Ingolstadt
Gestörte Gene als Krebsrisiko

Vortragsreihe am Klinikum beschäftigt sich mit Vererbung von Voraussetzungen für Tumorerkrankungen

19.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Die Diagnose Krebs stand im Mittelpunkt einer Vortragsreihe am Klinikum. Es sprachen unter anderem Babür Aydeniz (links) und Rupert Roschmann (Zweiter von rechts). Mit im Bild: Sabine Hillmann und Elisabeth Thomas (rechts) vom Förderverein Krebskranker - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Die Diagnose Krebs reißt den betroffenen Menschen aus seiner Lebensplanung. Informationen zu Veranlagung, Vererbung und Vorbeugung bei verschiedenen Krebsarten lieferten am Samstag auf Initiative des Fördervereins Krebskranker vier Fachärzte im Klinikum.

Zum genetischen Risiko, an Krebs zu erkranken, hat es in den vergangenen Jahren viele neue Erkenntnisse gegeben, wie Moderator Babür Aydeniz, Leiter der Frauenklinik am Klinikum, zu Beginn der Veranstaltung betonte.

Ein Fazit aus den Vorträgen: Die genetische Veranlagung, Krebs zu bekommen, ist zwar nicht heilbar. Man kann jedoch medikamentös und mit Früherkennung durch humangenetische Beratung Vorbeugung betreiben. Hierbei wird von einem Genetiker unter anderem der Stammbaum der Familie nach erkrankten Angehörigen durchgesehen.

Wie die Genetik mit bösartigen Tumorerkrankungen zusammenhängt, das erläuterte Gertrud Strobl-Wildemann, Fachärztin für Humangenetik am Medizinischen Versorgungszentrum Ingolstadt, in ihrem Vortrag. 22 000 Gene hat demnach jeder Mensch. Die beiden wichtigsten davon (BRCA 1 und 2) passen den Erkenntnissen zufolge auf, dass Krebs nicht ohne Weiteres entstehen kann. Diese Gene können aber gestört sein. Und solche erblichen Faktoren können jeden treffen, so Strobl-Wildemann. Hierzu sei schon die Veränderung an einem Gen ausreichend. So könne aus Darmpolypen, die sich aus einem gestörten Gen bilden, Darmkrebs entstehen. Das Risiko, zu erkranken, steige dabei, wenn mehrere Personen innerhalb der Familie an derselben Krebsart erkrankt seien. Um ein frühes Stadium der Erkrankung erkennen zu können, sei deshalb die Vorsorge wichtig. Diese werde von den Kassen bezahlt, versicherte die Referentin.

Das Risiko, nach einer Genveränderung an Brustkrebs zu erkranken, liege für Frauen bei 80 Prozent. Beim Eierstockkrebs seien es 20 bis 50 Prozent. Dass der Gendefekt an die Kinder weitervererbt werde, sei dabei zu 50 Prozent wahrscheinlich.

Andreas Manseck, Leiter der urologischen Klinik am Klinikum, ging in seinem Redebeitrag unter anderem auf die Diagnostik beim familiären Prostatakrebs ein. Von der häufigsten Tumorerkrankung beim Mann seien in Deutschland jedes Jahr 60 000 neue Patienten betroffen, so der Spezialist. Jährlich gebe es deshalb etwa 10 000 Todesfälle. Zwar trete die Krankheit vor allem im hohen Lebensalter auf. Dies habe sich zuletzt jedoch verschoben auf die Altersgruppe der 40 bis 50-Jährigen.

Das Risiko, am sogenannten familiären Krebs zu erkranken, sei abhängig vom Verwandtschaftsgrad, von der Anzahl der betroffenen Verwandten sowie von deren Alter bei der Erstdiagnose. Wie auch beim Brust- und Gebärmutterhalskrebs senke beim Prostatakrebs die Früherkennung die Sterblichkeit. Gleichzeitig liege aber das Risiko, zu erkranken, um zehn Prozent höher, wenn auch Familienangehörige erkrankt seien, so Manseck weiter. Bis zu 19 Prozent der Patienten haben eine Familienanamnese. Ob der Prozentsatz noch nennenswert gesteigert werden kann, ist fraglich, da häufig keine üppigen Kenntnisse über vorherige Generationen vorliegen und Fakten oft auch nicht mehr recherchiert werden können.