Berlin
Getötete Afghanin: Freundin eines Angeklagten führte zu ihr

30.03.2022 | Stand 07.04.2022, 3:33 Uhr
Eine Statue der Justitia steht unter freiem Himmel. −Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild

Die Spuren führten Berliner Ermittler nach Bayern: Im Prozess um den gewaltsamen Tod einer 34-jährigen Mutter aus Afghanistan sind am Mittwoch Kriminalbeamte befragt worden. Rund drei Wochen nach dem Verschwinden der zweifachen Mutter sei die Leiche in Bayern entdeckt worden, schilderte ein als Zeuge vernommener Ermittler vor dem Berliner Landgericht. Die Freundin eines Bruders der Getöteten habe die Beamten zu dem Ablageort geführt.

Angeklagt sind zwei Brüder der Getöteten. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie ihre Schwester umgebracht haben, weil sie sich nicht den Moralvorstellungen der Familie unterworfen habe. Die Anklage geht davon aus, dass die 26- und 23-jährigen Brüder ihre 34-jährige Schwester am 13. Juli 2021 getötet, deren Leiche in einem Rollkoffer von Berlin nach Bayern gebracht und diese dort vergraben haben. Die Brüder haben bislang zu den Vorwürfen geschwiegen.

Videoaufzeichnungen aus dem Berliner Bahnhof Südkreuz, auf denen die Brüder mit einem großen Koffer zu sehen seien, hätten zu dem Entschluss geführt, mit einem Team nach Bayern zu fahren, sagten zwei Berliner Ermittler. Dort in Donauwörth sei der ältere der beiden Angeklagten gemeldet gewesen. Am 3. August sei er vor seinem Haus vorläufig festgenommen worden. Kurz darauf sei seine ebenfalls dort lebende Freundin erstmals als Zeugin vernommen worden. Sie habe verunsichert gewirkt und nur stockend geantwortet.

Die Auswertung von Handydaten habe auch zu einem Baumarkt geführt, so der 53-jährige Zeuge weiter. Kassen seien ausgewertet und ein auffälliger Bon gefunden worden. Demnach seien am Morgen des 14. Juli 2021 Schaufeln und Handschuhe erworben worden. Zwei Tage nach der Festnahme der Brüder sei mithilfe von Beamten aus Bayern die Leiche geborgen worden.

Der Fall hatte eine Debatte um den Begriff „Ehrenmord“ und die gescheiterte Integration von Flüchtlingen ausgelöst. Die Frau und die Brüder waren vor einigen Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Von ihrem afghanischen Mann hatte sie sich 2018 scheiden lassen. Das Opfer hatte zwei Kinder im Alter von 10 und 14 Jahren, die nun am Prozess als Nebenkläger beteiligt sind.

Die Verhandlung soll am 1. April mit der Befragung weiterer Mord-Ermittler fortgesetzt werden.

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dpa