem die 1992 angemieteten Depoträume in der Donauwörther Straße 2003 gekündigt wurden, musste kurzfristig für Ersatz gesorgt werden – nach dem Umzug der Geschäftsstelle des Historischen Vereins ins Loiblhaus blieben nur die seit 1984 vom Historischen Verein genutzten Räume in der Bahnhofstraße übrig.

Durch die hoch gestapelten Kisten, die aufeinander gestellten Möbel, die an die Wand gehängten Stühle mag der Eindruck eines "Warenlagers" entstehen – dies ist der Raumnot und der Masse der Exponate geschuldet.

Viele Neuburger Familien, der Handels- und Gewerbeverein als Nachfolger der Zünfte, der Stadtmagistrat, die ehemaligen Fünfzehner, die Jesuiten um nur einige Beispiele zu nennen, übergaben Teile ihrer Sammlungen gezielt dem Historischen Verein zur Bewahrung und zur Ausstellung im Museum. Viele Neuburger Familien tun das auch heute noch, sie wollen ihre wertvollen Hinterlassenschaften für spätere Generationen gut aufgehoben wissen.

So stellen die Sammlungen des Historischen Vereins ein Kulturerbe unserer Stadt dar, für das der Historische Verein und das Stadtmuseum Verantwortung übernommen haben. Im Laufe der Zeit hat sich die Sammlung in den Bereich der Alltagskultur erweitert. Man kann nicht einfach aufhören zu sammeln, viele Traditionen und Gegenständen sind heute noch greifbar und morgen schon verloren – Geschichte beginnt jetzt! Besonders gilt das für die Gefährdung kultureller Eigenheiten im Zeitalter der Globalisierung. Der Auftrag des Sammelns und Bewahrens hat zum einen hervorragenden Stellenwert im Aufgabenkatalog des Stadtmuseums und des Historischen Vereins. Zum anderen ist das Depot Voraussetzung für die Ausstellungstätigkeit des Stadtmuseums und die Vermittlung des kulturellen Erbes.

Die Neuburger Hinterlassenschaften treffen Aussagen zu hiesigen Künstlern oder Handwerkern über die Techniken der Herstellung, den Verwendungszweck oder ein historisches Ereignis. Dies alles ist dokumentiert, fotografiert und digital abrufbar; seit 1985 wird der Museumsbestand (beider Neuburger Museen!) und des Depots inventarisiert.

Die Stadt und der Historische Verein teilen sich die Verantwortung für das kulturelle Erbe ihrer Stadt. Der Historische Verein ist dabei einer der wenigen Geschichtsvereine in Deutschland, der als Museumsträger ein Museum – mit Fachpersonal und ehrenamtlichen Kräften – betreibt und betreut. Diese Aufgabe stellt für den Verein eine gewaltige Aufgabe dar, die ausschließlich im Interesse der Stadt wahrgenommen wird.

Barbara Höglmeier

Roland Thiele, Vorsitzender des Historischen Vereins