Greding
Getreideernte fällt niedrig aus

Die Wetterkapriolen machen den Landwirten zu schaffen - Zusätzliche Qualitätsverluste

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
Dieses Jahr landet etwas weniger Getreide in den Silos von Josef und Xaver Bösl (ab 2. von links), die im Industriegebiet einen Agrarhandel betreiben. Landwirt und BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt (links) zufolge hat das Wetter Spuren auf den Feldern hinterlassen. −Foto: Steimle

Greding (HK) Das Wetter hat den Feldfrüchten einiges abverlangt: auf Schnee im April folgte Hitze im Juni, der Juli brachte viel Regen. Landkreisweit ist darum heuer deutlich weniger Korn eingefahren worden als in den vergangenen Jahren. Außerdem müssen die Landwirte Qualitätsverluste verzeichnen.

Für viele Bauern in der Region war es ein Wettlauf gegen die Zeit: Zum Dreschen blieb oft nur ein „knappes Zeitfenster“, wie BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt aus eigener Erfahrung sagt, dann zogen schon wieder die ersten Regenwolken am Himmel auf. Doch schon als das Getreide heranwuchs, hat das Wetter mit seinen Kapriolen für Probleme gesorgt. Das hat deutliche Spuren auf den Feldern hinterlassen.

15-20 Prozent weniger Ertrag bei Weizen, Raps und Sommergerste müssen in der Region verzeichnet werden, im Norden des Landkreises, wo die Böden laut Xaver Bösl, der in Greding einen Agrarhandel betreibt, sandiger sind, können Ausfälle bis zu 50 Prozent drohen. Der „entscheidende Faktor war das Wasser“, sagt Bösl, gerade im Juni gab es davon wenig, dazu kamen die hohen Temperaturen und die „intensive Sonneneinstrahlung, die den Pflanzen geschadet hat“. Auf einem guten Boden wie etwa im Jurabereich in Greding und Thalmässing komme das Getreide damit zurecht, sagt Bösl, „sodass man dann zumindest einen durchschnittlichen Ertrag ernten kann“. Thomas Schmidt hat das bei seinem Raps beobachtet: „In einer guten Lage habe ich heuer drei Tonnen Ertrag pro Hektar eingefahren, auf einem schlechteren Boden bekommen ich nur 1,5 Tonnen.“

Doch nicht nur die geringere Erntemenge macht sich im Geldbeutel der Landwirte bemerkbar, das wechselhafte Wetter sorgte auch für erhebliche Qualitätsverluste. Denn wenn der Weizen reif auf dem Feld steht, wie Josef Bösl erklärt, aber nicht abgeerntet werden kann, „keimt das Korn bei schwülem Wetter am Halm“. Der Mehlkörper wird leichter, da er zersetzt wird, die Körner „weisen eine schlechtere Backfähigkeit auf“. Dies wird nicht erst in der Bäckerei, sondern gleich bei Bösls im Landhandel festgestellt. Dort wird nicht nur die Feuchtigkeit und das Hektolitergewicht des Mehlkörpers gemessen, „sondern in einem kleinen Backversuch auch die Verkleisterungsfähigkeit der Stärke untersucht“, sagt Josef Bösl. Fünf Jahre lang war diese Untersuchung gar nicht notwendig, heuer „muss wieder bei jeder Fuhre gemessen werden“. Dieser Qualitätsverlust wirkt sich auf den Preis aus: „Das Korn kann nicht mehr als Brotgetreide verkauft werden, sondern taugt nur noch als Viehfutter“, sagt Schmidt. Ist die Ernte selbst dafür zu schlecht, landet sie in der Biogasanlage. Der Landwirt schätzt, dass heuer 25 Prozent der Ernte als Futterweizen verwendet werden müssen. Ähnlich wird es einem großen Teil der Braugerste ergehen. „70 Prozent der Ernte können nur verfüttert werden, da sie einen zu hohen Eiweißgehalt aufweist“, sagt Schmidt. Dieser erschwere nämlich den Brauprozess.

Besser sieht es beim Wintergerste und beim Mais aus. Letzterer profitiere vom zunehmend feucht-warmen Klima, sagt Xaver Bösl, zudem komme der Mais „als Tropenpflanze besser mit den hohen Niederschlagsmengen im Juli zurecht“. Im Mai und Juni brauche die Pflanze in ihrer beginnenden Wachstumsphase dagegen kaum Wasser, fügt Schmidt hinzu.

Erfreuliche Nachrichten gibt es auch bei den Preisen, sagt der Kraftsbucher Landwirt, diese seien etwas besser als im Vorjahr, „dennoch sind sie weiterhin auf historisch niedrigen Stand“, ein roter Faden, der sich durchzieht, wie Schmidt vorrechnet: „Ich kann heute für 100 Kilogramm verkauften Weizen rund 30 Semmeln kaufen“, sein Vater hätte vor 50 Jahren für die gleiche Menge an Weizen 500 Semmeln bekommen.

Abstürze ins Bodenlose gebe es dank der Warenterminbörsen immer seltener, diese „stabilisieren den Preis“, betont der Kreisobmann. Heute seien zudem die Preise, die die Landwirte mit ihren Erzeugnissen erzielten, bei weitem nicht mehr so unterschiedlich, da jeder die Möglichkeit habe, sich zu informieren. Auf den Preis, den der Verbraucher am Ende in der Bäckerei zahlt, hat die eher schlechte Ernte im Übrigen keinen Einfluss, „selbst wenn es in ganz Mittelfranken kein einziges Korn zu ernten gibt“, wie Xaver Bösl sagt. Anders sehe es aus, wenn es etwa in Nordamerika einen größeren Ausfall gebe – der Getreidehandel sei längst globalisiert.